«Heutzutage müssen wir ein bisschen spinnen», lacht Jacqueline Müller, «sonst halten wirs nicht aus!»

Die Regenbogenfrau

Einen Tag mit der «Regenbogenfrau» zu verbringen ist Auszeit, Theater, Weiterbildung, Unterhaltung, Denkpause, Freilichtbühne, Spektakel und Schulung zugleich. Es wird gelacht, erzählt, philosophiert, nachgedacht, gegackert, berichtet, überlegt und geschwiegen. Ihr Markenzeichen, der Regenbogen im Haar, passt zu ihr. Sie sei vor ein paar Jahren zusammen mit ihrer Coiffeuse auf diese Idee gekommen. «Andere Frauen gehen mit dem Hund spazieren und werden seinetwegen angesprochen», kichert sie. «Mich sprechen die Leute, vor allem Kinder, wegen des Regenbogens an.» Sie gibt allerdings zu, dass er nicht ganz passe zu den Naturprodukten, die sie herstelle und verteidige. Aber dieses bisschen «Neben-den-Schuhen-stehen» erlaube sie sich.

Intensiv an Düfte gedacht

Jacqueline Müller lernte Hotelfach-Assistentin, heiratete Christof Müller, bekam zwei Kinder, Tochter Sarah (29) und Sohn Patrick (27). «Weil ich daheim sein wollte, wenn die Kinder aus der Schule kamen», erinnert sie sich, «aber wegen des Hauskaufs zum Lebensunterhalt beitragen musste, ging ich servieren und arbeitete später als Pflegehelferin bei der Spitex und im Altersheim.» Sie sei zufrieden gewesen in ihrem Berufsleben, aber vor etwa zwölf Jahren begann es, in ihr zu rumoren. Immer öfter habe sie sich an den vielfältigen, wilden Garten ihrer Grosseltern im nahen Baden-Württemberg (D) erinnert, wo sie schon als Vierjährige ihrer Grossmutter half, Ringelblumensalbe herzustellen. Immer intensiver dachte sie an die Düfte, welche um das Haus der Grosseltern waberten und drinnen beim Aufgiessen von Tee mit frischen Kräutern zum Träumen verführten. Ihr eigener Garten war von Anfang an eine ungebändigte Oase von würzigen Pflanzen, derer sie sich in der Küche und gegen gesundheitliche Beschwerden bediente. Weshalb das Hobby nicht zum Beruf machen?

Kräuterhexen-Kenntnisse

ie liess sich zur diplomierten Aromaexpertin ausbilden. Es ist Jacqueline Müller wichtig zu wissen, woher Kräuter und Heilpflanzen kommen. Sie vertieft ihre bereits reichen Kenntnisse als «Kräuterhexe» auf jährlichen Duft- und Studienreisen. Diese unternimmt sie in Gruppen oder allein, folgt den Pfaden von alten Pflanzen in südliche Länder und kann die wunderbarsten und wundersamsten Geschichten darüber erzählen. Sie fing an, Gesichts- und Körperpflegeprodukte herzustellen. Dazu verwendet sie ausschliesslich zertifizierte Bio- Naturprodukte ohne synthetische Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe. Sie sagt: «Ätherische Öle sorgen für Wohlbefinden, für natür- liche Schönheit und Lebensfreude.»

Eigene Bodylotion

Das Geschäft lief gut an. Es interessierten sich immer mehr Frauen für ihre Erzeugnisse, und viele wollten ihre eigene Naturkosmetik selber entwickeln. «Ich stelle auch Produkte her, die auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sind», steht im Prospekt der Aromaexpertin. Dieser Satz reizte die Autorin der BauernZeitung, die Fachfrau um ein persönliches Eau de Toilette zu bitten und ihr bei dessen Herstellung über die Schulter zu schauen (siehe Kasten). «Ich stelle duftende Körpercreme, Aroma-Roll-ons oder Kissensprays her, aber keine Parfüms oder Eau de Toilette», erklärt sie. Dies, weil dafür reichlich natürliche Duftstoffe benötigt würden, was in ihren Augen eine Verschwendung ist. Überhaupt, sagt sie, wozu es Parfüm brauche, wenn die Bodylotion beduftet sei? «Für einen Liter ätherisches Rosenöl benötigt man zwischen fünf und sechs Tonnen Rosenblüten», erläutert sie, «eine Menge, die nur in riesigen Plantagen geerntet und destilliert werden kann.» Zudem sei das Pflücken ein Wettlauf gegen die Zeit, könne doch nur im Morgengrauen geerntet werden. Sobald die Sonne aufgehe, sei der Duft weg.

Benildis Bentolila

Kontakt: Jacqueline Müller
Tel. 062 391 28 72 oder Tel. 076 537 80 67

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