Stans Gleich zu Beginn der 69. GV des Bäuerinnenverbands Nidwalden gingen im Pestalozzisaal die Lichter aus. Der gesamte Vorstand mit geistlichen Begleiter schritt demonstrierend durch die Tischreihen. Mit den Spruchtafeln «Kluger Rat» und «Notvorrat», sowie lautem Rufen dieser Schlagworte, stiegen sie auf die Bühne zu ihrem Vorstandstisch. Die Aufmerksamkeit der 120 Bäuerinnen und Gäste hatten sie damit erreicht.

Vor der ordentlichen GV sprach der geistliche Begleiter der Nidwaldner Bäuerinnen, Marino Bosoppi, zur Versammlung. Mit seinen Fragen regte er die Anwesenden an, der veränderten Bedeutung des «Notvorrats» nachzusinnen. Zeigt ein Notvorrat in der heutigen Zeit eine veraltete Haltung? Ist es noch nötig, bei 24-Stunden-Öffnungszeiten der Geschäfte einen Notvorrat im herkömmlichen Sinne im Haus zu haben? In seinen Überlegungen kam er zum Schluss, dass nicht nur ein Vorrat an Lebensmitteln, sondern auch einer an Worten oder Taten angelegt werden soll. Worte für Trost und Frieden im Umfeld und Taten durch Hände, die begleiten, stützen, einladen und anpacken. Er wünschte den Bäuerinnen, dass sie die friedliche Stimmung dieses Nachmittags und auch Glücksgefühle mit nach Hause nehmen können.

Erstanlaufstelle bei sozialen Problemen

«Man kann Glück nicht kaufen, aber man kann Bäuerin sein, was sehr nahe dran ist.» Mit diesem Leitsatz auf der Einladung zur GV, eröffnete Co-Präsidentin Rita Niederberger die Versammlung im herbstlich geschmückten Saal. Das Leben zeigt sich aber nicht immer von der Sonnenseite. Deshalb wurde der eigene Sozialfond der Nidwaldner Bäuerinnen wieder aktiviert. Zur Vergabe dieser Gelder hat der Verband die neue Arbeitsgruppe «Erstanlaufstelle bei sozialen Problemen» gegründet. Sie will die Hemmschwelle für Beratung tief halten.

Im neuen Verbandsjahr werden alle Frauen in Nidwalden aus dem grossen Angebot von Schneeschuhwandern, Osterhasen giessen mit den Kindern, Mäuse fangen, Wellness, einer Tracht schneidern oder dem Besinnungsnachmittag etwas für ihre Bedürfnisse finden.

Nachdem Rita Niederberger aus dem Vorstand austritt, wird Claudia Käslin den Verband als Präsidentin alleine weiterführen. Die herzliche Verabschiedung von Rita Niederberger und Caroline Frank berührte nicht nur die Geehrten. Der ganze Vorstand mit dem geistlichem Begleiter überreichte ihnen mit passenden Dankesworten je einen Stuhl mit einigem Zubehör und zeigte ihnen mit einem Wegweiser Richtung «mehr Zeit haben», wie die Zukunft aussehen wird.

Sieben Frauen durften Gratulationen und ein Präsent zum Abschluss ihre Ausbildung «Bäuerin mit Fachausweis» entgegennehmen. 

Die Bäuerin ist «nicht erwerbstätig»

Jeanette Zürcher vom SBLV orientierte über die Situation an den Bäuerinnenschulen. Nebst der AP 22+ ist ein grosses Anliegen des SBLV, die Verbesserung der sozialen Absicherung der Bäuerin. Nach heutigem Recht ist die Bäuerin «nicht erwerbstätig», da sie auf dem Betrieb in der Regel keinen Lohn bezieht und abrechnet. Diesen Zustand will der SBLV ändern. Weiter rief Jeanette Zürcher die Frauen auf, sich in Kommissionen und Gremien zu engagieren.

Der Präsident des Nidwaldner Bauernverbands, Hansueli Keiser, bedankte sich für die gute und sehr geschätzte Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen. Er nannte als grosse Themen der Zukunft ebenfalls die AP 22+ sowie die Gesamtschau des Bundesrats, welche im November 2017 alle Kraft und viel Zeit der Verbände für Gegenreaktionen gekostet haben. Sehr aufmerksam war sein Geschenk an die beiden abtretenden Frauen aus dem Vorstand: Ein mit Proviant gefülltes Reissäckli.

Jedes Jahr sei er am meisten gespannt auf die Dekoration, meinte Landwirtschaftsdirektor Ueli Amstad. Er war überrascht, dass die Bäuerinnen nach dem grossen Frost im Frühling so viel Obst zur Dekoration dieses Saals gefunden haben.

Zum Schluss verwies die Präsidentin Claudia Käslin noch einmal auf den Notvorrat. Diesmal, auf jenen vom Glück. Die Frauen sollen ihn anlegen, kontrollieren, brauchen und immer wieder erneuern.

Paula Halter-Furrer