Für die Schweizer Zuckerrüben-Produzenten war das Jahr 2017 ein bedeutendes und schwieriges. Die EU hob per Ende September ihre Quoten, Export-Limiten und Zuckerrüben-Mindestpreise auf. Demzufolge stiegen Anbaufläche und Produktion in den wichtigsten Ländern klar an. Gleichzeitig sanken aufgrund des grossen Angebots die Preise deutlich.

Für den Schweizerischen Verband der Zuckerrübenpflanzer (SVZ) ist deshalb klar, dass der Grenzschutz für Zucker in der Schweiz erhöht werden muss. Er liegt derzeit bei lediglich 50 Franken pro Tonne für Zucker aus der EU. Gleichzeitig verlangt die EU auf Schweizer Zucker 419 Euro pro Tonne.

Letzte Woche hatte der Nationalrat einer parlamentarischen Initiative von SBV-Direktor Jacques Bourgeois zugestimmt, die über den Zollansatz einen Mindestpreis für Zucker fordert. Im Ständerat werde es viel schwieriger werden, eine Mehrheit zu finden, sagte SZV-Geschäftsführerin Irene Vonlanthen an der heutigen Versammlung in Bern. Zusammen mit dem Schweizer Bauernverband und der Schweizer Zucker AG werden man aber alles daran setzen, den Ständerat zu überzeugen.

Eine einseitige Änderung der Regeln bedinge normalerweise Anpassungen, wenn man seine Chancen bewahren wolle, sagte SZV-Präsident Josef Meyer. Wenn der Bund nicht handle, verschwänden die Zuckerrüben und er denke nicht, dass dies im Interesse der Konsumenten sei. "Ich frage mich, ob sich die Politik ihrer Verantwortung gegenüber der Bevölkerung bewusst ist oder ob sie nicht andere Interessen vertritt", so Meyer.

Trinkwasser-Initiative sorgte für Diskussionen

Für rege Diskussionen sorgte das Gastreferat von Franziska Herren, Initiantin der Initiative "Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz". Herren präsentierte ihre Argumente und regte dazu an, das ganze System zu überdenken. Es könne nicht sein, dass für ökologisch produzierte Produkte mehr bezahlt werden müsse, als für jene, die Folgeschäden an Umwelt und Gesundheit verursachten, so Herren.

Das Referat führte erwartungsgemäss zu vielen Fragen, die Herren aber kaum konkret beantwortete und meist auf bereits bekannte Argumente verwies. So wurde Herren mehrmals darauf angesprochen, ob im Falle einer Annahme der Initiative nicht einfach die Lebensmittel importiert würden. Neben dem Verweis auf die Fair-Food-Initiative setzt Herren in diesem Bereich offenbar auf die Konsumenten, die dazu gebracht werden müssten, die ökologischen Schweizer Produkte zu kaufen. Wie das geschehen soll, blieb vage.

Auch weshalb die Initiative nur die Landwirtschaft umfasst, nicht jedoch die restlichen Stoffe, welche die Wasserqualität beeinträchtigen können, wurde nicht klar. Herren legte aber Wert darauf, dass man die Bauern nicht degradieren wolle, sondern die Initiative aus tiefer Besorgnis entstanden sei.

Bezüglich Bio-Landbau erklärte Herren, dass die Initiative nicht den amtlichen Begriff "Pestizid" verwende, sondern jenen gemäss "Pestizid-Reduktionsplan Schweiz". Damit wären alle chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel von der Initiative betroffen. Im Bio-Bereich geht es hingegen laut Herren nur um Produkte, die sich auf einer Blacklist von Greenpeace befänden, darunter z.B. Kupfer.

Zum Abschluss betonte SZV-Präsident Josef Meyer, dass beide Seiten aufeinander zukommen müssten. Er habe sich jedoch masslos geärgert, dass Herren der Landwirtschaft vorgeworfen haben, sie habe sich ökologisch nicht verbessert. Es stimme, die Landwirtschaft sei nicht perfekt. Es gebe aber deutliche Fortschritte. Um alles zu erreichen, brauche es aber viel mehr Zeit, als den Bäuerinnen und Bauern derzeit zugestanden werde.

lid