«Ich will ihnen keine Vorwürfe machen. Ich sage nur, wir haben ein Problem und wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen», sagte Franziska Schwarz vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) in ihrer Rede an der Delegiertenversammlung der Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP) heute, Mittwoch. Gemeint hat sie damit die Pestizidproblematik bei den Gewässern, sowie auch den Schwund von Boden.

Pestizidbelastung zu hoch

Wie eine neue Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) aufzeigt, ist die Pestizidbelastung in kleineren Gewässern in der Schweiz immer noch viel zu hoch. Dies führt dazu, dass sich Wasserlebewesen wie zum Beispiel Fische nicht mehr so vermehren wie sie sollen.

Das Problem: Die verlangten Abstände zu den Gewässern werden nicht richtig umgesetzt. Spritzmittel gelangen ausserdem durch Schächte und Drainagen direkt in die Gewässer.

Torfsackung bereitet Kopfzerbrechen

Ein weiteres Problem ist die Ressource Boden. Gerade im Berner Seeland sacken die Torfböden jährlich um etwa einen Zentimeter ab. Bedenklich dabei ist, dass die Natur 100 Jahre benötigt um einen Zentimeter Humus zu bilden. Das ist nicht nur für die Umwelt ein Problem, sondern auch für die Gemüseproduzenten. Diese stehen dann nämlich plötzlich ohne Humus da. Und der ist die Grundlage damit die Pflanzen wachsen können.

Die Gemüseproduzenten waren durch die Ansprache von Franziska Schwarz sehr aufgebracht. In der anschliessenden Diskussionsrunde fiel mehrmals die Aussage: «Sie werfen uns vor, dass wir uns keine Mühe geben und nicht auf die Natur achten, dabei wurden in den letzten 50 Jahren enorme Fortschritte erzielt.»

Franziska Schwarz motivierte die Bauern daraufhin, nach vorne zu schauen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dies dürfte eine schwierige Aufgabe sein.

Schweizer Gemüse besser ausloben

An der 85. Delegiertenversammlung des VSGP wurde ausserdem über die neue Strategie der Gemüseproduzenten gesprochen. Der Verband will mit einer verbesserten und verstärkten Kommunikation die Konsumenten für die Qualität von Schweizer Gemüse sensibilisieren. Noch immer kaufen die Schweizer Konsumenten für 115 Mio Fr. Gemüse aus dem Ausland ein.

Ausserdem will der Verband mehr junge Leute für die Ausbildung als Gemüsegärtner Motivieren. Daher führt er Schnuppertage auf Lehrbetrieben durch. Der nächste solche Tag ist am 30. Mai geplant.

Im Jahresrückblick berichtete Jimmy Mariéthoz, Geschäftsführer VSGP, dass die Erträge im 2016 etwas tiefer waren als im Vorjahr. Der Gemüsebau sei aber sehr dynamisch. So produzierten die Gemüsegärtner 2016 trotzdem 410'000 Tonnen Gemüse. Im Gemüsemarkt mache sich ausserdem eine Verschiebung von Frisch- zu Verarbeitungsgemüse bemerkbar.

jba