Bereits beim Einzug in die Wohnung in Managua, konnten wir die eine der beiden Toiletten nicht richtig nutzen. Der Sog war zu schwach, um feste Teile herunterzuspülen. Das fanden wir nicht weiter schlimm, weil wir ja noch ein zweites Badezimmer mit Toilette haben. In den letzten Wochen kamen aber noch Abflussprobleme der Dusche hinzu. Wenn nur wenig Wasser verbraucht wurde, lief es zwar ohne Probleme ab. Wurde aber mehr verbraucht, dauerte es Stunden. Wir versuchten bereits alles Mögliche, leider ohne den gewünschten Erfolg. 

Wir haben an der Schule einige Unterhaltsarbeiter, die auch privat an Wochenenden gewisse Wartungsarbeiten erledigen. Da ich an Wochenenden ja immer zur Finca fahre, konnte ich nie etwas organisieren. Letzte Woche sprach ich ganz zufällig die richtige Person an. Er selbst hatte Erfahrung mit sanitären Anlagen und er konnte auch an einem Dienstag, an seinem freien Tag, vorbeikommen. 

Diese Person also kam in meine Wohnung und kontrollierte zuerst mit Ruhe und Konzentration alle Wasserleitungen und Abwasserschächte. Da er keine Sonde bei sich hatte, versuchte er mit einer Eisenstange von ausserhalb der Wohnung die Abflüsse von WC und Dusche zu sondieren. Da schien er auf einen festen, aber nicht harten Widerstand zu stossen. Er liess mich das ebenfalls fühlen und erklärte mir dann mit überzeugter Miene, dass es sich um eine Wurzel im Abflussrohr handelte. Die mit Zement fixierte WC-Schüssel müsse daher abmontiert werden.

Eine Wurzel? Ich sah ihn ganz entgeistert an und dachte an all die Geschichten, die ich von nicaraguansichen Handwerkern gehört hatte. Er aber erklärte, dass genau dies das Problem sei und dass er schon tausende Abflussrohre von Wurzeln befreit habe. Er wirkte so überzeugt, dass mir nichts anderes übrig blieb, als ihm zu glauben. Gut wäre nur, meinte er, wenn ich etwas Zement hätte um die WC-Schüssel danach wieder zu befestigen. Zum Glück hatte ich noch etwa ein Kilo übrig. Mit Hammer und Schraubenzieher ging er daran, den Zementrand des Toilettenbodens zu zerschmettern.

Und tatsächlich - ich konnte es kaum glauben - holte er einen Eimer voll Wurzeln und Erde heraus. Am Schluss, um meine Verblüffung noch zu vervollständigen (siehe Foto), zog er noch einen etwa 70 cm langen „Wurzelschlauch“mit einem Durchmesser des Rohrs aus dem Duscheabfluss heraus.

Ich hielt es kaum für möglich. Aber das passiere oft, meinte er, und es sei auch sehr schwierig zu vermeiden. Immer gäbe es zwischen dem Zementboden und dem eingesetzten Rohr eine Schwachstelle, wo sich die Natur ihren Raum zurückhole.

Mirka Lötscher Arauz Perez