«Ich habe schon mehr als einmal feuchte Augen bekommen, seit ich weiss, dass wir nominiert worden sind», verriet Ölkürbispionier Chöbi Brütsch am Mittwoch an einer Medienkonferenz zum heurigen Agro-Preis auf dem Schaffhauser Griesbachhof. Allein die Nomination für den Agrarpreis der Emmental-Versicherung schätzt er bereits als Auszeichnung – nicht die erste übrigens, die ins Schaffhausische geht, wie Markus Reutimann, Mitglied der Agro-Preis-Jury und selber Preisträger, belegte: 2012 wurde die Hallauer Familie Rüedi für ihr «Fasstastisches Hotel» mit dem Agro-Preis ausgezeichnet. Und 2016 kam der Verein Weidegans.ch in die engste Auswahl, zu dem auch ein Schaffhauser Betrieb gehört.

Zukunftsträchtiger Betrieb

Nun ist erneut ein Projekt aus dem Kanton Schaffhausen ins Rampenlicht des Agro-Preises gerückt worden, was Markus Leumann, den Leiter des Landwirtschaftamts, sehr freut. «Chöbi chum, bring en hei», wünschte er dem innovativen Landwirt und seiner Familie am Anlass und konstatierte: «Der Griesbachhof präsentiert sich dank grossen Investitionen als gut strukturierter, zukunftsträchtiger Betrieb, der einer Bauernfamilie ein angemessenes landwirtschaftliches Einkommen bietet. Der Hof hat mit seinem Leuchtturmprojekt eine Strahlkraft über die Kantonsgrenze hinaus.»

Absatz stark gesteigert

Die Gebäude des Betriebs, der dem Kanton Schaffhausen gehört, haben die Brütschs 2002 im Baurecht gekauft, saniert und 2017 eine eigene Ölmühle errichtet. Seither habe sich der Öl-Absatz stark gesteigert, erklärte Chöbi Brütsch den Journalisten. Die Ölgewinnung sei ertragreicher und die Qualität entspreche genau den Vorstellungen der Familie. Die Wertschöpfung bleibt zudem vermehrt im Unternehmen. Der Bau der Ölmühle wurde im Rahmen eines Regionalentwicklungsprojekts (PRE) von Bund und Kanton mit Beiträgen unterstützt. Durch solche Projekte sollen die nachhaltige Schaffung landwirtschaftlicher Wertschöpfung und die branchenübergreifende Zusammenarbeit gefördert werden.

30 Partnerbetriebe

Bedingungen, die bei Brütschs rundum gegeben sind: Bereits arbeiten zwei Generationen auf zwei Landwirtschaftsbetrieben und mit einem Landmaschinenmechanik-Unternehmen im Ölkürbisgeschäft mit. Von der Produktion und Logistik über Vertrieb und Marketing bis hin zur Gastronomie decken die Familienmitglieder alles ab. Daneben finden rund 30 Ostschweizer Partnerbetriebe im Vertragsanbau ein Einkommen.

Gut gerüstet für die Zukunft

Dieser Erfolg stand 1997 noch in den Sternen, als  Chöbi und Lydia Brütsch mit anderen Landwirten die Ölkürbisproduktion versuchsweise in die Schweiz holten. Bald schon waren Brütschs allein unterwegs in einem Marktsegment, das keinen Grenzschutz kennt. Dank dem klaren Fokus auf Regionalität, Qualität und einen authentischen Auftritt hat sich die Familie mit ihrer GmbH «Brütsch erdverbunden» im Ölkürbisgeschäft etabliert und ist gut unterwegs. «Trotz der Jahrhunderttrockenheit war 2018 ein grossartiges Kürbisjahr», erklärte Hofnachfolger Rafael Brütsch zur aktuellen Situation. «Wir haben auf 50 Hektaren rund 50 Tonnen Kürbisskerne geerntet. Unseren Partnerbetrieben können wir eine attraktive Kultur bieten, die keine Schädlinge und keine nennenswerten Krankheiten kennt und die auch mit wenig Wasser gut zurechtkommt. Diese Kultur hat Zukunft».

Bestens vorbereitet

Eine innovative Idee mit innovativem Marketing und einem nachhaltigen Nutzen für die Landwirtschaft, das sind sicher auch Gründe, welche die Jury bewogen hat, das Schaffhauser Projekt für den Agro-Preis 2018 zu nominieren. Für die Preisverleihung im Berner Kursaal am 8. November sind Brütschs gerüstet: Das vierminütige Plädoyer der Familie für ihre Unternehmung steht schon fast und der Fan-Car ist schon lange ausgebucht.