Dass immer mehr Pflanzenschutzmittel wegfallen, sei es durch das Bundesprogramm «Gezielte Überprüfung» oder auch durch individuelle Anforderungen des Detailhandels, macht den Gemüseproduzenten Sorgen. «Es ist wahnsinnig, was auf uns zukommt, wenn 
man im gleichen Tempo weiter Mittel streicht», sagte Gemüseproduzent Thomas Wyssa aus Galmiz FR im Februar gegenüber der BauernZeitung. Bei diversen Kulturen würden bereits Mittel fehlen.

Strenge Detailhändler

Produzenten, die Coop beliefern, müssen seit Anfang Jahr auf über hundert verschiedene Wirkstoffe verzichten. Einige davon wären vom Bund aber erlaubt: Methomyl und Zeta-Cypermethrin etwa. Coop gehe beim Einsatz von Pestiziden «bedeutend weiter, als dies der Bund fordert», hiess es im Februar auf Anfrage der BauernZeitung. Diese beiden Wirkstoffe würden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) «als highly hazardous» eingestuft, d. h. «hochgefährlich» für die Gesundheit des Menschen eingestuft.

Die Migros handhabt es gleich, wie die «NZZ am Sonntag» kürzlich berichtete. Sie orientiert sich an den gleichen internationalen Standards, also dürfen die entsprechenden Mittel auch von ihren Produzenten nicht angewendet werden. Dass Coop und Migros in ihren Vorschriften weiter gehen als der Bund, wollte Olivier Félix vom Bundesamt für Landwirtschaft gegenüber der «NZZ am Sonntag» nicht kommentieren: «Das ist Privatsache».

SwissGap handelt


Die allermeisten Gemüseproduzenten arbeiten heute  nach dem SwissGap-Standard. Der gleichnamige Verein sucht nun das Gespräch mit dem Detailhandel. «Wir haben kürzlich allen namhaften Detailshandelsfirmen ein Schreiben geschickt, in dem wir sie bitten, wenn möglich keine eigenen Auflagen zu erlassen, die über Schweizer Lebensmittel- oder Zulassungsrecht hinausgehen», sagt Präsident Marc Wermelinger gegenüber BauernZeitung Online.

Stattdessen möchte man das Thema in der SwissGap-Arbeitsgruppe Rückstandsmonitoring diskutieren, um «Wildwuchs» an weitergehenden Anforderungen zu vermeiden. Das bisherige Feedback fällt laut Wermelinger positiv aus: «Ich bin zuversichtlich. Es ist aber auch klar, wir können keiner Detailhandelsfirma eigene schärfere Auflagen verbieten.»

SwissGap verschliesse sich nicht gegen Forderungen, die über das Gesetzliche hinausgehen. «Aber diese sollten möglichst von der gesamten Wertschöpfungskette umgesetzt werden können.»

Jeanne Woodtli