Über 500 000 Hektaren werden von fleissigen Händen gehegt und gepflegt. In den Sommermonaten sind die Älplerinnen und Älpler alljährlich für über 300 000 Kühe, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde besorgt. Herrliche Alprodukte wie Käse, Butter und Rahm gehören wie der tägliche Betruf am Abend dazu.

Wie sich die Alpwirtschaft in Zukunft entwickeln wird, hängt stark von den Grossraubtieren ab. Insbesondere Wolf und Luchs machen das Sömmern der Tiere zur Herausforderung. Erst recht, wenn mit der Zeit überall Wolfsrudel entstehen und diese dann gemeinsam zur Jagd aufbrechen. Dann gehören auch grössere Beutetiere wie Kühe und Rinder zu ihrem Speiseplan. Ob das die Bauern so hinnehmen werden, ist fraglich.

In Zukunft muss es möglich sein, Wolf und Luchs zu jagen, sonst werden garantiert viele Alpwirtschaften aufgegeben und ihrem Schicksal überlassen. Das darf nicht passieren! In der Schweiz verbindet man den Begriff Alpwirtschaft mit grasendendem Weidevieh, gepflegten Landschaften, erlebnisreichen Wanderungen und gemütlichen Alphütten. So sind die Schweizer Alpen nicht nur für ihre herrlichen Produkte bekannt, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus als Erholungsraum bei Jung und Alt beliebt.

Die Alpregionen in ihrem heutigen Erscheinungsbild sind jedoch keine Naturlandschaften, sondern über Jahrtausende durch landwirtschaftliche Nutzung geprägte Kulturlandschaften mit vielfältigen Funktionen. 

Die Bergbauern bewirtschaften mit viel Engagement und Idealismus unsere Alpen und tragen den Funktionen dieser Kulturlandschaft Rechnung. Neben der landwirtschaftlichen Nutzung sind vor allem die Erhaltung der Vielfalt, Funktionalität und Schönheit der Bergregionen zentrale Aufgaben und ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag. 

Alpen sind ein wesentlicher Bestandteil des landwirtschaftlichen Betriebes im Tal. Durch die Produktion hochwertiger Lebensmittel wie Milch, Butter, Käse und Fleisch tragen sie massgeblich zum Gesamteinkommen des bäuerlichen Betriebs bei. Zusätzlich können durch die Sömmerung mehr und vor allem gesündere Tiere gehalten werden. 

Strukturelle Veränderungen in der heimischen Landwirtschaft haben aber auch die Alpwirtschaft und deren Bedeutung für die Gesellschaft verändert. Bis in die jüngste Vergangenheit stand vor allem die Produktionsfunktion im Vordergrund. Heute kommt den Alpen aber auch beim Schutz vor Naturgefahren eine zentrale Bedeutung zu. Durch die standortangepasste Bewirtschaftung der Alpflächen können Bedrohungen durch Bodenerosion, Muren und Lawinen verringert werden. 

Der reich strukturierte und extensiv bewirtschaftete Lebensraum Alp ist auch aus ökologischer Sicht von grosser Bedeutung. Alpflächen sind mit ihren reich strukturierten, artenreichen Blumenwiesen und Landschaftselementen ökologisch sehr wertvolle Flächen und weisen eine hohe pflanzliche und tierische Biodiversität auf.

Sie gehören zu den artenreichsten Lebensräumen. Nur durch eine regelmässige, extensive Bewirtschaftung kann diese Vielfalt erhalten werden. Auch die Erholungs- und Wohlfahrtsfunktion der Alpwirtschaft hat eine bedeutende Rolle inne und wird in Zukunft immer wie wichtiger. So sind Alpen als attraktive, gepflegte Kulturlandschaft zu einem wichtigen Zugpferd für den heimischen Tourismus geworden.

Gäste aus aller Welt, aber auch die heimische Bevölkerung, schätzen die abwechslungsreiche Landschaft mit ihren Wanderwegen, Mountainbike-Strecken, Skipisten, Alphütten und Einkehrmöglichkeiten. 

Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist die soziokulturelle Funktion der Alpwirtschaft. Viele althergebrachte Bräuche, Rezepte und Traditionen in der bäuerlichen Gesellschaft gehen unmittelbar auf die Alpwirtschaft zurück und bereichern den Jahreslauf, der auch immer stärker die nicht bäuerliche Bevölkerung interessiert und anspricht. 

So ist es wünschenswert, dass die Alpwirtschaft auch für die nächste Generation 
so erhalten bleibt, wie sie ist. Ob dies aber mit dem Aufkommen der Grossraubtiere möglich ist, daran glauben nur die Befürworter und viele Politiker, aber ganz sicher nicht die Berglandwirte.

Peter Fankhauser

Einen ausführlichen Artikel zum Thema lesen Sie in der Printausgabe der BauernZeitung vom 3. August.