BauernZeitung: Der Röstigraben trennt Sie beide. Trotzdem ist es offensichtlich, dass Ihre Freundschaft seit über zwei Jahrzehnten funktioniert. Was ist Ihr Geheimnis?

Sandra König: Der Ausdruck Röstigraben gefällt mir nicht. Es gibt ihn gar nicht für mich. Das Wort wird beim unterschiedlichen Abstimmungsverhalten zwischen Deutschschweizern und Romands bemüht, wobei seit Anfang dieses Jahrhunderts zusehends ein Graben zwischen der urbanen und ländlichen Bevölkerung entsteht. Allerdings bin ich einverstanden, dass wir Frauen im Mittelland auf dem Bauernhof eine andere Stellung einnehmen. Wenn ich mich mit Sylvia vergleiche, sehe ich, dass sie regelmässig Stallarbeit verrichten muss. So bleibt ihr weniger Zeit für sich selbst.

Sylvia Sahli: Eigentlich nervt mich der Ausdruck Röstigraben. In unserer Familie existiert er nicht. Zugegeben, ich sehe einen Unterschied zwischen Sandras und unserem Betrieb. Bei ihr und auf den Höfen in ihrer Nachbarschaft ist es rundherum aufgeräumt, der Gemüsegarten gejätet und die Geranien sind herausgeputzt. Wir im Jura Bernois nehmen es nicht so pingelig. Das hat auch damit zu tun, dass Bäuerinnen im Berner Jura – ich bin Präsidentin der Union des Paysannes du Jura-Bernois und kenne somit viele – täglich im Stall mithelfen müssen und nebenbei gerne noch einem kleinen Nebenerwerb nachgehen.

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Erzählen Sie uns, wie Sie sich kennengelernt haben.

Sandra König: Durch ein Inserat in der Tierwelt vor über 20 Jahren. Aber nicht durch ein Kontaktinserat, haha! Sylvia hatte zwei Freiberger ausgeschrieben, einen Fuchs und einen Braunen. Die Vorwahlnummer 032 zeigte mir, dass die Inserentin nicht weit weg wohnt. Also rief ich sie an. Wir kamen schnell überein, dass ich sie besuche und einen Bekannten mitbringe, der sich für den Fuchs interessierte. Ich wollte den Braunen haben.

Sylvia Sahli: Ich verkaufe meine Tiere von meiner «Pony Ranch» nur an Leute, die ich nett finde. Bereits am Telefon spürte ich, dass mir Sandra sympathisch ist. Das Gefühl verstärkte sich, als ich sie auf dem Hof begrüsste. Wir beiden bemerkten, dass es zwischen uns Gemeinsamkeiten gibt. Das Pferd Rumba verkaufte ich ihr gern, denn ich wusste, es würde es gut haben bei ihr. Sie behielt es viele Jahre. 

Benildis Bentolila