Mit ihren 36 Jahren ist Amina Lamprecht-Oulouda schon weit in der Welt herumgekommen. Sie hat die Ausbildung zur Gastronomiefachassistentin gemacht. «Diesen Beruf gab es nur kurze Zeit, er vereinte die Grundausbildung im Service und im Hotelfach. Heute sind das zwei separate Lehrgänge», erklärt sie.

500 Passagiere bedient

Nach der Lehre im Hotel Dolder Waldhaus machte sie sich auf, die Welt zu entdecken und Berufserfahrungen zu sammeln. Eindrücklich war das halbe Jahr auf einem Kreuzfahrtschiff, welches übers Mittelmeer, später den Küsten von Nord- und Ostsee entlangfuhr.

Begeistert erzählt sie: «Wir hatten 500 Passagiere an Bord und halb so viele Besatzungsmitglieder.» Auf einem Schiff sei alles kleiner und kompakter als in einem Hotel. «Nach der ersten Woche war ich begeistert, nach der zweiten erschöpft und überzeugt, dass ich diese strenge Arbeit nie sechs Monate durchhalten werde», so Lamprecht. Die Manieren von zum Teil unflätigen Passagieren und die ziemlich ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hätten sie gefordert. Aber es sei eine gute Lebensschule gewesen. «Ich möchte diese Zeit nicht missen. Landschaftlich waren alle diese Küsten wunderschön.»

Von Abu Dhabi nach Eglisau

Auf dem Schiff lernte sie ihre erste Liebe kennen und zog mit ihm später von einer Saisonstelle zur nächsten. Schliesslich entschieden sich beide, die Hotelfachschule in Luzern zu machen. Im Rahmen dieser Ausbildung übernahm sie die Stelle einer Gouvernante in einem Sieben-Sterne-Hotel in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate). «Ich hatte mir erhofft, nebenbei noch ein bisschen arabisch zu lernen. Daraus wurde nichts, die Zimmerboys kamen alle aus Tibet, Pakistan und Indien.»

Eigentlich hätte sie als Kind arabisch lernen können, denn ihr Vater ist Marokkaner. Damals habe sie sich jedoch strikte geweigert mit ihm in seiner Muttersprache zu sprechen. Nach einem Sprachaufenthalt in Mexiko und einer Reise durch Südamerika ging die Beziehung in die Brüche und Amina nahm zum ersten Mal einen Bürojob in Zürich-Oerlikon an. Berufsbegleitend liess sie sich zur Personalfachfrau ausbilden. 

«Im Ausgang mit Kolleginnen habe ich Christoph Lampert, den Jungbauern aus Eglisau ZH, kennengelernt, kurz darauf waren wir ein Paar», erzählt sie strahlend. Die beiden wohnen mit ihren beiden Buben im Nachbardorf Wil, im Wohnhaus des vor Jahren gepachteten Bauernbetriebes.

Das Wissen erweitert

Dank ihrem offenen und interessierten Wesen wurde Amina Lamprecht leicht in Christophs Familie aufgenommen.

«Ich stellte aber fest, dass seine Eltern und Geschwister über Dinge redeten, von denen ich keine Ahnung hatte.» Also entschied sie sich, die Bäuerinnenschule als berufsbegleitender Kurs zu machen. Vorher wurde aber noch geheiratet, der ältere Sohn Leo war bereits mit dabei. Nach einem kurzen Unterbruch, als der zweite Sohn Ben zur Welt kam, ist sie heute wieder als Personalfachfrau tätig, allerdings in einem Teilpensum.

«Ich bin sehr froh um die Unterstützung meiner und Christophs Eltern in der Kinderbetreuung und bei der Betriebsarbeit,» meint sie dankbar.  Lamprechts produzieren Tafelobst und stellen Süssmost her. Im Frühling werden Grünspargeln, dann Erdbeeren und Kirschen geerntet und im Hofladen in Eglisau vermarktet. Daneben pflegen sie einen eigenen und einen gepachteten Rebberg und betreiben Ackerbau. «Als Spezialität bauen wir Emmer an, eine alte Getreidesorte.» Eine Mühle in der Region mahlt die Körner und vermarktet die Produkte. «Für die Pflege von extensiven Wiesenflächen halten wir Mutterkühe, welche zurzeit aber auf einer Alp im Muotathal sind», ergänzt die Jungbäuerin.

Hofladen ist ausbaufähig

Vor wenigen Monaten hat Christoph Lampert den Betrieb seiner Eltern übernommen. «Viele wollten wissen, ob und was wir nun ändern würden», erzählt Amina Lampert. Aber so schnell gehe das nicht. Tiefgreifende Änderungen müssten wohlüberlegt sein, denn die verschiedenen Betriebszweige seien auf unterschiedliche Art miteinander verhängt.

So sei der Hofladen sicher ausbaufähig. Die Herausforderung sei, alle beteiligten Familienmitglieder mit ihren Fähigkeiten zu integrieren. Ein eigenes Projekt hat Amina bereits umgesetzt. Mit einem trendigen Piaggio auf drei Rädern bietet sie zusammen mit einer Kollegin Apéros an. «Angefangen hat es damit, dass wir vor gut zwei Jahren den Keller voll selbstgekeltertem Wein hatten und der Absatz stockte.» «Ape-rovino» nennt sie ihre Geschäftsidee. Sie hat damit auch schon an Märkten teilgenommen. «Ich vertraue darauf, dass die Aufträge langsam und stetig zunehmen – und bin natürlich offen für Anfragen und weiterführende Ideen», meint sie geschäftstüchtig.

Margreth Rinderknecht