Mit Blick auf das zunehmende Risiko einer Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat der Deutsche Bauernverband neben weiteren Präventionsmaßnahmen eine deutliche Intensivierung der Wildschweinbejagung gefordert. DBV-VizepräsidentWerner Schwarz wies heute in Berlin darauf hin, dass die aktuelle jährliche Jagdstrecke von rund 610 000 Stück Wild nicht ausreiche, um den stark gewachsenen Wildschweinbestand in Deutschland einzudämmen.

Er spricht sich stattdessen dafür aus, bundesweit bis zu 70 % aller Schwarzkittel zu bejagen, um den Bestand wirksam zu reduzieren. Dabei sollen auch Schon- und Ruhezeiten sowie anderweitige Einschränkungen der Jagd ausgesetzt werden. Ausgenommen werden sollen allenfalls tragende und säugende Sauen beziehungsweise unselbstständige Frischlinge. Tierschutzrechtliche Bedenken weist Schwarz in diesem Zusammenhang zurück: Der Leidensdruck infizierter Wildschweine sei allemal höher als die Folgen einer intensiven Bejagung.

„Die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest sind kaum vorstellbar“, sagte Schwarz. Bereits das Auftreten im Wildschweinbestand würde bedeuten, dass kein Schweinefleisch mehr in Drittländer, also in Länder außerhalb der EU, exportiert werden könne. Diese Restriktionen würden somit zu einem dramatischen Preisverfall im deutschen Schweinemarkt führen. Für die deutschen Schweinehalter könnten die Verluste bis zu 3 Mrd Euro pro Jahr bedeuten, warnte der DBV-Vize. Mit Folgekosten für die vor- und nachgelagerten Bereiche und für die eigentliche Seuchenbekämpfung würden sogar Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe entstehen.

In einem heute vorgelegten Präventionspapier verlangt der Bauernverband zur Förderung einer stärkeren Bejagung bundesweite Aufwandsentschädigungen für erlegtes Schwarzwild, Unterstützung bei der Verarbeitung und Vermarktung, aber auch die Öffnung bisher befriedeter Regionen wie Stadtgebiete und ein verbessertes Wildschweinmonitoring.

Darüber hinaus betont der Verband die Bedeutung einer effektiven Sensibilisierung von Verbrauchern und Reisenden. Dringend notwendig ist nach Auffassung des DBV auch die Verbesserung der Biosicherheit entlang der Verkehrswege. Dazu zählt er Informationsmaßnahmen an Grenzen und Straßen, aber auch die Sicherung von Mülltonnen an Raststätten, damit Wildtiere nicht an möglicherweise infizierte Lebensmittel gelangen können.

Schwarz sprach sich außerdem für eine bessere Koordination der zuständigen Stellen aus. Aktuell stehe die regionale Hoheit von Landes- und Kreisveterinärbehörden schnellen Reaktionen im Krisenfall eher im Weg. Bundesbehörden sollten daher mehr Durchgriffsrechte haben, so der Verbandsvize.

AgE