Beim Online-Shop "Farmy" läuft es rund. Das Jungunternehmen, welches 2014 seine Türen öffnete, kratzt bereits an einem jährlichen Umsatz im zweistelligen Millionenbereich und expandiert kräftig, zuletzt in die Romandie. Hinter Farmy stehen zwei junge Deutsche, die sich als Online-Shoppingexperten in Russland getroffen haben. Von der Schweiz wussten sie wenig, den Ausschlag für die Standortwahl gaben die hohe Kaufkraft und das Bruttosozialprodukt. Unterdessen beschäftigt Farmy über 80 Personen in gut 40 Vollzeitpensen.

Aufholen zu den Grossen

Die beiden Platzhirsche im Online-Lebensmittelhandel Le Shop (Migros) und Coop at home machen beide mehr als den zehnfachen Umsatz, aber Farmy will aufholen. Dafür braucht die AG einiges an Kapital, investiert haben unter anderen Jucker Farmart, der Backwaren-Grossist Pistor AG, FDP-Ständerat Ruedi Noser und der Denner-Erbe Fabio Borzatta.

Thomas Zimmermann, der bei Farmy für das Sortiment- und Produzentenmanagement zuständig ist, verrät die drei sogenannte «Unique Selling Propositions» (USP oder Alleinstellungsmerkmale), die den Online-Shop von der Konkurrenz abheben sollen.

  • Frische: Dieser Megatrend wird zwar auch von den grossen Fischen im Detailhandels-Teich immer wieder bemüht, Farmy sei hier aber noch besser. «Wir sind da unvergleichlich», so Zimmermann, «so werden Erdbeeren von der Jucker Farm bis Mitternacht bestellt, am Morgen früh gepflückt und sind am Nachmittag beim Kunden». Das schaffe kein Grossverteiler.
  • Nachhaltigkeit: Alles ist hier «Just in time». Farmy hält bei Frischprodukten kein Lager, das heisst, nur was von den Kunden bestellt ist, wird auch bei den Lieferanten angefordert. «Damit verhindern wir Food Waste», so Zimmermann. Bei der Herkunft schaue man auf kurze Lieferwege und dort wo sie länger sind, beschränkt man sich auf Schiffstransport. «Wir haben uns auch überlegt, aus ökologischen Gründen auf Avocados zu verzichten», sagt er. Dummerweise ist die Frucht auch bei Farmy einer der «Top-Seller» und die lässt man nicht leichtfertig fahren. Der Kompromiss lautet deshalb Bio-Avocados. Auch sonst ist der Bio-Anteil im Sortiment hoch, laut Zimmermann mindestens 60%. Mit dem Schritt in die Westschweiz hat er etwas abgenommen. «Für die Romands ist Regionalität wichtiger als Bio», so Zimmermann.
  • Transparenz: Die Website von Farmy informiert detailliert über die Herkunft der Produkte, die Labels und ihre Hersteller. Von einzelnen Produzenten findet man Videos, immer drauf ist der Link zur Website. «Wir versuchen, das Erlebnis vom Laden in die Online-Welt zu transportieren», sagt der Farmy-Einkäufer. 

Produzenten müssen sechs Tage pro Woche liefern

In den Online-Regalen findet sich aber auch allerhand Non-Food, vom Toilettenpapier bis zur Naturkosmetik. Dies ist einer der Bereiche, wo Farmy wachsen will, sagt der Einkäufer. Auch im Lebensmittelsortiment gibt es noch Spielraum. Ganz so simpel ist es aber nicht, als Produzent zum Farmy-Lieferanten zu werden. Man könne sich direkt an ihn wenden, sagt Zimmermann. Er müsse viele Angebote ablehnen, da es ständige Lieferbereitschaft (sechs Tage pro Woche) und eine gewisse Verfügbarkeit brauche: «Es reicht nicht, drei Käse zu liefern», erklärt er zur Illustration. Zudem sei man mit vielen Produkten, vor allem bei Käse und Fleisch bereits gut eingedeckt.

akr/asa