Wenn Hans Aschwanden auftritt, dann wählt er in der Regel klare Worte. Und meist vertritt Aschwanden dabei gleich auch noch eine klare Meinung. Auch am Donnerstag in Bern feuerte der Fromarte-Präsident und Käser aus Seelisberg UR bei der Begrüssung zur Fromarte-Delegiertenversammlung eine volle Salve ab.

«Ich war überrascht, wie fundiert, interessant und ausführlich dieser Bericht ist», sagte er über die bundesrätliche Gesamtschau zur mittelfristigen Weiterentwicklung der Agrarpolitik. Man finde darin eine ausführliche Analyse der aktuellen Situation. Manche der Handlungsachsen seien «sehr interessant».

Gesamtschau als «interessantes Diskussionspapier»

Aschwanden geht damit auf direkten Konfrontationskurs mit den bäuerlichen Verbänden und dem Schweizer Bauernverband SBV. Der SBV bekämpft die Gesamtschau mit aller Kraft und will sie an den Bundesrat zurückweisen. Aschwanden indes sagt: «Wir finden das Dokument ein interessantes Diskussionspapier.»

Den Vorschlag, die Agrarpolitik von der Freihandelspolitik zu trennen, hält er schlicht für nicht nachvollziehbar. Eines der wichtigsten agrarpolitischen Instrumente sei der Grenzschutz. Und der habe sehr wohl etwas mit Freihandel zu tun. Wer also eine Trennung vorschlägt, «signalisiert de facto, dass er nichts ändern will.»

Trinkwasserinitiative ist gefährlicher als Freihandelsabkommen

Gleichzeitig würden aber gerade die verschiedenen Initiativen zeigen, dass man sich bewegen müsse. Die Initiativen würden «erbarmungslos» darlegen, «dass wir als Branche in gewissen Bereichen vollkommen geschlafen haben.» Er kritisiert dabei vor allem die Unfähigkeit des Bauernverbandes, proaktiv auf gesellschaftliche Trends zu reagieren. Die Trinkwasserinitiative hält er für die weitaus grössere Gefahr für die Landwirtschaft, als «ein paar Zugeständnisse bei einem Freihandelsabkommen.»

Arbeit an den Stärken bevorzugen

Für die Zukunft sieht Aschwanden jenseits der Agrarpolitik vor allem eine Priorität: die Stärken besser nutzen und damit die Kunden von «unseren Produkten» zu überzeugen. «Das Vertrauen der Kunden ist unser grösstes Kapital, und das kann uns niemand wegnehmen» Dass die Mehrwertstrategie der Branchenorganisation Milch, die Aktivitäten der Schweizer Milchproduzenten und der verschiedenen Verarbeiter und Milchhändler just in diese Richtung laufen, begrüsst Aschwanden grundsätzlich. Auch mit grosser Freude habe er den Entscheid von Bio Suisse zur Kenntnis genommen, den Kraftfuttereinsatz auf maximal 5 Prozent zu begrenzen. «Diese Entwicklung ist aus unserer Sicht positiv.» Aschwanden bedauert allerdings, dass es innerhalb der BO-Milch bisher nicht gelungen ist, einen national einheitlichen Standard zu etablieren.

Diese Arbeit wollten die Schweizer Milchproduzenten nicht aus der Hand geben; und sie arbeiten daran, wie SMP-Direktor Stephan Hagenbuch vor etwas mehr als einer Woche an der SMP-DV sagte.

hja