Natürlich mit Vollmilch ufzogä» ein neues, regionales Label vor dem Start00. Zwölf Bündner IP-Suisse Betriebe werden sich vorerst daran beteiligen und noch diesen Winter schlachtreife Kälber unter diesem Label vermarkten. «Die bäuerlichen Kälbermäster im Bündnerland stehen enorm unter Druck», sagt Petra Gasser, die beim Schweizer Bauern­verband den Geschäftsbereich Viehwirtschaft mitbetreut und in einem Mandatsauftrag die Geschäfte des Schweizer Kälbermäster-Verbands (SKMV) führt.

Alters- und Gewichtsabzüge

Bei den bäuerlichen Kälbermästern im Bündnerland handelt es sich um Familienbetriebe, die oft einen langen Weg in die Käserei haben. Deshalb veredeln sie die anfallende Milch auf dem Hof zu einem qualitativ hochwertigen Produkt: Dem Kalbfleisch. Diese Betriebe sömmern ihre Tiere. Das hat zur Folge, dass ein Grossteil ihrer Mastkälber zwischen Herbst und Frühling schlachtreif ist. Das ist im Markt für Mastkälber in mehrfacher Hinsicht ein Nachteil. Grosse Abnehmer ziehen Kälber von grossen Mastbetrieben vor, die über das ganze Jahr eine konstante Menge an Kälbern in möglichst gleicher Qualität liefern können. Die zusätzlichen, in einem begrenzten Zeitraum anfallenden, schlachtreifen Kälber bäuerlicher Mäster führen zu einem Überhang an Schlachtkörper. Zudem ist es umständlich, diese Tiere bei verschiedenen Bauern in geringer Zahl auf abgelegenen Höfen zusammenzukaufen. Kommt hinzu, dass die Wege zu den grossen Schlachthöfen vom Bündnerland aus lang sind. Für die bäuerlichen Mäster im Kanton Graubünden sind die Folgen fatal: Ihre schlachtreifen Kälber werden nicht rechtzeitig abgeholt. Die Folge davon sind neben zusätzlichen Futterkosten auch empfindliche Alters- und Gewichtsabzüge beim Verkauf der Tiere.

Abhängigkeit reduzieren

«Wir kennen dieses Problem seit Jahren», sagt Petra Gasser. Als der Schweizer Kälbermäster-Verband letztes Jahr bei den grossen Verarbeitern auf taube Ohren stiess, habe dieser beschlossen, sich zu wehren. «Zumindest die IP-Suisse Kälbermäster sollen dank des Labels vorerst nicht mehr so abhängig von ihrem Abnehmer, dem IP-Suisse-Partner Micarna, sein», sagt Petra Gasser.

Mindestpreis plus Prämie

Der Basispreis für ein «Bündner Puurachalb» darf den jeweiligen QM-Wochenpreis für die Qualität T3 nicht unterschreiten. Dazu kommt eine Regioprämie von 10 Rappen pro Kilo Schlachtgewicht. Die Standards an ein «Bündner Puurachalb» orientieren sich an den Vorgaben von IP-Suisse, die mindestens erfüllt sein müssen. Dazu gehört auch, dass die Tiere nach den Vorgaben des RAUS-Programms gehalten werden. Folgend weitere Vorgaben des Programms:

Tränker dürfen nur innerhalb von 150 Kilometern ab Kantonsgrenze zugekauft werden.

Die Mastkälber müssen auf dem Geburtsbetrieb gegen Grippe geimpft werden.

Die Tiere müssen in einer der Metzgereien verarbeitet werden, die am Projekt teilnehmen.

Die Fleischigkeit muss mindestens mit T- bewertet werden, die Fettabdeckung mindestens mit 2.

Mit dem Markt wachsen

Am Programm «Bünder Puurachalb» können sich im Prinzip auch interessierte Bio-Knospe-Betriebe beteiligen, da deren Vorgaben strenger sind als jene von IP-Suisse. So besteht laut Gasser die Möglichkeit, dass Knospe-Betriebe zu IP-Suisse wechseln. Es würden aber auch Gespräche laufen, Bio Suisse am Programm zu beteiligen. Wie Petra Gasser ausführt, soll das Programm parallel zur Nachfrage am Markt wachsen. Dabei ist das Wachstumspotenzial beachtlich. Im Kanton Graubünden sind 86 IP-Suisse-Betriebe und mehr als doppelt so viele Bio-Betriebe mit Kälbermast registriert. Kommt hinzu, dass es auch im Kanton St. Gallen bäuerliche Kälbermäster gibt, die mit den gleichen Problemen kämpfen wie ihre Kollegen im Bündnerland. chw