Pflanzenschutzmittel (PSM) und ihre Rückstände sorgen derzeit unter anderem für rote Köpfe, zahllose Sitzungen und einen hohen Papierverbrauch. Parallel arbeiten der Bund (mit seinem Aktionsplan), die Branche (mit dessen Umsetzung) und Umweltaktivisten (mit zwei Anti-PSM-Initiativen) an einer Reduktion. 

Ein mühseliger Weg

Nicht verwunderlich ist deshalb, dass sich auch die Forschung intensiv mit der PSM-Problematik befasst. Die neue Ausgabe des Magazins Agrarforschung zeugt von dieser Tätigkeit. In einem Schwerpunkt thematisiert man verschiedene Aspekte des Themas. Besonders interessant sind zwei Artikel, der erste aus der Feder von Agroscope, Eawag und VSA, dem Verband der Gewässerschutzfachleute, befasst sich mit möglichen Massnahmen zur Reduktion von Abschwemmung und Erosion, die beide zu PSM-Rückstände in Gewässern sorgen (s. Tabelle). Diese Tabelle zeigt auf einen Blick, dass der Weg zur Besserung bezüglich Rückständen weit ist. Nicht eine einzige der aufgeführten Massnahmen erreicht Top-Werte sowohl bei der Praxistauglichkeit, bei der Akzeptanz bei den Landwirten als auch beim Reduktionspotenzial.

Nur noch 107 Wirkstoffe

Der zweite Artikel beschreibt eine Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) zum «Bioland Schweiz». Welche Auswirkungen hätte eine komplette Umstellung auf Biolandbau, so wie sie den Anti-PSM-Initianten vorschwebt, auf deren Einsatz? Die Autoren Lucius Tamm, Bernhard Speiser und Urs Niggli kommen kurz zusammengefasst zu folgenden Schlüssen: Von den meistverkauften sieben PSM würden Glyphosat, Folpet und Mancozeb verboten; Kupfer, Schwefel und Paraffinöl würden unverändert, Kaolin eher vermehrt eingesetzt. Die Anzahl der zugelassenen PSM-Wirkstoffe würde von heute 383 auf 107 reduziert. Von den verbleibenden Wirkstoffen sind 66 lebendige Organismen (Biocontrol), 15 Pheromone und 26 Substanzen wie Pflanzenextrakte, Schwefel und Kupfer (wovon laut Schätzungen 94% in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden). Von diesen Substanzen befinden sich vier auf der insgesamt 137 PSM umfassenden schwarzen Liste von Greenpeace: Kupfer, Paraffinöl, Pyrethrin und Spinosin. Im Grünland würden keine PSM mehr eingesetzt. Im Ackerbau würde weitgehend auf den Einsatz von PSM verzichtet (Reduktion von 98,5% der heute eingesetzten Menge). In den Spezialkulturen (Obst, Wein, Gemüse, Kartoffeln) würden 20% PSM eingespart. Es wäre eine starke Reduktion der Kontamination von Fliessgewässern, Grundwasser und Nahrungsmitteln zu erwarten. Geringere Flächenerträge sind wahrscheinlich. Die Gesamtmenge der eingesetzten PSM nähme vorerst nur um 51% ab.

akr