Der Name Flunick setzt sich zusammen aus den Vornamen Flurin und Nick. So heissen die beiden Söhne von Andreas und Andrea Reichenbach, auf deren Betrieb in Hausen am Albis im Zürcher Säuliamt der Prototyp des Flunick steht (www.baumschulen-reichenbach.ch). Die beiden führen in dritter Generation ­zusammen mit zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, unter ihnen zwei Lernende, die Baumschulen Reichenbach. Andi Reichenbach hat den Betrieb im Jahr 2009 von seinem Vater übernommen. Und seither hat er an einem vielseitig einsetzbaren Träger für Arbeitsgeräte herumstudiert, der in seiner Baumschule mit Hanglagen einsetzbar ist.

Spass an Arbeit vermitteln

Es wirkt so, als führe er ein Spielzeugfahrzeug in Echtgrösse vor, als Andi Reichenbach für den Fototermin den Flunick vom Parkplatz auf die Wiese auf der anderen Strassenseite dirigiert. Das Raupenfahrzeug hat nämlich keine aufgebaute Fahrerkabine. Es wird über eine Konsole per Funk ferngesteuert. Die Steuerung funktioniert tadellos, der Flunick reagiert flink und ist wendig. Das Lenken über eine Fernsteuerung scheint geradezu Spass zu machen. Und das ist ein durchaus gewollter Nebeneffekt. Andi Reichenbach möchte, dass seinen Angestellten auch Routinearbeiten, wie etwa das Jäten, dank eines Arbeitsgerätes wie dem Flunick mit Freude erledigen. Vielleicht könne er dank einer solch vielseitig einsetzbaren Maschine den einen oder ­anderen Jugendlichen dazu motivieren, eine Lehre als Baumschulist zu absolvieren, meint Reichenbach.

Klein und innovativ

Hinter der Entwicklung des Flunick stehen aber auch wirtschaftliche Überlegungen. «Auch in einer Baumschule bilden die Lohnkosten den grössten Kostenblock», stellt Reichenbach fest. Deshalb sei die Steigerung der Arbeitseffizienz wichtig. Weil die grossen Landmaschinen-Firmen den Löwenanteil ihrer Gelder für Forschung und Entwicklung in Grosskulturen wie Mais, Soja, Baumwolle und Weizen stecken, bleibe für Spezialkulturen wenig übrig, sagt Reichenbach. Dem wolle der Flunick etwas entgegensetzen. Der Flunick tritt aber auch gegen eine andere im Landmaschinenmarkt gängige Devise an: Er ist nicht «grösser und schwerer», sondern «kleiner und innovativer». Und auch das ist Reichenbach wichtig: Es braucht kein Hochschulstudium, um den Flunick zu bedienen: «Es ist ein Gerät, das von Praktikern für Praktiker entwickelt worden ist.» Und dieses kann vieles:

  • Der Flunick besteht aus zwei gleichen Baueinheiten, die synchron arbeiten. Dank Gummiraupen beträgt der Bodendruck nur 246 Gramm pro Quadratzentimeter.
  • Der minimale Reihenabstand beträgt 50 Zentimeter. Die Spurweite lässt sich von
    150 bis zu 250 Zentimeter stufenlos variieren.
  • Für die Fortbewegung und den Antrieb der Hydraulikmotoren der Arbeitsgeräte sorgen zwei 30-PS-Diesel­motoren.
  • Dank der variablen Bauhöhe kann der Überzeiler Kulturen mit einer Höhe von bis zu 2,30 Metern überfahren.
  • Der Geräteträger eignet sich für den Einsatz im Wein- und Beerenbau, im Gemüsebau, in Spezialkulturen und in Baumschulen.
  • Dank des tiefen Schwerpunktes kann er auch in ausgeprägten Hanglagen eingesetzt werden.
  • Nebst Hackwerkzeugen können an fünf Anbauräumen Zusatzgeräte angeschlossen werden, wie zum Beispiel Düngerstreuer, Spritze, Reflexhacke, Hacke.
  • Falls nötig, können Sensoren zur Steuerung eingesetzt werden.
  • Die Lenkung per Funk und GPS mit RPK ermöglicht ein genaues Arbeiten.

Im Einsatz bewährt

Er habe den Flunick auf seinem Betrieb nun während zwei Jahren eingesetzt und dabei nicht geschont, sagt Andi Reichenbach. «Die ersten Kinderkrankheiten sind bereits behoben. Das Gerät hat sich im praktischen Einsatz bewährt.» Doch bis es soweit war, dauerte es seine Zeit. Lange hat Reichenbach getüftelt, mit Legobausätzen gepröbelt, mögliche Lösungen skizziert. Konkret wurde die Planung erst ab 2014, als Reichenbach an der ÖGA, der Fachmesse für Garten, Obst und Gemüse, Matthias Linder traf. Der Inhaber der Firma Agrarmaschinen Linder GmbH baut Spezialmaschinen für Sonderkulturen nach den Vorstellungen der Kunden. Ergänzt wurde das Entwicklerteam durch Anton Zimmermann von der Zimtech AG. Zimmermann ist Spezialist für die Steuerung von Mobilhydraulik für Landwirtschafts-, Forst und Kommunalfahrzeuge. Erst durch den ­regelmässigen Kontakt und Austausch zwischen den Dreien entstand dann der Prototyp des Geräteträgers Flunick.

Firma gegründet

Neben der Preissumme von 5000 Franken hat der Spezialpreis des Schweizer Landmaschinen-Verbands (SLV) dem Flunick viel Publizität gebracht und einen Auftritt an der Agrama ermöglicht. Diese Dynamik möchten die Entwickler nutzen. Um den Flunick auf den Markt zu bringen, haben sie im Spätsommer mit zwei zusätzlichen Partnern die Firma Semesis (www.semesis.ch) gegründet. chw