Am vergangenen Freitag hat die Betriebsgemeinschaft Bioleguma eine Medienmitteilung mit der guten Nachricht versandt: "Heute durften wir den positiven Entscheid mit der Sonderbewilligung (unter Vorbehalt) vom Oberamt Murten entgegennehmen", schreibt die BG, "mit Freude und Genugtuung nehmen wir als Betriebsgemeinschaft den Entscheid heute gerne entgegen und betrachten es als ein erfreuliches Weihnachtsgeschenk im alten Jahr".

Ersatz der Feldrandkompostierung

Die BG Bioleguma der Familien Etter, Frey, Mäder und Fasnacht in Ried bei Kerzers bewirtschaftet ihren rund 100 Hektaren grossen Betrieb seit 1996 nach den Richtlinien des biologischen Landbaus. Sie produziert grössere Mengen Frischgemüse im Freiland sowie in den Gewächshäusern und rotiert in der Fruchtfolge abwechslungsweise mit Getreide sowie den im Biolandbau obligatorischen Kunstwiesenfläche von mindestens 10% der Betriebsfläche. Diese 10% sowie zusätzlich alle Weideflächen, die nicht ackerfähig sind, ergeben bei Bioleguma eine beträchtliche Futterfläche von über 20 Hektaren. Diese werden durch die Haltung von Rhätischem Grauvieh verwertet.

Vor drei Jahren hat die BG beschlossen, den Bau einer neuen Komposthalle und eines angegliederten tierschutzkonformen Mutterkuhstalls in Angriff zu nehmen. Der Neubau ausserhalb des Dorfs soll die Abläufe erleichtern, auch für die Anwohner: «Das mehrmalige Mistladen und Güllefass füllen auf dem Trottoir der Dorfstrasse wird in Zukunft den Schulweg der Kinder und den Dorfverkehr nicht mehr beeinträchtigen», schreibt die BG. Gleichzeitig will man eine 74 Meter lange Komposthalle bauen, damit soll die bisher praktizierte und ökologisch nur mässig ideale Feldrandkompostierung ersetzt werden. Bioleguma beabsichtigt 2800t Grünmaterial zu kompostieren.

Der Weg zur Baubewilligung war laut BG-Partner Rolf Etter kein Spaziergang. Die Schritte ans Ziel fasst er wie folgt zusammen:

  • Eingabe Vorgesuch Juli 2015
  • Günstiges Vorgesuch November 2015
  • Baugesuch mit öffentlicher Auflage Februar 2016
  • Einsprachen April 2016
  • Gutachten Agriexpert Oktober 2017
  • Baubewilligung Dezember 2018

Zonenkonformes Bauen wird immer schwieriger

Dem Gesuch erwuchs schnell Widerstand von Anwohnerseite, obwohl man eigentlich versuchen wollte, die Unannehmlichkeiten für diese zu vermindern. Trotz einem Vorgesuch und einem öffentlichen Informationsabend im März 2016 gelang es nicht, Einsprachen zu verhindern. Für Rolf Etter ein klares Indiz, dass es immer schwieriger wird, zonenkonforme landwirtschaftliche Bauten zu errichten, welche vollumfänglich die Zielsetzungen der Agrarpolitik und des Umweltschutzes erfüllen.

Die Kompostierung der eigenen Grünabfälle ohne Belastungsgefahr für das Grundwasser und die Verwertung der Fruchtfolge-bedingten Futterproduktion durch Wiederkäuer einer raren Rasse kommt diesen Zielsetzungen weit entgegen. Nun hofft die BG auf das Verständnis der Bevölkerung, damit das Weihnachtsgeschenk nicht durch weitere juristische Winkelzüge zunichte gemacht wird.

akr