Mit den Tierzuchtbeiträgen des Bundes werden auch die Dienstleistungen der Organisationen zugunsten der Züchterinnen und Züchter verbilligt. So profitieren sie, indem sie beispielsweise tiefere Tarife für die Milchleistungsprüfung bezahlen. 

Ist dieses Geld vom Steuerzahler überhaupt berechtigt und sinnvoll? Ja, aber: Diese Gelder dürfen nicht dazu beitragen, dass die Landwirtschaft den Irrweg einseitiger Hochleistungszuchten noch stärker beschreitet, als dies bereits der Fall ist.

So stand in der Vergangenheit vor allem die Milchleistung im Fokus. Kühe mit über 10 000 kg Milch sind heute keine Seltenheit mehr. Dafür haben wir Kühe, die vermehrt mit Fruchtbarkeits- und Euterproblemen zu kämpfen haben.

Füttert man diese Hochleistungstiere zudem nicht bedarfsgerecht, gerät auch ihr Stoffwechsel schnell aus den Fugen. Die Folgen sind verstärkter Medikamenten- und Antibiotikaeinsatz.

Die Herausforderung wird sein, in Zukunft eine robustere, funktionellere und effizientere Kuh zu züchten, die möglichst keine Probleme macht und resistenter gegen Krankheiten jeglicher Art ist.

Lieber eine Kuh, die weniger Milch gibt, dafür aber gesund von einer Laktation in die andere startet. Vor allem hier müssen die Tierzuchtmittel bei der Zucht und Stierenauswahl eingesetzt werden. Denn nur so wird es möglich sein, in Zukunft kostendeckend Milch zu produzieren. 

Dank Fortschritt in der Tierzucht – durch den direkten Zugriff auf die genetische Information der Tiere, schärfere Selektion, kürzere Generationenintervalle, gepaart mit dem Einsatz neuster Reproduktionsmethoden wie Spermasexing – kann so eine verstärkte Fixierung von erwünschten Genen erfolgen. Dabei muss aber die genetische Variation Grundvoraussetzung sein zur Erzielung eines Zuchtfortschritts und zur Kontrolle von Erbkrankheiten.

Um künftig auf neue Rahmenbedingungen wie Änderungen des Klimas, neue Krankheiten, andere Erwartungen der Gesellschaft oder sich ändernde Anforderungen an spezielle Produkte reagieren zu können, dürften alte Rassen wieder vermehrt an Bedeutung gewinnen. Auch ihr Vermächtniswert, wovon spätere Generationen profitieren könnten, und ihr Existenzwert, dass es sie überhaupt gibt, sind gross. So sind die Bundesbeiträge auch hier wichtig, zur Erhaltung und Förderung gefährdeter Nutztierrassen mit Schweizer Ursprung. 

Ob man einige Schauen wie zum Beispiel die Europameisterschaft – die Teilnahme eines Tieres kostet gegen 10 000 Franken – weiterhin mit Bundesgeldern unterstützen sollte, muss hinterfragt werden. Was nützt eigentlich der breiten Züchterschaft eine solche Europameisterschaft? Der Traum, dass man mit Siegerschleifen den Export von Lebendvieh ankurbeln kann, ist wohl endgültig ausgeträumt. Erst recht, wenn fast alle Kühe der Schweizer Red Holstein- und Holstein-Delegation noch einen ausländischen Stier zum Vater haben.

Hier hat der Braunviehzuchtverband als erster den Sinn einer Europameisterschaft erkannt und an der letzten Austragung im französischen Mende 2016 vollumfänglich Braunviehkühe ins Rennen geschickt, welche von Schweizer Stieren abstammen und das erst noch mit grossem Erfolg, herzliche Gratulation. Hier haben die anderen zwei Rassen noch grossen Aufholbedarf.

Wenn man zurzeit die negativ Schlagzeilen über die Viehzucht, Ausstellungen und den Antibiotikaverbrauch in der Presse verfolgt, fragt sich der Steuerzahler immer mehr, wofür die 23 Millionen Franken denn eigentlich eingesetzt werden. Kühe mit übergrossen Eutern sind ein Dorn im Auge vieler, Kühe deren Rippen man zählen kann, werden schon als todkrank eingestuft und Kühe, deren Zitzen man zuklebt, das versteht der Konsument am allerwenigsten.

Viehausstellungen sind für viele ein Sport geworden, wo nur eines zählt – der Sieg. Die ASR als Dachorganisation der Rindviehverbände hat hier klar den Führungsanspruch, genannte Probleme an den Ausstellungen anzugehen. Es wäre auch mit Blick auf die produzierende Landwirtschaft verheerend, wenn man diese Auswüchse nicht aktiv bekämpft.

Viehausstellungen und Beständeschauen könnten aber eigentlich viel zum guten Image der ganzen Landwirtschaft beitragen. Packen wir es an, sonst machen es die Konsumenten und der Steuerzahler, so wie sie es mit den verschiedenen Initiativen zurzeit auch tun. Aber dann auf ihre Weise und die sind garantiert nicht im Sinne der Schweizer Viehzucht oder einer produzierenden Landwirtschaft.

Peter Fankhauser

Diese Analyse finden Sie in der BauernZeitung vom 15. Juni. Lernen Sie  die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF.