Der Schweizer Bauernverband ist im Dilemma, die Trockenheit ist in der Schweizer Landwirtschaft derzeit das dominante Thema, aber die Auswirkungen sind extrem unterschiedlich, je nach Landesteil. Die Frage ist deshalb, wie offensiv man beim Bund die hohle Hand machen soll.

Situation nicht "schamlos ausnützen"

Nun hat man einen Zwischenweg gewählt. Vielmehr als Geld vom Bund, verlangt man via Medienmitteilung Solidarität innerhalb des Sektors und von den nachgelagerten Stufen (siehe Massnahmenpaket im Kasten weiter unten). So ruft man die Bauern auf, ihre nicht benötigten Futtervorräte in den einschlägigen Börsen zu platzieren oder auf Panikverkäufe von Kühen zu verzichten. Dieses Vorgehen wurde möglicherweise auch gewählt, weil der Bund bereits gestern beschlossen hat, seinerseits Massnahmen zu ergreifen (wir berichteten).

Gleichzeitig warnt man die Metzger davor, die Situation «schamlos auszunutzen» und die Preise in den Keller zu drücken. In diesem Zusammenhang verlangt der SBV, dass die von der Proviande unlängst freigegebenen Importe nicht eingeführt werden sollen. Im Weiteren fordert man die Detailhändler auf, bis Ende April 2019 einen "Solidaritätsbeitrag" von fünf Rappen zu bezahlen, der vollumfänglich den Produzenten zu Gute kommt. Als Gründe für diesen Solidaritätsbatzen nennt der SBV die sinkende Milchproduktion kombiniert mit höheren Futterkosten.

Zugeständnisse im Direktzahlungsbereich

Zudem fordert der Verband Zugeständnisse im Direktzahlungsbereich, namentlich sollen die tiefen Futtererträge in der Suissebilanz berücksichtigt werden, so dass mehr Futter eingekauft werden kann. Auch soll bei RAUS berücksichtigt werden, dass die Tiere auf den Weiden nichts mehr zu fressen hätten.

Der SBV sei froh, "dass der Ernst der Lage erkannt ist". Laut der Mitteilung soll das Massnahmenset den betroffenen Bauernfamilien helfen, die Folgen der Trockenheit zu bewältigen. Es verursache keine Mehrkosten für den Bund. Der SBV werde aufgrund der weiteren Wetterentwicklung und den Schäden infolge der Trockenheit laufend weitere Standortbestimmungen vornehmen und je nach dem weitere Massnahmen und Forderungen in Betracht ziehen.

SMP verlangen weitsichtigeres Importregime und warnen vor Butterknappheit

Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) haben sich in Sachen Trockenheit ebenfalls zu Wort gemeldet. Die Produzenten seien gefordert, "in diesem Spiel Paroli zu bieten" und den Markt nur dosiert mit zusätzlichem Schlachtvieh zu beliefern, es bestehe überhaupt kein Grund zur Panik, im Gegenteil, heisst es in einer Mitteilung. Die Proviande-Verwaltung sei nun ebenfalls gefordert, "die Importfreigaben vorausschauend und restriktiver zu handhaben", schreiben die SMP mit Blick auf die jüngsten Freigaben.

Auf dem Schweizer Milchmarkt sei für die kommenden Wochen von deutlicher sinkenden Einlieferungen auszugehen, schreiben die SMP weiter. "Die Butterlager sinken aktuell Woche für Woche", warnt der Verband, "Schweizer Butter könnte sich so bis Jahresende zum gesuchten Artikel wandeln".

akr/pd