Die Liste mit den Ämtli und den Engagements von Marianne Aeschbacher-Bähler ist lang. Und während des Gesprächs wird sie immer länger. Aber davon will sie eigentlich 
gar nicht erzählen.

Marianne Aeschbacher bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann Hans Aeschbacher den Berner-Burgergemeinde-Betrieb Hofgut in Gümligen BE. Da der Weidegang mit den Tieren immer komplizierter wurde – die Bürobauten rückten näher und der Strassen- und Tramverkehr nahmen zu – beschloss das Paar im Jahr 2006, die Milchwirtschaft aufzugeben. Das Ehepaar bewirtschaftet 30 Hektaren Gras- und Ackerland mit Mais, Weizen und Raps. «Letztes Jahr hatten wir eine wunderbare Rapsparzelle. Vom Esstisch aus konnte ich das intensive Gelb 
sehen», kommt die Bäuerin ins Schwärmen.

Ära geht zu Ende

Bis Ende 2018 führt das Paar den Betrieb noch weiter. Dann wird Ehemann Hans pensioniert und Marianne Aeschbacher feiert ihren 63. Geburtstag. Die Gebäude können Aeschbachers von der Burgergemeinde übernehmen, das Land wird an andere Landwirte verpachtet. Von den drei Söhnen sah keiner eine Zukunft auf dem Betrieb.

Vier Generationen Aeschbacher haben hier gewirkt, das nimmt nun ein Ende. «Wir haben immer viel gearbeitet, nun ist es an der Zeit, dass wir uns mehr Zeit nehmen», meint die Bäuerin jedoch ohne Bedauern. Es sei für sie vor ein paar Jahren schwieriger gewesen, als sie zuschauen musste, wie bestes Kulturland vor ihrer Nase verbaut wurde. An einzelnen Landflecken kann sie immer noch nicht mit dem Hund vorbeispazieren, zu sehr schmerzt es sie, Büro-und Schulbauten statt Felder zu sehen.

Mehrere Vorbilder

Mehr Zeit bedeutet für Marianne Aeschbacher auch mehr Zeit für ihr liebstes Hobby, das Malen. «Seit Kindheit an hatte ich Freude am Malen», erzählt sie mit einem Strahlen in den blauen Augen, aber sie habe es dann nicht weiterverfolgt.

Die Bäuerin wuchs auf einem Betrieb in Gysenstein bei Konolfingen BE auf und wollte nie einen Bauern heiraten. Trotzdem absolvierte sie das bäuerlich-hauswirtschaftliche Lehrjahr. Ihre Lehrmeisterin war ihr ein grosses Vorbild. Aus dieser Zeit hat sie zwei Dinge übernommen: den obligaten Sonntagszopf und «jede Woche ein frisches Blümchen». Dies gab sie auch ihren zig Lehrtöchtern weiter, die sie ausbildete. Wie auch die Freude am Nähen. Marianne Aeschbacher lernte Damenschneiderin und näht bis heute leidenschaftlich gern.

In ihrem Nähatelier entstanden auch ihre ersten Bilder. Einen Malkurs hat sie nie absolviert. Die Werke entstehen in ihr drin. Es ist für sie einfacher, diese «inneren Bilder» zu malen, statt konkrete Sujets. Doch sie hat Vorbilder: Monet, ein französischer Maler und Hans-Ruedi Wüthrich, Künstler aus Zuzwil BE. Die Farben und der Stil der beiden haben es ihr 
angetan.

Alle helfen tatkräftig mit

Im letzten November stelle Marianne Aeschbacher ihre Bilder aus. Ehemann Hans und die ganze Familie hätten «gestürmt». Sie selber war sich der Sache nicht ganz so sicher. Die Angst war gross, dass die Bilder nicht auf Anklang stossen könnten. Trotzdem, sie ging das Projekt an. «Am Schluss wurde es gar zu einem Familienprojekt», strahlt die kreative Frau. Hans Aeschbacher baute eigens den stillgelegten Kuhstall zum Ausstellungsraum um: die Wände wurden weiss gestrichen, der Boden mit Holzschnitzeln eingestreut und die Futterkrippen kurzerhand mit Holz verkleidet. Und auch der Rest der Familie und Freunde unterstützten sie tatkräftig.

Es sind schon 70 Bilder

Je länger man mit Marianne Aeschbacher über ihre Bilder spricht, desto mehr kommt sie aus sich heraus und umso mehr Begeisterung geht von ihr aus. Die Bäuerin war der Meinung, dass sie 30 bis 40 Bilder gemalt hätte. Am Ende waren es dann an die 70 Werke. «Ich wusste nicht, ob überhaupt jemand ein Bild kaufen würde.» Das Bild, das die 200, mit persönlichen Texten versehenen Einladungskarten zierte, war dann innerhalb einer Viertelstunde verkauft; und sie hätte es sogar mehrmals verkaufen können.

«Das Festlegen der Preise hat mir schlaflose Nächte bereitet», erzählt sie. Geholfen hätte, dass der Ehemann in der Gemeinde für das Ressort Kultur zuständig war. So hatte sie Kontakte zu erfahrenen Personen, die sie in dieser Frage unterstützen.

Jene Bilder, die Marianne Aeschbacher nicht unbedingt verkaufen wollte, habe sie halt etwas teurer gemacht, schmunzelt sie. Ums Geld gehe es ihr sowieso nicht, sondern mehr um die Freude am Malen. «Es ist wie meine Altersbeschäftigung fürs Gemüt.»