Umfragen beweisen es: Das beliebteste christliche Fest ist nicht Ostern, sondern eindeutig Weihnachten. Da geht es um etwas Konkretes, eine Geburt, um Liebe und Geschenke. Schwieriger wird es mit Ostern, obwohl es das wichtigste Fest der Christen ist – wie uns seit Kindsbeinen an vermittelt wurde.


Dass Gott seinen Sohn nicht im Tode belässt, sondern ins ewige Leben ruft und damit auch uns diesen Weg vorbahnt, nehmen wir zur Kenntnis. Erfasst es uns noch? – Haben wir vielleicht die Auferstehung allzu sehr ins Jenseits verbannt? – Daran aber mögen wir Vielbeschäftigten jetzt (noch) nicht denken.


Mit dem jetzigen Leben scheint dann Ostern nichts gemein zu haben und es bewegt uns darum nicht weiter.

Bewegung! Wäre dies vielleicht ein Stichwort, uns der österlichen Botschaft zu nähern? – Damals bewegte sich sogar die Erde (Mt 27,51 und 28,2). Der Evangelist schildert damit die Auferstehung Jesu als eine unerwartete Neuheit. Auch die entmutigte Jüngerschar kam in Bewegung. Sie rannte zum Grab und zu Freunden, fasste wieder Mut und trug die Nachricht über das unerwartete Ereignis unter die Leute!


Angefangen bei einer kleinen Schar Bewegter löste Gott mit seiner Tat eine immer grösser werdende Bewegung aus. Ja, Ostern bildet die Wurzel des Christentums. Ohne Auferstehung wäre die Gruppe um Jesus eine kleine jüdische Splittergruppe geblieben. Die vorbildliche Lebensweise ihres Herrn hätte sie zwar weiterhin zur Nachahmung ermuntert, aber über kurz oder lang wäre das Andenken an den politisch Gescheiterten in Vergessenheit geraten. Ostern löst die entscheidende Bewegung aus!

Lebt in uns noch ein Teil dieses österlichen Schwunges? – Oder beschränkt sich unser österliches Bewegtsein vor allem auf den Verkehrsstrom Richtung Süden, der oft genug ins Stocken gerät?


Ich meine, trotz allem schlummert in uns das instinktive «Wissen» um die österliche Wahrheit. Trotz Kreuz und Leid, trotz der vielfältigen Gefährdung und Zerbrechlichkeit unserer Existenz, liegt in allem ein tieferer Sinn. Das Gute und die Liebe werden sich immer wieder stärker erweisen als alles Lähmende und Todbringende. In lähmende Blockierung oder abstumpfenden Trott hinein kommt wohltuende Bewegung.


Liebe Leserin, lieber Leser, österlich bewegte Menschen sind heute mehr den je gefragt, sei es in Familie, Beruf oder Öffentlichkeit. Allzu oft erleben wir lähmende Pattsituationen. Wer wagt es, blockierende Steine wegzurollen? – Überzeugende Menschen mit Gerechtigkeitssinn und Einsatz für die Schöpfungsbewahrung sind gefragt. Durch viele kleine Schritte können sie auch heute da und dort kleinere und

grössere Osterbewegungen auslösen.


Bäuerinnen und Bauern dürfen jedes Jahr das wunderbare Aufblühen und Spriessen in der Natur nahe erleben und mitverfolgen. Heuer erfolgt(e) dieses Spriessen und Keimen zudem besonders früh. Es kann für uns ebenfalls ein untrügliches Zeichen für die Auferstehung sein. Die Kraft des Lebens ist stärker als alles Todbringende.


Ich meine, gerade die Bauersleute könnten darum in hervorragender Weise österlich bewegte Menschen sein. Damit will ich jedoch neben den diversen schwierigen Rahmenbedingungen keineswegs noch zusätzlichen Druck ausüben.

Ich wünsche Ihnen allen von Herzen ein freudiges Bewegt-sein über Ostern von damals und viele österliche Bewegungen heute und in Zukunft.

Konrad Schelbert