«Der Schweinebetrieb ist noch nicht auf dem Endausbau von 48 Muttersauen angelangt, deshalb ist hier nach wie vor eine Baustelle», gibt Urs Rubi aus Uttigen BE zu verstehen. Der Galtstall ist eine einzige Halle mit grossen Gruppenbuchten, alle mit Auslauf ins Freie auf Festboden. In einer Bucht begrüssen uns abgesetzte Jager, die bereit sind für den Verkauf. In der gleichen Grossraumbucht befinden sich momentan noch zwei säugende Sauen mit Ferkeln. 

Mit Langstroh eingestreut

Alle Liegeflächen sind mit Langstroh eingestreut und mit leicht erhöhten Rändern von der Lauffläche abgetrennt. Im Galt- wie im Abferkelstall gibt es keine Schwemmkanäle, nur einbetonierte Rohre, welche den Harn in die Jauchegrube ableiten. Die Ställe werden täglich manuell ausgemistet. Da keine Schwemmkanäle vorhanden sind, gibt es innerhalb der Ställe praktisch keine Ammoniakemissionen, die Luftqualität ist hervorragend. Zusätzlich wurde auf dem Galtsauenstall eine Dachbegrünung erstellt, welche gerade in den Sommermonaten für eine grosse Abkühlung im Innenraum sorgt. Auf die Installation von Lüftungen konnte durch die vorgängig genannten Massnahmen verzichtet werden.

Zur Bio-Schweinehaltung

1999 hat Urs Rubi den Betrieb von den Eltern übernommen, damals noch mit Milchwirtschaft und Muttersauenhaltung. 2004 wurde der jetzige Galtsauenstall als Abferkelstall mit 20 Abferkelbuchten und 120 Mastjagerplätzen für die arbeitsteilige Ferkelproduktion (AFP) gebaut. Das Absetzen der Ferkel in der 4. bis 5. Lebenswoche hat praktisch immer zu den bekannten Absetzproblemen geführt, dies mit zum Teil schlimmen Auswirkungen. So fiel der Entscheid im 2011 leicht, die arbeitsteilige Ferkelproduktion zu verlassen. Die Planung von neuen Abferkelställen sowie der Umbau des bestehenden Stalles in einen Galtsauenstall nach den Vorgaben von Bio Suisse wurde in Angriff genommen. Dazu wurde der Betrieb auf Bio umgestellt und die Milchproduktion eingestellt. Als gelernter Landwirt mit Schlosserlehre als Zweitausbildung wurde der  AFP -Abferkelstall zum heutigen Galtsauenstall umgebaut. «So musste die gesamte, bestehende Einrichtung der Abferkel- und Jagerbuchten demontiert werden. Die demontierten Bauteile wurden dann grösstenteils abgeändert, und dann wieder als Galtsaueneinrichtung montiert», erklärt Urs Rubi. Als Abferkelställe wurden zwei Ställe mit je dreizehn Abferkelbuchten mit Ausläufen geplant. Der erste ist seit 2015 in Betrieb, der Bau des zweiten Abferkelstalles wird in diesem Jahr abgeschlossen sein. Zudem ist auf einem Abferkelstall eine Photovoltaikanlage von 29,7 kWP montiert.

Abferkelbuchten mit Auslauf

«Abferkelnde Sauen brauchen vor allem genügend Platz», unterstreicht Urs Rubi beim Vorstellen seines Abferkelstalls. Die Buchten weisen mehr als 9 m2 Fläche inklusive grossem Ferkelnest aus. Im Bereich der Ferkelnester ist der Boden isoliert, einzig eine Wärmelampe ist montiert. Die Ausläufe mit Festboden haben eine Fläche von 6 m2. Auslauftüren wurden keine montiert, die Abtrennung zum Innenraum erfolgt mittels Streifenvorhängen. Somit sind die Ausläufe jederzeit für alle Tiere verfügbar. Die Abferkelplätze werden kontinuierlich bestossen, gründlich gewaschen wird nur einmal jährlich. Bestossen werden sie jeweils drei bis sieben Tage vor dem Abferkeln. «Wichtig für das Nestverhalten ist genügend Stroh», weiss der Landwirt aus Erfahrung. Gefüttert wird ein Mohrenfutter für alle Sauen, unabhängig ob galt oder mit Ferkel, dazu Maiswürfel, ganze Pflanze und Emd. Grassilage und Frischgras werde momentan keines verfüttert. Wichtig für die Phase des Abferkelns sei genügend Platz für die freie Bewegung, keine Futterumstellung, möglichst gute und frische Luft und jederzeit genügend frisches Wasser. Der 85-jährige Grossvater, Ernst Rubi, der gerade mit misten beschäftigt ist, bestätigt: «Am Nestbau merke ich, dass die Geburt bevorsteht.» Trotz hohem Alter arbeite er täglich im Stall, mistet, beobachtet die Tiere aufmerksam und übernimmt oft auch die Nachtwache beim Ferkeln. «Das behält mich gesund», lacht er.

Nach erfolgtem Abferkeln

Das Auftreten von Milchfieber nach dem Abferkeln sei auf dem Betrieb eine Seltenheit. Bei Verdacht auf einen Milchmangel, wird der betroffenen Sau Bier zum Futter beigemischt, welches bekannterweise die Milchproduktion in Schwung bringt. Die Ferkel erhalten zwischen dem 2. und 4. Lebenstag eine intramuskulär Eisengabe. Ab dem 10. Tag werden die Ferkel mit Ferkelfutter auf dem Boden der Ferkelkiste angefüttert. «Ferkeldurchfall kann immer auftreten. Dabei gilt sofort zu eruieren, was die Ursache ist, denn nicht jeder Ferkeldurchfall erfordert eine Behandlung mit Medikamenten», sagt Urs Rubi. «Die Gabe von Walderde, vermengt mit ein wenig Essig, bewirkt sehr oft schon Wunder.» Homöopathie werde im Moment nicht eingesetzt, das Interesse an pflanzlichen Wirkstoffen für den Einsatz im Schweinestall sei jedoch da.

Reines Muttersauenfutter

Ab der 3. Lebenswoche erhalten die Ferkel als Ergänzung zur Muttermilch einen Verschnitt aus Ferkel- und Mohrenfutter. Das Verhältnis Ferkel- /Muttersauenfutter verändert sich. Ab der 6. Lebenswoche fressen die Ferkel reines Mohrenfutter. Das wertvollste Eiweiss, welches die Ferkel benötigen, erhalten sie über die Muttermilch der Sau. Die Ferkel werden in der 9. oder 10. Lebenswoche abgesetzt. Es kommt sogar vor, dass die Jager direkt ab der Muttersau für die Mast verkauft werden. «Das durchschnittliche Lebendgewicht der Jager beträgt 25 bis 28 kg. Die Tiere sind dabei sehr robust und äusserst vital, Absetzprobleme wie früher sind bei uns zum Fremdwort geworden.» Der Einsatz von Antibiotika konnte gewaltig reduziert werden, im Weiteren werden keine Medikamente eingesetzt, welche sich auf der Liste der Reserveantibiotika befinden.

Josef Kottman

Diesen Artikel finden Sie in Ihrer BauernZeitung vom 9. März 2018. Lernen Sie  die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF.