"Danke, Pius! Das war eine gute Sitzung heute", sagt Toni Schmutz. "Danke, Toni. Ich denke jetzt sind wir gut unterwegs", antwortet Pius Bucher. Er grinst breit und wirkt zufrieden. Seine linke Faust umschliesst die Kette, die als Griff für seine grosse, schwere Aktentasche dient. In der Tasche hat er die fertig besprochenen Stallbaupläne.

Jetzt, an diesem sonnigen Dienstagvormittag im Mai, müsste Schmutz eigentlich auf dem Feld stehen. Aber der Stallbau geht vor. Draussen ist es schön, durch das Fenster geht der Blick auf die saftigen grünen Wiesen von Ueberstorf FR. Im Hintergrund ragen die Berner Alpen in den Himmel. Weiss verschneit und unverrückbar. Zu Schmutz' und Buchers Füssen liegt ein Labrador, in der Küche steht das Mittagessen parat. Das Treffen mit Bucher war die letzte grosse Sitzung. In wenigen Wochen ist Spatenstich, vor wenigen Wochen haben Pius Bucher und Toni Schmutz die Aufträge an die Bauunternehmer vergeben.

Ein Anruf macht den Anfang

Angefangen hat alles viel früher, nämlich 2014. Damals hat Toni Schmutz ein erstes Mal laut über einen Erweiterungsbau nachgedacht. "Zuerst habe ich einfach mal angerufen", sagt er. Im Büro von Krieger Stallbau klingelte das Telefon aber umsonst, es war niemand erreichbar. Pius Bucher sah den entgangenen Anruf etwas später und rief zurück. Bucher ist der oberste Rindviehstallbauer der Firma Krieger AG aus Ruswil LU. Bucher ist Projektleiter und Abteilungsleiter Rindvieh in Personalunion. Seit 14 Jahren plant, projektiert und realisiert er Rindviehprojekte. Bucher hat also Routine.

Auch Toni Schmutz ist ein Mann mit Routine. "In den letzten sieben Jahren haben wir mit der Rindviehmast Erfahrungen gesammelt", sagt er. Seit 2010 hat er keine Milch mehr produziert. "Irgendwann muss man sich entscheiden und in eine Richtung gehen, sich spezialisieren." Und das macht der Bauer jetzt, mit 49. Es ist sein letzter grosser Wurf. Der Stallbau ist der grösste Schritt in die neue Richtung. Es ist auch der teuerste: Schmutz wendet gegen eine Million Franken für das Unterfangen auf.

 

Die Ausgangslage auf Schmutz' Betrieb ist dabei klar: "Du reduziert den Ackerbau, verkaufst weniger Futter und wirst die betriebseigenen Futtermittel künftig in Rindfleisch umwandeln. Das führt zu einem Bedürfnis nach Platz, nach Stallbau", sagt Pius Bucher. Dabei ist das Projekt eher komplex. "Ich habe hier einen laufenden Betrieb. Während dem Umbau verliere ich etwa die halben Stallplätze", sagt Toni Schmutz.

Ein Provisorium kann den Platzverlust nicht ausgleichen. Und so ist auch das Ziel klar: "Meine Tiere werden den Winter im neuen Stall verbringen." Und auch die Hochsilos müssen bis im Herbst stehen. "Was ich heute Nachmittag ansäen werde, kommt im Herbst in die neuen Silos", sagt Schmutz. Die Silos sind erst geplant, noch nicht gebaut. Bucher lacht auf. "Davon bekomme ich gar nicht so viel mit über", sagt er. Er hat trotz Routine immer Respekt vor der Planungsarbeit.

Mit Akribie und klaren Vorgaben machte sich Bucher dann auch ans Werk, als er mit Toni Schmutz das erste Mal telefonierte und die ersten Gespräche führte. "Bei den Erstgesprächen will ich besser verstehen, was das Gegenüber antreibt. Und es geht vor allem darum, in einer frühen Phase die Baukosten abschätzen zu können." Das ist wichtig. Denn ohne grobe Kostenschätzung kann auch die Finanzierung nicht abgeklärt werden. "Ist die Finanzierung klar, kann man bei der Gemeinde das Baugesuch einreichen", sagt Bucher.

"Wir haben dann ein Vorprojekt gemacht und ein Vorgesuch beim Kanton eingereicht", erklärt Bucher weiter. Damals hat man grob skizziert, wie der Stall aussehen soll. Der Kanton hat das Gesuch geprüft und für insgesamt gut befunden. Toni Schmutz hat das zur Kenntnis genommen. Und gewartet. "Erst im Oktober 2015 haben wir die Pläne dann wieder hervorgenommen", sagt Schmutz.

BTS und RAUS

Und dann begann die eigentliche Planungsarbeit. "Vor anderthalb Jahren haben wir das ganze Projekt überprüft", sagt Bucher. Man hat dafür gesorgt, dass der Stall den Anforderungen des Tierschutzes entspricht. Und sie haben den Stall so gebaut, dass er den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht wird. Das heisst, der Stall erfüllt die Anforderungen der Programme "Besonders tierfreundliche Stallhaltung" (BTS) und "Regelmässigen Auslauf im Freien" (RAUS). Und natürlich wurde der Stall so gebaut, dass Toni Schmutz damit arbeiten kann.

