Endlich ist es schön und heiss: Deshalb werden die Bauern diese Woche vielerorts in der Schweiz Heu einbringen. Die häufigsten Probleme dabei sind Futtererwärmung, Schimmelbefall, erhöhte Bröckelverluste, Verunreinigungen mit Erde, tiefe Nährwerte wegen zu später Nutzung oder Wiesen mit unausgeglichener botanischer Zusammensetzung.

Der Grund für die Futtererwärmung ist, dass das Futter bei der Einlagerung nicht genügend trocken war. Erst Futter mit TS-Gehalten über 85% ist lagerfähig. So nimmt bei der Futtererwärmung einerseits die Verdaulichkeit des Futters und demzufolge der Nährwert stark ab. Andererseits besteht die Gefahr, dass sich das Futter selbst entzünden kann und es zu einem Brand kommt. 

Nachfolgend gibt Ruedi Tschachtli, Futterbauberater am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung in Schüpfheim LU, wertvolle Tipps für eine erfolgreiche Heuernte. 

Diese Woche wird sehr viel Heu eingeführt. Auf was müssen die Landwirte achten, damit der Heustock nicht warm wird?

Ruedi Tschachtli: Auf dem Feld ist das Heugras sicher genügend anzuwelken, angepasst auf die Leistungsfähigkeit der Heubelüftung (Kaltbelüftung, Warmdachdach, Luftentfeuchter…). Neben der Einfüllmenge spielen der Trocknungsgrad des Futters sowie die Luftfeuchtigkeit eine entscheidende Rolle. Sicher daran denken, dass bei einem Wetterumschlag ein Warmdach/Sonnenkollektor keinen Vorteil für das Trocknungsvermögen mehr bietet. Bei sehr grossen Futtermengen evtl. ein Teil davon auf dem Feld pressen (Bodenheu oder Feuchtheu = eingespritzte Grossballen). Achtung, auch «Feuchtheu» sollte bei der Konservierung über 75% TS aufweisen. Eine gute, lockere Verteilung des Dürrfutters auf dem Stock darf auch bei Stress nicht vernachlässigt werden.

Welche Vorkehrungen muss der Landwirt treffen, wenn er merkt, dass die Temperaturen im Heustock zu hoch werden?

 Das wichtigste dabei ist eine:

  • Regelmässige, intensive Beobachtung des Heustocks «am Objekt», auch wenn man das Gefühl hat es sei keine Erwärmung zu befürchten:
  • regelmässiger Luftzug auf der ganzen Stockfläche spürbar (barfuss über Stock gehen!); kein Entweichen der Luft entlang Rändern des Heustocks (Belüftung)
  • kein Einsinken von Stockpartien, keine feuchte Flecken
  • «normaler», nicht übermässiger Heugeruch wahrnehmbar
  • keine Dampfbildung nach Starten des Lüfters
  • Anlagedruck überprüfen, wenn er plötzlich stark sinkt (= Entweichen von Luft) oder ansteigt (= Zusammenfallen des Stocks) muss gehandelt werdenRegelmässige Temperaturmessungen mit -Heustocksonde an mehreren Stellen und in der ganzen Tiefe). Bis 50 Grad ist normal, sind es mehr wird es langsam kritisch. Bei 55 Grad Feuerwehr kontaktieren. Bei Temperaturen von 70 Grad und mehr kann sich ein Dürrfutterstock selber entzünden.
  • Achtung: Auch Ballenlager und Bodenheustock überwachen und messen
  • Bei Verdacht auf starke Erwärmung zwingend Temperatur messen oder messen lassen; Feuerwehr beiziehen; Lockern mit Heukran kann bei starker Erwärmung riskant sein (Sauerstoff kommt dazu à Auslösung eines Brands)
    keine Dampfbildung nach Starten des Lüfters
  • Im Zweifelsfall mobile Öl- oder Gasheizung zur Trocknungsunterstützung einsetzen

Wegen des Regens hat es sehr viel Gras und dieses ist deswegen auch sehr schnell gewachsen. Wie schätzen Sie die Qualität ein und wie sieht es bezüglich den Gehalten aus?

Das ist regional und auch von Betrieb zu Betrieb und von Parzelle zu Parzelle sehr unterschiedlich. Wo intensive Bestände nicht rechtzeitig gemäht werden konnten, ist das Heu dieses Jahr teilweise sehr alt und qualitativ minderwertig. Frühes Heuen hat sich heuer vielfach ausbezahlt! Aufgrund der teilweise sehr unsicheren Wetterlagen der letzten Wochen war der richtige Schnittzeitpunkt schwierig festzulegen. Zur Qualität: Wer spät heuen kann, hat nicht nur hohe Rohfasergehalte. V.a. intensiv gedüngte, «mastige» Bestände beginnen zu faulen, durch die Abbauprozesse kann es zu starken mikrobiellen Verunreinigungen mit Sporen- und Mykotoxinbildung kommen. Diese Gefahr wird oft unterschätzt. In gewissen Gebieten gab es in den letzten Tagen starke Niederschläge oder grosse Mäusevorkommen: Hier ist mit hohen Erdverunreinigungen und entsprechender Verminderung der Futterqualität zu rechnen.

Peter Fankhauser