Der Tellenberg oberhalb des Dörfchens Uffikon LU liegt 700 Meter über Meer, inmitten einer idyllischen Umgebung mit Aussicht auf das Alpenpanorama. An klaren Tagen erblickt man Eiger, Mönch und Jungfrau bis hin zum Pilatus, zum Sempachersee und dem geschützten Uffikermoos.

Dort bewirtschaften Stefan und Andrea Hafner-Schwegler einen 13-Hektaren-Betrieb mit Mutterkuhhaltung, vorwiegend Simmentaler Kühe. In der grossen Hofstatt stehen 320 Hochstamm-Apfelbäume. Einen Teil des Mostobstes wird nach Sursee LU in den Ramseier Mostereibetrieb geliefert.

Einstellplätze für Pferde 

«Auf unserer Altersweide gewähren wir Pferden einen schönen Lebensabend. Tagsüber sind die Tiere zusammen auf der Weide und danach haben sie ihre eigene Ruhezone im Stall. Zurzeit betreuen wir vier Pferde und ein Pony», erklärt Andrea Hafner, während sie das ehemalige Reitpferd Amy in die Box führt. Die 20-jährige schwarze Stute geniesst ihre wohlverdiente Pension auf dem Tellenberg.

«Auf der Heimfahrt vom Zahnarzt habe ich mich einmal in eine Pinzgauerkuh verliebt und sie vom Fleck weg gekauft. Trotz geschwollener Wange», sagt die Tierliebhaberin verschmitzt und zeigt auf eine kastanienbraune Kuh: «Ist ‹Moni› nicht hübsch mit ihrer weissen Farbzeichnung am Rücken? Bei uns haben alle Tiere Namen, inklusive die Spinnen Imelda und Isolde.»

 «Kikeriki!» Im Hühnerhof stolziert ein Hahn umher. Seine glücklichen Hühner versorgen die Familie Hafner mit frischen Eiern. Dazu gehören die Teenie-Girls Anina (12) und Alessia (11) sowie ein junger Schäferhund namens Geri. Und natürlich die Grosseltern, die im Stöckli wohnen. 

«Wir sind wie eine Firma» 

Andrea Hafner sieht sich nicht als Bäuerin, sondern als Frau des Bauern. Ihr ist es wichtig, ihren Mann im Betrieb tatkräftig zu unterstützen. «Genauso schätze ich, dass Stefan häusliche Aufgaben übernimmt. Wenn ich am Arbeiten bin, kocht er das Mittagessen oder holt unsere Tochter in der Kantonsschule Sursee ab», erklärt die 40-Jährige. Sie hilft beim Heuet, im Stall und fährt Traktor. 

«Mir gefallen die abwechslungsreiche Tätigkeit und die Zusammenarbeit mit meinem Mann. Selbstverständlich bin ich zur Stelle, wenn ein Kalb geboren wird. Überhaupt bin ich für alles Medizinische zuständig bei den Tieren. Als ‹Homöopathie-Tante› versuche ich zuerst selber zu helfen, bevor wir den Tierarzt rufen», lächelt die gelernte Arztgehilfin.

Eine weitere Aufgabe der quirligen Frau ist die Buchhaltung. «Wir sind wie eine Firma. So machen wir im Sinn der Teamförderung regelmässig einen Geschäftsausflug, beispielsweise an die Luzerner Gewerbeausstellung, oder besuchen unsere Kühe auf der Alp in Engelberg LU», erzählt Andrea Hafner. 

Vermisste das «Dökterle»

Aufgewachsen ist Andrea Hafner in Menzingen ZG. Sie machte eine Lehre als Medizinische Praxisassistentin und zog nach Zug. «Als ich mich in ‹Stef› verliebte, wusste ich, dass er Bauer mit Leib und Seele ist. Als er mir jedoch eröffnet hat, dass er das elterliche  ‹Heimet› übernehmen wird, musste ich mich erst intensiv mit diesem Gedanken anfreunden», erinnert sie sich.

Schliesslich zog sie aus der lebhaften Stadt auf den beschaulichen Tellenberg. Anfänglich pendelte sie vom Hof in die Arztpraxis nach Menzingen. Dann wurden ihre beiden Mädchen geboren und manchmal fühlte sie sich auf dem abgelegenen Hof ziemlich einsam. «Freunde besuchen oder in ein Café gehen, war nicht möglich. Zudem vermisste ich das ‹Dökterle›, meine berufliche Tätigkeit», sinniert Hafner. 

Inzwischen arbeitet Andrea Hafner in einem Teilzeitpensum im Luzerner Kantonsspital in Sursee. «Dadurch bin ich ausgeglichener und zufriedener», sagt die sportliche Frau, die neben Tennis einst Unihockey in der Nationalliga A gespielt hat.

Hatte sie anfänglich ein wenig den sogenannten «Bergkoller», geniesst sie heute die Ruhe hier oben. Mit ihrer Schwiegermutter sitzt sie gern auf dem gemeinsamen Lieblingsplatz, dem Feierabendbänkli. «Sie hat immer ein offenes Ohr, einen guten Rat und ist wie eine Kollegin für mich. Schön ist auch, was die Kinder alles von ihrem Grossvater lernen, von der Natur und auf dem Hof», freut sich die aufgestellte Frau.

Brigitte Meier-Christen