So viele Frauen wie in diesem Jahr haben wahrscheinlich noch nie geholfen, den Tag der Bäuerin an der Olma vorzubereiten. Über 400 Frauen füllten eine Umfrage aus, die gemeinsam von den Organisatorinnen der Veranstaltung und der BauernZeitung durchgeführt wurde (wir berichteten) und der Rotefaden des diesjährigen Bäuerinnentags war, der unter dem Moto «Zukunftsängsten oder neuen Perspektiven? Bäuerinnen packen ihre Zukunft unterschiedlich an» stand.

Rezept mit drei Tipps

«Zukunft und Angst sind eigentlich Gegensätze», meinte Ueli Straub, ehemaliger Geschäftsführer des Bäuerlichen Sorgentelefons und Mitarbeiter der Agridea. Die Zukunft ist offen, noch unbeschrieben und verheissungsvoll sowie voller Pläne: Ein heller weiter Raum. Die Angst hingegen lähmt, schränkt ein und wirkt wie ein dunkles Gefängnis. Zukunftsangst entsteht, wenn die eigene Lebenssituation einengt und man dadurch Angst vor der Zukunft kriegt.

Um der Zukunftsangst zu begegnen, hat Straub ein Rezept mit drei Tipps im Gepäck.

  • Hinschauen. Sich vor seinen Ängsten nicht verschliessen, nötigenfalls diese mit Beratung angehen. Für den Ernstfall einen Notfallplan bereit halten und möglichst darauf hinarbeiten, dass jede erwachsene Person auf dem Hof ein eigenes Konto mit eigenem Geld besitzt.
  • Partnerschaft stärken. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für einen Betrieb sind nebst betriebswirtschaftlicher Faktoren und Management die gute Partnerschaft der Menschen, die ihn führen. Deshalb sollte man jeden Tag die Partnerin oder den Partner einmal loben.
  • Früh genug Hilfe suchen. Von Bäuerinnen und Bauern erwartet man, dass sie alles selber können: Wer Hilfe braucht, ist schwach. Dem ist nicht so. Bei der ersten Spur von Angst, sollte man sich Hilfe holen. Sei es durch ein Gespräch mit dem Partner, einer Freundin, mit dem Bäuerlichen Sorgentelefon oder anderen Institutionen.

Gelernt egoistisch zu sein

Doris Herger, Bäuerin aus Altdorf, stellte eine Nuss aufs Rednerpult. Diese Nuss steht symbolisch für ihren Mann Franz. «Franz ist ein Nussbaum. Ich bin eine Pappel. Ich habe also symbolisch meinen Mann dabei». Die Bäuerin erzählte die Geschichte der Hofübernahme durch sie und ihren Mann von den Schwiegereltern. Die Schwiegermutter sei eine liebe Person, aber sehr dominant und der Chef. Das machte die Zukunft der jungen Bäuerin nicht einfach. Herger dachte zwischendurch auch mal ans Weggehen. Selbst Jahre später schmerzt sie die Erinnerung an diese Zeit noch sehr. Tränen kullerten ihr während des Vortrags die Wangen hinunter. Doch die Liebe zum Ehemann war da und deshalb wollte sie nicht aufgeben. Sie ging in eine Lebensberatung und besprach dieses Coaching mit ihrem Mann. «Am nächsten Tag buchte ich einen zweiten Termin, diesmal für Franz.» Doris Herger lernte, auf sich selber zu schauen, begann zu malen und «egoistisch» zu sein, und sie  fällte den Entscheid, dass sie sich nicht mehr plagen lasse. Unterdessen sind die Schwiegereltern vom Hof weggezogen und Doris Herger ist nun die Chefin. (Ein Porträt zu Doris Herger aus dem Magazin Frauenland von Juni 2017.)

Mindestens einmal durchatmen pro Tag

Monika Risi, Bäuerin, Coach und dipl. Individualpsychologische Beraterin, liess den ganzen Saal einmal tief einatmen.«Konzentrieren Sie sich nun auf eine Situation, in der Sie sich wertvoll fühlten. Oder denken Sie an etwas, das Sie gut können. Auf diese Art geben Sie sich einen Hormonschub aus der Vergangenheit.» Diese Hormonschübe verpasse man sich am Tag am besten mehrmals, denn sie würden das eigene Selbstwertgefühl stärken und einem Energie geben, so Risi weiter. Gestärkt mit neuem Selbstwertgefühl und Energie, könne man Ängste besser angehen. 

Esther Thalmann

Mehr zum Tag der Bäuerin an der Olma lesen Sie in der Printausgabe der BauernZeitung vom 19. Oktober.

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