Das Resultat ist für Landwirte wenig erfreulich: "Rund 80 Prozent der besuchten Schermausradar-Standorte weisen mehr Mäuse auf als im letzten Jahr", sagt Cornel Stutz von der Forschungsanstalt Agroscope. Der Agronom hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus den "Schermausradar 2018" erarbeitet. Dieser zeigt auf, wie sich der Mäusebestand an 62 Standorten der Deutsch- und Westschweiz entwickelt hat.

"Was in diesem Jahr speziell ist: In den meisten Regionen haben die Mäusebestände zugenommen", sagt Stutz. Normalerweise entwickelten sich die Mäusepopulationen in den einzelnen Regionen unterschiedlich und in Zyklen (siehe Textbox).

Ein Grossteil der Standorte, die mehr Mäuse verzeichnen, haben die für eine effiziente Regulierung kritische Schwelle von 40 Mäusen pro Hektare überschritten. "An diesen Standorten ist eine grossflächige Mäusebekämpfung kaum mehr sinnvoll", erklärt Stutz. 

1 bis 2 Würfe mehr

Als Grund für die Vermehrung nennt der Mäuseexperte die lange und warme Vegetationszeit im letzten Jahr. "Der Frühling hat 2017 drei Wochen früher eingesetzt und der Oktober war mild und warm", erklärt Stutz. Schermäuse hätten dadurch ein 1 bis 2 zusätzliche Würfe aufziehen können.

Nicht einmal die Spätfröste im April 2017, die zu massiven Ernteausfällen beim Obst geführt haben, hätten den Schermäusen etwas anhaben können, erklärt Stutz. Auch der Winter 2017/18, der laut MeteoSchweiz temperaturmässig ein durchschnittlicher war, wirkte sich nicht negativ auf die Mäusepopulation aus. 

Kleine Nager, grosse Schäden

Schermäuse können in der Landwirtschaft erhebliche Schäden anrichten. Laut Stutz fressen Mäuse täglich etwa so viele Wurzeln, wie sie selber wiegen, also bis zu 150 Gramm. Gerade im Obstbau kann das schnell ins Geld gehen, weil die Erträge abnehmen oder Bäume ganz absterben und ersetzt werden müssen. 

Doch auch im Futterbau können die kleinen Nager zum Problem werden. Die Erdhaufen erschweren Mäharbeiten und begünstigen das Aufkommen von Unkraut. Gelangt die aufgewühlte Erde zudem ins Futter, nimmt dessen Qualität ab. Ist eine Wiese zu rund der Hälfte mit Mäusehaufen bedeckt, spricht man von einem Totalschaden. Bauern müssen dann diese Fläche neu ansäen.

Viele Bauern überlassen die Mäuseregulierung in erster Linie den natürlichen Mäuse-Feinden. „Mit Sitzstangen für Greifvögel, an Scheunen montierten Nistkästen für Schleiereulen und Turmfalken oder lockeren Steinhaufen für Hermelin- und Mauswieselverstecke unterstützen die Landwirte die natürlichen Mäusefeinde”, so Stutz. Wenn diese zu wenig erfolgreich sind, schreiten viele Bauern selber zur Tat. Effizient seien so genannte Topcat-Fallen, sagt Stutz. 

Diese werden in den Mäusegängen platziert, berührt die Maus den Auslösemechanismus, schnappt die Falle zu und tötet das Tier. Daneben können Bauern auch Benzinvergas-Apparate gegen Mäuse einsetzen. Vereinzelt installieren Bauern auch Zäune aus engmaschigem Drahtgeflecht. Dieses verhindert, dass die kleinen Nager von benachbarten Feldern einwandern. Allen Methoden gemeinsam ist: Sie sind zeitintensiv. Nicht immer lohnt sich dieser Aufwand. „Im Wiesland ist beispielsweise eine grossflächige Bekämpfung ab einer Dichte von 40 Mäusen pro Hektare selten rentabel, weil dann die Mäusebestände mit einem vernünftigen Aufwand kaum mehr regulierbar sind”, so Stutz.

lid