Wollen Bauern für behornte Kühe und Ziegen Direktzahlungen erhalten? Um diese Frage geht es bei der Volksabstimmung vom 23. November. "Ich wollte Kühen eine Stimme geben", erklärte Landwirt Armin Capaul, Vater der Hornkuh-Initiative, Anfang Oktober vor den Medien.

Eine Volksinitiative habe er nie lancieren wollen, betonte Capaul. Er habe immer gehofft, dass das Bundesamt für Landwirtschaft einlenken würde. Capaul hat es in den vergangenen 8 Jahren mit Petitionen versucht, mit Briefen an Bundesrat Schneider-Ammann, er hat Parlamentarier für sein Vorhaben eingespannt. Alles vergebens. Zuletzt sei ihm nur noch die Lancierung einer Volksinitiative geblieben, betonte Capaul. Nach der Einreichung habe er auf einen Gegenvorschlag des Parlaments gehofft – umsonst.

Die Würde bewahren

Gemäss Anet Spengler, Mitglied des Initiativkomitees und Agronomin am FiBL, werden immer mehr Rinder enthornt. Der Anteil betrage fast 90 Prozent (bei Milchkühen rund 75 Prozent, bei Mutterkühen fast alle). Schreite diese Entwicklung fort, gebe es bald keine Hornkühe mehr, warnte Spengler. Hörner seien ein lebendiges, stark durchblutetes Organ. "Die Natur hat etwas so Komplexes wie Hörner nicht einfach aus einer Laune heraus gebildet", sagte Spengler. Hörner seien für die Tiere wichtig, sie dienten als Kommunikationsinstrument, der Körperpflege und der Wärmeregulation.

Die Initiative verbiete nicht das Enthornen, betonte Spengler. Man wolle mit ihr aber den Tieren die Würde zurückgeben und Bauern finanziell unterstützen, denn der Umgang mit behornten Tieren verursache einen Mehraufwand sowie Mehrkosten.

Insgesamt rechnen die Initianten mit Kosten in der Höhe von jährlich 15 Mio. Franken. Dem Bund entstünden keine Mehrausgaben, betonen die Initianten. Die Hörnerbeiträge sollen über eine Umverteilung im Agrarbudget finanziert werden.

Schmerzhafter Eingriff

Tamara Fretz, Mitglied des Initiativkomitees, wies darauf hin, dass die Enthornung ein schmerzhafter Vorgang sei. Kälber und Zicklein würden im Alter von etwa 2 Wochen enthornt, indem man ihnen die Hornknospen mit einem 700 Grad heissen Brennstab ausbrenne. "Auch 24 Stunden nach der Enthornung zeigen die Tiere noch Schmerzreaktionen, obwohl sie in der Schweiz immer vor dem Eingriff betäubt und mit Schmerzmitteln behandelt werden", sagte Fretz.

Armin Capaul rechnet mit 80 Prozent Ja-Stimmen sowie der Zustimmung sämtlicher Stände. "Wer kann schon etwas gegen unsere Initiative haben", sagte der Bergbauer aus Perrefitte BE. Man nehme ja niemandem Arbeitsplätze weg oder dergleichen.

190 Franken pro Kuh, 38 Franken pro Ziege

Der Initiativtext enthält zwar keine Angaben über die Höhe der finanziellen Unterstützung. Gemäss Vorstellungen der Initianten soll der Bund Bauern pro Kuh 190 Franken und für jede Ziege 38 Franken pro Jahr bezahlen. So viel Geld erhalten die Bauern bereits heute, wenn sie beim RAUS-Programm des Bundes mitmachen ("Regelmässiger Auslauf im Freien"). Die Initianten fordern, dass nur Bauern Hornbeiträge erhalten sollen, die auch beim RAUS-Programm mitmachen.

Michael Wahl / lid