Dominique Kähler Schweizer strickt gerne. Zeitweise habe sie drei bis fünf Stunden am Tag gestrickt, sagt sie. Und zwar nicht etwa Mützen oder Schals – nein, ganz ungewöhnliche Motive haben es ihr angetan: Lebensmittel. Unter ihrem Künstlernamen «Madame Tricot» hat sie zwei Bücher zu ihren Strickwerken veröffentlicht und ist an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. 

Qualität bei Lebensmitteln

Von ihrer Kindheit in Paris und der französischen Küche beeinflusst, bildet Dominique Kähler Schweizer mit Vorliebe festliche Tafeln im Stil des 19. Jahrhunderts ab. Vom Schweinskopf auf dem Gemüsebett über Besée-Torten bis zu Hummer. Ihr Vater habe Spezialitäten in Form von Lebensmitteln gesammelt. Dazu gehörten auch Würste aller Regionen Frankreichs. Und natürlich Käse. Vom Blauschimmel-Weichkäse bis zum Hartkäse hat sie in gestrickter Form alles im Repertoire. So zum Beispiel den Urnäscher Hornkuh-Käse. Sie habe die Hersteller angefragt, ob sie ihr die Schachtel für die Masse und Bilder schicken würden zum Nachstricken. Und das hat sie dann auch getan. Dabei ist ihr auch die Botschaft wichtig: «Die Hörner der Kühe sind wichtige Fühler». 

Dominique Kähler Schweizer versieht durchaus auch mal ihre nachgestrickten Produkte mit der Originaletikette. Den Entlebucher Rottannen-Salami vom Sternekoch Stefan Wismer beispielsweise. Von ihrem Vater hat sie eines gelernt: «Qualität bei den Lebensmitteln ist wichtig.» Sie möchte wissen, woher ihr Essen stammt.

Der Tod gehört dazu

Madame Tricot macht auch vor Lebensmitteln nicht Halt, die andere abstossend finden: Schweinsfüsse und Fischgräten etwa. Ihre Würste sind auch mal mit Schimmel überzogen. «Ich stricke gerne Verderbliches», pflichtet sie bei. Mit ihrer Kunst wolle sie etwas auslösen im Betrachter, und zwar nicht nur Schönes. «Mit Wolle kann ich nichts Lebendiges stricken, deshalb sind alle meine Objekte tot.» Sie findet es sogar seltsam, lebendige Tiere oder Menschen zu stricken, weil der Lebenshauch nicht gestrickt werden kann. Und sie kann diese Haltung auch begründen: «Wolle ist totes Naturmaterial, so wie die Objekte, die ich stricke.» Für Dominique Kähler Schweizer ist die Grenze zwischen Leben und Tod ein Faszinosum. «Man kann im Leben nicht geniessen, wenn man sich nicht bewusst macht, dass der Tod dazugehört.»

Nadine Baumgartner