Wir haben einen neuen Europameister!

An der Jungzüchterschule, welche anfangs September im belgischen Battice über die Bühne ging, holte sich Michael Fankhauser aus Burgistein BE den Titel in der Einzelbewertung. «Die Konkurrenz war gross, ich hätte nie gedacht, dass es zum Sieg reichen würde», erzählt der Jungzüchter stolz. Erst recht nicht, da ihm beim Vorführen, wie er selber sagt, ein Lapsus passierte. Aber der Vorsprung war so gross, dass er sich diesen Fehler leisten konnte. Neben dem Siegerpokal winkt dem 23-Jährigen nun eine Reise nach Kanada. Für Michael Fankhauser war das Richten der Kühe und Rinder der schwierigste Teil am Wettbewerb. «Hier ist es halt nicht einfach, den Geschmack des Richters zu treffen. Da gibt es bei der Beurteilung des Exterieurs halt viele Meinungen», sagt er rückblickend. 

Sogar aus Kanada angereist

Aus ganz Europa und sogar aus Kanada kamen zirka 120 Jungzüchterinnen und Jungzüchter nach Battice und kämpften jeweils im Team und in der Einzelbewertung um Lorbeeren. In fünf Tagen sehr intensiver Arbeit beschäftigen sich die Top-Züchter von morgen mit Fütterung, Schauvorbereitung, Vorführen, Tierbeurteilung, Rangierung und Marketing. Auch das gegenseitige Kennenlernen und die Möglichkeit, sich über die Landesgrenzen hinweg zu vernetzen kamen dabei nicht kurz. Verschiedene Richter, die unter anderem aus Kanada oder Spanien kamen, bewerteten die Teams und die einzelnen Kandidaten auf ihr Können und ihre Kenntnisse.

Schon letztes Jahr mit dabei

Schon letztes Jahr nahm Michael Fankhauser am Wettbewerb in Battice teil. Dabei lief es ihm aber nicht nach Wunsch und er wollte es dieses Jahr noch einmal versuchen und es besser machen. Da es im Schweizer Team keinen Platz mehr hatte, fand Fankhauser Unterschlupf in einem deutschen Team.

«Die nahmen mich mit offenen Armen auf und wir unterstützen uns gegenseitig. Sie hatten auch riesige Freude über meinen Sieg, obwohl ich als «Ausländer» in ihrem Team mitmachte, erzählt der Jungzüchter. Diese Lockerheit schätzte Fankhauser sehr.

«Für uns war der Vize-Europameister-Titel in der Teamwertung wie ein Sieg», hält er fest. Wenn man Michael Fankhauser so sieht, würde man nicht meinen, dass er ein begeisterter Züchter ist, der sich mit Schermaschinen, Spraydosen und Kuhhalfter bestens auskennt. Fankhauser, der doch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem EX-Fussballer Alex Frei hat, spielt selber beim FC Wattenwil mit. Und als Läufer nahm der Junglandwirt letzten Samstag auch am 42 Kilometer langen Jungfrau Marathon teil.

An vielen Ausstellungen

«Mein Herz schlägt ganz klar auch für die Viehzucht», hält er ausdrücklich fest. So ist der 23-Jährige in der Schausaison an vielen Ausstellungen anzutreffen, denn seine Styling-Künste sind nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland gefragt.

Die Faszination zur Zucht kommt aber nicht von ungefähr, auch sein Vater Martin Fankhauser hat ein Faible für schöne Kühe. So führen Vater und Sohn in Burgistein gemeinsam einen 40 Hektaren grossen Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb. Im Stall stehen 30 Red-Holstein- und Holstein-Kühe. 

Dabei ist die Liste der Schauerfolge lang, sehr lang sogar. Verschiedene Miss-Titel wie an der Junior Expo in Thun oder Klassensiege an der Swiss Expo oder Expo Bulle, reihen sich in die Galerie der Erfolge ein.

«Ein besonderer Höhepunkt war für mich der Klassensieg an der Swiss Expo, welche ich mit unserem Rind Fankis Mario Casandra erreichen durfte, weil wir auch den Vater Mario selber gezüchtet haben», hält Michael Fankhauser fest.

Tierwohl ist an erster Stelle

So fehlt es den Kühen, bei zwei Kuhbegeisterten, im Anbindestall bei Fankhausers an nichts. Im Strohbett sticht vor allem eine sehr kapitale Rustler-Tochter mit ihrer Masse und dem sehr guten Euter hervor. Aber auch eine schauerfahrene Goldwyn- und verschiedene Atwood-Töchter lassen das Züchterherz höher schlagen.

«Wir probieren immer an die neuste Genetik heranzukommen», sagen Vater und Sohn. So werden zurzeit die Stiere Atomar, Axel, Sunlight, Redstream oder Incredibull eingesetzt.

Und noch eines fällt dem Autor im Stall bei Fankhausers auf: Es hat keine Fliegen. «Jedes Jahr nisten in unserem Stall und im Futtertenn zwischen 15 bis 20 Schwalbenpaare. Bis zum Herbst werden da sicher über 100 Jungtiere aufgezogen und dafür brauchen sie auch unsere Stallfliegen», sagen Vater und Sohn Fankhauser stolz.

Peter Fankhauser

Der Autor ist mit der Familie Fankhauser aus Burgistein nicht verwandt.