"Wichtig war mir immer, dass Fütterung und Güllenmanagement einfach gemacht werden können", sagt Schmutz. "Die Felder, die wegen der Topografie maschinell nicht gut bewirtschaftet werden können, möchte ich weiden lassen. Und da brauche ich einen Stall, der beides erlaubt: Einfache Fütterung und einfaches Rauslassen der Tiere." Bucher versuchte damals, alle Wünsche zu verstehen und hat dann mit seinem Team die Ideen in erste Planentwürfe umgesetzt.

Die erste Skizze wird dann diskutiert. "Manchmal dauert es etwas länger, bis man zu einem sinnvollen Ergebnis kommt", sagt Schmutz. "Und manchmal braucht es mehrere Rückfragen, bis alles klar ist", fügt er an. Besonders intensiv war das Wechselspiel zwischen Bauherr und Stallbauer kurz vor der Arbeitsvergabe. "Das waren schon zwei Wochen mit vielen Telefongesprächen, Rückfragen, Bestätigungen", meint auch Bucher.

Der grosse Tag: die Arbeitsvergabe

Die Arbeitsvergabe, sie ist das eigentliche Kernstück im Stallbau von Schmutz. Denn die Zeit, die die Gemeinde für die Prüfung des Baugesuchs benötigt, kann genutzt werden, um Offerten einzuholen und die Bauvergabe vorzubereiten. "Unser Ziel war, in jeder Arbeitsgattung - also für die Inneneinrichtung, die Holzarbeiten, die Maurerarbeiten und so weiter - drei verschiedene Offerten vorliegend zu haben", erklärt Bucher. Damit die Offerten das abbilden, was nötig ist, wird ein Leistungsverzeichnis erstellt. "Sämtliche Offerten werden damit vergleichbar. Im Verzeichnis sind alle Leistungen aufgelistet", erklärt Bucher. Das schützt vor bösen Überraschungen.

 

 

Und sobald die Gemeinde die Baubewilligung erteilt, könne man die Aufträge vergeben. "Da kann man dann richtig loslegen", sagt Bucher.

Toni Schmutz hat am 3. März das Baugesuch bei der Gemeinde eingereicht. Die Unterlagen werden an die kantonalen Ämter weitergeleitet und geprüft. Acht Wochen später kam der positive Bescheid vom Kanton zurück. Dann hat er die Bauunterlagen an die Gemeinde weitergeleitet und auch dort ohne grosse Änderungen die Baubewilligung erhalten. Schmutz und Bucher konnten dann richtig loslegen und aus den Offerten konkrete Aufträge machen.

"Als Landwirt kann man das praktisch nicht alleine bewältigen", sagt Toni Schmutz. Am 25. April 2017 hat er mit Pius Bucher zusammen innerhalb von acht Stunden entschieden, wie er sämtliche Bauaufträge vergibt. "Es ist auch für mich ein kopflastiger Tag", sagt Bucher. Und fügt an: "Aber es ist ein sehr wichtiger Tag. Denn wenn man alle Unternehmer am gleichen Tag trifft, hat man den Überblick, kann vergleichen und entscheiden", sagt Bucher. Innerhalb von 24 Stunden könne man den Zuschlag geben. "Den anderen sagen wir ab. Schriftlich. Das sind wir den Handwerkern schuldig, die sich die Zeit genommen haben, um das Projekt zu rechnen", sagt Bucher.

Die Gespräche haben in Bösingen FR stattgefunden. Die Krieger AG betreibt dort eine Filiale. Als Toni Schmutz am Abend nach Hause ging, war er erleichtert. "Da war endlich etwas abgeschlossen." Und auch für Pius Bucher ist der Tag ein Meilenstein. "Vorher weiss man gar nicht, ob man die Bauunternehmer am Bau hat, die man tatsächlich möchte"

"Das ist wie eine Bergetappe beim Velofahren. Bis man oben ist, braucht es Energie. Und jetzt können wir einfach fahren" sagt Schmutz und lacht.

Jetzt folgt die Umsetzung

Mit der Bauvergabe haben Schmutz und Bucher nun den letzten Schritt gemacht, um aus der Idee einen neuen Stall werden zu lassen. Anderthalb Jahre haben sie auf dieses Ziel hingearbeitet. Die Bewilligungen sind alle vorhanden und die Pläne sind fertig besprochen in Pius Buchers Tasche verstaut. Er wird sie im Büro in Ruswil bereinigen, drucken und gemeinsam mit Verträgen und Listen an alle Handwerker verschicken. Damit dann in vier Wochen, wenn der Bau beginnt, das Material bestellt und die Handwerker auf Platz sind. Denn der Stallbezug ist schon geplant. "Ich weiss schon, wann ich wie viele Tiere einstallen werde", sagt Schmutz. Zuerst gibt es aber Mittagessen. Und dann noch etwas Arbeit.

lid/Hansjürg Jäger*

*Der Autor des Dossiers hilft beim Swiss Agro Forum in der Kommunikation und hat in diesem Auftrag das Dossier für den LID verfasst.