Der Luftraum wird zur Gefahr einheimischer Kulturpflanzen. Werden Schädlinge,

wie jüngst der Japankäfer, in die Schweiz eingeschleppt, ist im schlimmsten Fall mit einem Totalausfall zu rechnen. Untersuchungen der Agroscope ergaben: Eine deutliche Reduzierung des Japankäfers wäre mit Pilzen der Gattung  Metarhizium möglich.


Käfer frisst Kulturen kahl


Der aus Japan stammende Blatthornkäfer wurde erstmals im Juni 2017 in der Tessiner Gemeinde Stabio nachgewiesen. Von hier aus lässt sich die Einwanderung aus Italien zurückverfolgen, wohin der Käfer 2014 höchstwahrscheinlich per Flugzeug eingeschleppt wurde.

Während er in Japan nicht als wichtigster Schädling gilt, kann er hierzulande beträchtliche Schäden anrichten. Betroffen sind vor allem Wiesen, Obst, Weinreben und Beeren. Werden sie nicht bekämpft, fressen Larven und Käfer im schlimmsten Fall die gesamte Pflanze kahl. In Nordamerika verursachte sein Schaden bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts jährliche Verluste von mehreren hundert Millionen US-Dollar.

Ein Pilz gegen den Engerling

Wirksame Insektizide, wie sie in den USA oder in Italien gegen den Japankäfer eingesetzt werden, sind hierzulande verboten. Schaut man aber in die Natur, findet man eine vielversprechende Alternative: Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen wurden Laborversuche 
zur biologischen Bekämpfung des Japankäfers durch Agroscope

Reckenholz durchgeführt.

Diese haben gezeigt, dass Pilze der Gattung Metarhizium erfolgreich gegen die Engerlinge des Käfers eingesetzt werden können. Unbekannt sind diese Pilze nicht. Sie finden auch in der Bekämpfung von Junikäfer-Engerlingen als sogenannte «Pilzgerste» Verwendung.


In der Praxis könnte diese Pilzgerste auch gegen den Japankäfer mit einer Sämaschine in den Boden eingearbeitet werden. Für die Engerlinge würde damit die letzte Stunde schlagen: Sie werden mit nahezu 100-prozentiger Wirkung infiziert und vom Pilz regelrecht aufgefressen.


Agroscope in den Startlöchern

Allerdings braucht die Entwicklung eines solchen Produkts noch etwas Zeit. «Wir sollten noch dieses Jahr mit Feldversuchen beginnen, um die Wirksamkeit der Pilze gegen den Japankäfer unter Praxisbedingungen zu beweisen», erklärt Christian Schweizer, Insektenforscher bei Agroscope im Reckenholz. Allerdings wären solche Feldversuche nur im norditalienischen Piemont, wo sich der Japankäfer in einem Gebiet nahe des Mailänder Flughafens festgesetzt hat, möglich.

In ganz Europa ist der Japankäfer als Quarantäne-Schädling eingestuft. «Das Risiko, dass er sich weiter ausbreiten könnte, wäre zu hoch. Daher genehmigen wir generell keine Feldversuche mit Quarantäne-Schädlingen in der Schweiz», sagt Oliver Félix vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Agroscope hat daher einen Projektantrag für die Finanzierung von Feldversuchen in Norditalien beim BLW eingereicht und rechnet mit der Entscheidung in nächster Zeit, wie Giselher Grabenweger von Agroscope mitteilt. Zusammen mit seinem Team wird er die 
geplanten Feldversuche leiten.

Die Zeit rennt. Laut Christian Schweizer könnte in den nächsten zwei bis drei Jahren bereits die gesamte Schweiz befallen sein, sollte dem Käfer nicht Einhalt geboten werden. Die Käfer fliegen zwar nicht besonders weit, werden jedoch durch den Personen- und Warenverkehr unbeabsichtigt verschleppt und können so als «blinde Passagiere» grosse Distanzen überwinden. Daher werden neu
ralgische Punkte wie Zollstationen, LKW-Umschlagsplätze oder Raststationen auf den Transitrouten in diesem Jahr von den kantonalen Pflanzenschutzdiensten mit Lockstofffallen verstärkt überwacht.

Katrin Erfurt


Weitere Informationen dazu im Fachmagazin die grüne vom 12. April 2018, Probeabo unter 031 958 33 37