Die Vorgaben, unter denen in der Schweiz Fleisch produziert werden, hätten ihren Preis. Deshalb müsse der Grenzschutz für ein so sensibles Produkt wie Fleisch erhalten bleiben. Das sagte Walter Mock am Dienstag in seiner Begrüssung zur Anicom Regionaltagung in Uzwil. Gastredner Markus Zemp stimmte dem weitgehend bei. In den EU-Ländern würden sich die Konsumentenpreise für Fleisch in etwa auf 45 Prozent des Preises belaufen, den Konsumenten in der Schweiz bezahlen, stellte der Präsident von Proviande fest.

Neue Brands entwickeln

«Falls die Grenzen zur EU geöffnet werden, müssten wir die Produktion massiv herunterfahren», sagte Zemp. Ein solches Szenario sei aber gegenwärtig nicht in Sicht, stellte er fest. Dennoch ist Zemp der Meinung: «Man muss dieses Problem offensiver angehen.» Ausser einigen Schlachtnebenprodukten und Bündnerfleisch werde kein Schweizer Fleisch ins Ausland exportiert. Das zeigen auch die Zahlen: 2017 wurden rund 91 000 Tonnen Fleisch in die Schweiz importiert. In der umgekehrten Richtung waren es etwa zehn Mal weniger. Zemp ist der Meinung, dass der Export von Schweizer Fleisch angekurbelt werden muss und Brands für den Export entwickelt werden müssen. Man könne nicht damit rechnen, dass der aktuelle Grenzschutz ewig halten werde.

Spielraum vorhanden

Einem allfälligen Freihandel mit Südamerika sieht Zemp relativ gelassen entgegen. Erstens sei der Mercosur nach der Wahl von Jair Bolsonaro zum Präsidenten Brasiliens wenig wahrscheinlich geworden. Dieser setze andere Prioritäten. Ausserdem seien die bestehenden Importkontingente für Fleisch so gross, dass diese im Falle eines Freihandels mit Südamerika in die Mercosur-Länder umgelagert werden könnten. Ein Problem bei den Fleischimporten liegt allerdings beim weissen Geflügelfleisch. Mit der wachsenden Beliebtheit von Poulets aus Schweizer Produktion wird es bereits jetzt zunehmend schwierig, die bestehenden Verträge zum Import von weissem Fleisch einzuhalten. Bei einem allfälligen Freihandel mit den USA sieht Zemp wenig Schwierigkeiten auf die Schweizer Fleischwirtschaft zukommen. chw

Einen ausführlichen Bericht zur Anicom Regionaltagung findet sich in der Ostschweizer Ausgabe vom 23. November.