Seit einigen Monaten brodelt es gehörig beim Schweizerischen Schafzuchtverband (SSZV). Wie berichtet, wollte eine vierköpfige Minderheit des Vorstands den 2015 gewählten Präsidenten Alwin Meichtry absetzen. Derweil stellten sich die übrigen sieben Vorstandsmitglieder hinter den Präsidenten.

In der Simplonhalle in Brig VS kam es nun zum Showdown in der Heimat des Amtsinhabers. Nicht weniger als rund 500 Personen fanden den Weg an die Delegiertenversammlung, 446 davon stimmberechtigt. Diese entschieden sich letztlich klar mit 256 zu 187 Stimmen gegen eine Absetzung Meichtrys.

Unverblümte Kritiker

Die Diskussion um das Traktandum 6: «Abwahl des Präsidenten» hatte zuvor erwartungsgemäss für einige Verspätung beim Mittagessen gesorgt. Schon die Reaktionen auf die diversen Wortmeldungen zeigten, dass Meichtry wohl die Oberhand behalten wird.

Er hatte in seinem Selbstverteidigungsreferat, die Kritiker der Desinformation und der Suche nach Konfrontation bezichtigt, es gebe viele Leute, die Öl ins Feuer giessen. Meichtry betonte, dass er sich in erster Linie für die Basis einsetzen wolle, dass er den Verband professionalisiert habe, wobei gewisse Vorstandsmitglieder nicht mithalten könnten mit dem eingeschlagenen Tempo.

Die Kritiker äusserten sich sehr unverblümt: Der Luzerner Werner Wicki, einer der vier zurückgetretenen Vorstände, sprach von einem Scherbenhaufen, Kompetenzüberschreitungen, eigenmächtigen Entscheidungen, sowie abgebrochenen Beziehungen zum Bauernverband und Partnerverbänden.

Auch die Direktorin des Schweizerischen Ziegenzuchtverbands (SZZV), Ursula Herren, stellte sich auf die Seite der Kritiker, Meichtry sei zwar ein eifriger Schaffer, aber die extrem wichtige Zusammenarbeit unter den Kleinwiederkäuer-Verbänden habe seit seinem Amtsantritt 2015 gelitten.

Ehrenpräsident als Sprengkandidat

Mit Kritik und einem Sprengkandidaten wartete seinerseits Meichtrys Vorgänger German Schmutz auf. Der Verband gebe ein sehr merkwürdiges Bild ab, sagte er. Schmutz plädierte für einen Neuanfang und schlug den Ehrenpräsidenten Peppino Beffa als «neuen Kapitän des Verbandsschiffes», also als interimistischen Präsidenten, vor.

Dieser Vorschlag fiel punktuell auf Zustimmung, ein Delegierter schien aber weit verbreitete Ängste aufzunehmen, als er davor warnte, dass «Schafe Schweiz», die noch zu gründende Branchenorganisation, Übernahmegelüste verspüre. Die Kritiker Meichtrys wiederum führen die geplante, vom SSZV unabhängige Gründung der Branchenorganisation auf die mangelhafte Führung durch den Präsidenten zurück.

Anschliessend an die Bestätigung Meichtrys wurden Rolf Rüfenacht aus Graben BE und Hans-Ueli Baumgartner aus Dintikon AG zu neuen Vorstandsmitgliedern gewählt. Damit ist der Vorstand noch nicht komplett. In einem separaten Traktandum wurde aber beschlossen, dass der Vorstand auch ohne statutarische Vollzähligkeit weiter beschlussfähig bleibt.

In einem eindringlichen Appell rief der Walliser Ständerat Beat Rieder die Schäfelerfamilie dazu auf, sich nicht gegenseitig zu zerfleischen. «Ihre Gegner sitzen nicht hier drinnen», sagte er nach dem emotionalen Meinungsaustausch. Die Interessenvertreter, zu denen sich auch Rieder zählt, könnten die Schäfeler nur weiter verteidigen, wenn sie ihre Kräfte bündelten.

akr