In der SRF Sendung Kassensturz vom Dienstag wurden zwei rumänische Hilfskräfte portraitiert, die unbezahlte Überstunden leisteten und mit abgelaufenen Esswaren verpflegt wurden. Auch Mara Simonetta von ABLA tratt in der der Sendung auf, im Nachgang haben wir ihr einige Fragen gestellt.

Können Sie einschätzen ob es sich um einen Einzelfall handelt oder das Phänomen weit verbreitet ist? Von wievielen Fällen sprechen wir ungefähr?

Mara Simonetta: Wir kennen natürlich nur diejenigen Fälle, die uns gemeldet werden, trotzdem können wir absolut nicht von Einzelfällen sprechen. Berücksichtigen wir die "Dunkelziffer", dann sprechen wir in der Abla von 5-10% der landwirtschaftlichen Arbeitsverhältnisse, bei welchen grundsätzlich etwas bemängelt werden kann.

Wo ist das grösste Problem?

Meistens sind es geleistete Überstunden, die weder notiert noch ausbezahlt wurden noch innerhalb der vorgeschriebenen 3 Monate kompensiert werden können. Die Verpflegung ist vielerorts ebenfalls mangelhaft, vor allem mengenmässig, aber so krass wie im Beitrag sehen wir das doch eher selten. Vielfach ist gar kein Arbeitsvertrag oder dann ein mangelhaft ausgefüllter vorhanden. Ich habe schon "Fresszettel" ohne Namen, ohne Datum oder Unterschriften gesehen, auf denen lediglich der Lohn notiert worden ist - und dann selbstverständlich ein falscher, weil nicht dem Richtlohn entsprechend. Die Arbeitnehmer unterzeichnen dann vielfach etwas, das sie gar nicht verstehen, da sich niemand die Mühe nimmt, es für sie zu übersetzen.

Welche Betriebsarten sind besonders auffällig?

Betroffen sind vor allem Tierhaltungsbetriebe, an zweiter Stelle würde ich Obst- und Gemüseproduzenten setzen.

Das nach wie vor grösste Problem, das jeder Arbeitgeber leicht lösen könnte, sind deren mangelnde Bereitschaft zur Kommunikation und die Faulheit, saubere Arbeitsrapporte zu führen! Ausserdem wäre es auch nicht so schwierig, den Leuten zu sagen, was man von ihnen erwartet, anstatt sie zu drangsalieren. Und am Ende jeden Monats eine Auflistung der Arbeitszeit (v.a. Überstunden!) zu prüfen und sie von beiden Seiten unterzeichnen zu lassen, ist eine Sache von 15 Minuten. Wir bedauern, dass sich die Landwirte für dieses wichtige Thema so wenig motivieren lassen.

Interview (schriftlich geführt): sbu