«Chömit, chömit, chömit!», ruft Elisabeth Mathys und schon kommen die Esel angetrabt. Für jeden ihrer Lieblinge hat Mathys ein paar freundliche Worte und Streicheleinheiten, bevor sie sie mit einem Klaps gehen lässt.

Die grossen Grauen sind seit langem fester Bestandteil im Inventar des Bauernhofs Bättwil in Burgdorf BE. Sie sind bei kleinen und grossen Gästen beliebt und lassen ab und zu auch einige von ihnen auf ihrem Rücken reiten. Gäste hat es auf dem Bauernhof, etwas ausserhalb von Burgdorf gelegen, viele. Denn die Familie Mathys bietet verschiedene Möglichkeiten für Übernachtungen, Familienfeste oder Firmenanlässe an.


Ihr Metier


Neben Milchkühen, Mastschweinen und etwas Ackerbau ist der Agrotourismus ein wichtiges Standbein der Familie. Bereits seit 1997 können Gäste im Stroh schlafen. Damals war das ein Trend gewesen. Viele Bauernfamilien sind kurz darauf wieder ausgestiegen. Sie hätten jedoch bereits im darauffolgenden Jahr mit einer kleinen Ferienwohnung im oberen Stock des Bauernhauses nachgelegt, erzählt Elisabeth Mathys.

Der Agrotourismus ist ganz ihr Metier. Die geschäftige Bäuerin putzt die Zimmer, zieht die Betten frisch an und bereitet das Frühstück für die Besucher vor. Ihr Mann Werner halte sich heraus. Aber er helfe ihr bei der Gästebewirtung, wenn Not am Mann sei, betont sie.


Im Moment sei es etwas ruhiger. Aber zur Hochsaison im Mai, Juni und Juli seien sie an jedem Wochenende ausgebucht, erklärt Mathys. «Da bin ich froh um jede Hilfe.»

Es gibt Regeln


Bei all den Menschen, die bei ihnen ein und aus gehen, ist es Elisabeth Mathys wichtig, dass es einige Regeln gibt: «Den Gästen, die Bed and Breakfast gebucht haben, serviere ich das Frühstück in unserer Stube. Sie essen jedoch alleine. Wir schliessen die Türe und essen als Familie nebenan in der Küche.» Morgens sei viel zu besprechen und zu organisieren, erklärt sie. Das interessiere die Besucher nicht sonderlich und sie hätten so ebenfalls ihre Ruhe und etwas Privatsphäre.


Abgesehen von dieser Abgrenzung am frühen Morgen ist schnell klar: Elisabeth Mathys mag es, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. «Ich hatte bereits viele schöne und spannende Begegnungen», erzählt die 62-Jährige. Etwa, wenn sie mit den Wanderern des Jakobwegs, der praktisch vor ihrer Haustüre vorbeigeht, einen Schwatz hält. «Diese Menschen sind wie gute Freunde. Ihnen am Schluss eine Rechnung zu stellen, tut manchmal fast ein bisschen weh», sagt die Bäuerin.


Ihre Gäste


In jüngeren Jahren sei sie selbst viel gereist und weit herumgekommen. Nun ist sie stark an den Bauernhof gebunden. Seit ihrer Heirat mit Werner Mathys vor über 30 Jahren habe sie nur eine Woche Ferien gemacht, schmunzelt sie.

Doch sie vermisse nichts und sei sehr glücklich hier: «Früher ging ich in die Welt hinaus, heute kommen Gäste aus aller Welt zu uns», sagt die Bäuerin. Nicht etwa nur Schweizer Familien – nein, nein! Sie habe schon Touristen aus Südafrika, Korea oder Taiwan beherbergt, erzählt sie nicht ganz ohne Stolz. Sie sind häufig auf der Durchreise und bleiben für eine Nacht. Sie geniessen es, einen Einblick in das Schweizer Bauernleben zu erhalten, auch wenn es nur ein kurzer ist, meint Mathys.


Die Gastgeberin legt sich denn auch ins Zeug, um ihnen den Aufenthalt möglichst angenehm zu machen. «Bei uns gibt es 
keinen grossen Luxus. Doch die Zimmer sind sauber und die Mahlzeiten sind aus regionalen Produkten zubereitet», erklärt sie.

Das werde von den Besuchern geschätzt. Und ihr selbst sei das ebenfalls wichtig. «Wenn ich einmal die Kartoffeln für die Rösti nicht mehr selber schälen kann, werde ich mit Agrotourismus aufhören», so Mathys.


Ihr Ausgleich


Noch ist es aber nicht soweit. Im Gegenteil: Die Familie ist daran, das Angebot weiter auszubauen. Dank eines einmaligen finanziellen Beitrags des Kantons an den Verein Agrotourismus Emmental konnten Mathys die alte Unterkunft für das Matratzen-

lager abreissen und bauen es aktuell komplett neu auf.


«Alles in allem – mit Schlafen im Stroh, Ferienwohnung, Bed and Breakfast-Zimmer, Matratzenlager und Partyraum – werden wir künftig Platz haben für 45 Übernachtungsgäste und können gut 50 Gäste mit Brunch oder Gegrilltem verpflegen», freut sich Elisabeth Mathys.


Seien die Bauarbeiten einmal abgeschlossen, wird sich die Familie an die Hofübergabe

machen. Ihr Sohn David, der zurzeit als Angestellter auf dem Hof arbeitet, wird die Nachfolge übernehmen. «Ich werde aber unser Tourismusangebot sicherlich noch etwas weiterführen», so die Bäuerin. Etwas mehr Zeit für sich wird sie sich aber doch nehmen.

Etwa, um ihr grosses Hobby, die Trachtengruppe, zu pflegen. Auch in stressigen Zeiten versucht Elisabeth Mathys, sooft tanzen zu gehen wie möglich: «Das ist für mich die Gelegenheit, für einmal vom Hof wegzukommen und etwas für mich zu tun», schwärmt sie. Zudem möchte sie wieder einmal mit den Eseln ausreiten gehen. Nur sie und Werner, ohne Gäste. Die können so lange warten.


Deborah Rentsch