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Am Donnerstagmittag um 11.10 wurden in Bern drei Höfe und die Kühe auf der symbolischen Weide von einer Walze plattgemacht. Während die Walze ungerührt über das Trottoir zuckelt, stehen etwa ein Dutzend Bauern und fast gleich viele Journalisten um das Spektakel. Zwei Polizisten beobachten von der anderen Strassenseite das Treiben und scheinen nicht so recht zu wissen, was sie davon halten sollen.

Bei den drei Höfen handelt es sich um Kartonhäuschen, die symbolisch für die bäuerlichen Betriebsstrukturen in der Schweiz stehen. Die Walze – die Organisatoren wollten eine Walze der Ammann – Gruppe – steht für die bundesrätliche Umsetzung des Landwirtschaftsgesetzes. Kritisiert wird die lasche Praxis bei der Umsetzung von Artikel 37, Absatz zwei – dieser Abschnitt regelt die Milchkaufverträge.

Aufgerufen zur Aktion haben die Bauerngewerkschaft Uniterre und die bäuerliche Interessengruppe für Milchmarktkampf BIG-M. Bevor die Walze die Höfe plattmacht, ruft BIG-M-Präsident Martin Haab ins Megafon: „Wir sind nicht gekommen, um zu jammern. Wir wollen auch keinen höheren Milchpreis fordern. Wir wollen verbindliche Milchkaufverträge, die Menge und Preis verbindlich regeln.“ Für Haab und seine Mitstreiter geht nämlich nicht an, dass die Liefermengen bereits geregelt sind, wenn Jahresliefermengen und Prozentangaben die Mengenverteilung innerhalb der Segmente regeln. Seiner Auffassung nach muss der Milchproduzent die Liefermenge in Kilo je Segment abmachen können.

„Obwohl Bundesrat Schneider-Ammann als Agrarminister die Oberaufsicht über die Branche hätte, unternimmt er nichts“, steht in der Pressemitteilung, die nach dem Anlass verteilt wird. Obwohl die Agrargesetzgebung nicht perfekt ist, sind sich die Bauern auf dem Trottoir in Bern in einem Punkt einig: Der Abschnitt zu den Milchkaufverträgen ist nicht zufällig im Gesetz. Rudi Berli von Uniterre formulierte es so: „Wir brauchen Marktregeln, um die Wertschöpfung und die Einkommen der bäuerlichen Landwirtschaft zu erhalten.“ Es sei deshalb an der Zeit, für die korrekte Umsetzung zu sorgen. Sonst bleibe der Bauer Restgeldempfänger.

Damit sich Johann Schneider-Ammann an den entsprechenden Artikel erinnert, wollte man ihm einen eingerahmten Ausdruck von Artikel 37 übergeben. „Damit er den Gesetzestext im Büro aufhängen und so immer sehen kann“, wie Berli sagt.

Schneider-Ammann war leider verhindert, als die Delegation vor den Büros im Ostflügel des Bundeshauses um Einlass fragte. Und die Kühe - Spielzeugkühe aus Plastik – wurden nach der Aktion wieder in die Kartonschachtel versorgt. BIG-M-Sekretär Werner Locher nimmt sie wieder mit nach Hause.

hja