Bio-Suisse-Delegiertenversammlungen sind bekannt für ihren lebhaften Verlauf, das dürfte auch am kommenden Donnerstag nicht anders sein. Auf der Traktandenliste findet sich wie meistens ein Geschäft, das schon zum Voraus für angeregte Diskussionen sorgt.

Widerstand aus dem Kanton Bern

Diesmal ist es die angestrebte Kraftfutter-Reduktion der bisher höchstens erlaubten 10% um 5 auf maximal 5% bis 2022. Im gleichen Zeitraum soll auch umgestellt werden auf 100% einheimisches Futter (s. beantragten neuen Richtlinienpassus im Kasten).

Ein Vorstandsmitglied der Bärner Bio Bure wählte vorletzte Woche in einem Leserbrief an die BauernZeitung klare Worte: Der Bio Suisse sei das Schicksal der Milchproduzenten im Berggebiet egal, schrieb Daniel Janzi aus Zweisimmen BE.

Im Berggebiet sei die Reduktion auf maximal 5% Kraftfutter nicht einfach so verkraftbar, weil die Winterfütterung zwei Monate länger daure. Wenn man den erlaubten Anteil nicht auf 10% belasse, werde sich die Milchproduktion noch stärker ins Tal verlegen.

Vorstand spürt den heissen Atem der IP-Bauern

Der Vorstand ist anderer Meinung, er sieht in der Richtlinienänderung ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit. Dass er ein solches für nötig hält, ist nachvollziehbar: IP-Suisse hat angekündigt, den Käfer zum nachhaltigsten Label machen zu wollen – warm anziehen ist angesagt.

Unterstützung erhält die Position des Vorstands aus dem Flachland: «Ein Ja zu dieser Richtlinie fördert wiederkäuer-, standort- und Knospe-gerechte Fütterung», erklärte Josef Bircher aus Malters LU kürzlich im Magazin «Bioaktuell».

Kompromiss zeichnet sich ab

Nun scheint sich auf Druck der Berner ein Kompromiss abzuzeichnen. Diese verlangen, dass der Antrag des Vorstands aufgespaltet wird. Eine Abstimmung über die Kraftfutterreduktion und eine zweite über reine Schweizer Fütterung, wie Kathrin Schneider, Präsidentin der Bärner Bio Bure im Videointerview mit der BauernZeitung erklärt.

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Damit scheinen die Berner beim Bio Suisse Vorstand offene Türen einzurennen. Dieser ist laut Präsident Urs Brändli bereit, dem Antrag der Berner zu folgen und getrennt abstimmen zu lassen. Am liebsten, so räumt er ein, hätte er zwei Ja, aber rechnen tut er eher mit einem Ja zu 100% Schweizer Futter und einem vorläufig unveränderten Kraftfutteranteil von 10%.

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akr