Hochwertige Lebensmittel zu geringen Preisen gefragt

Neben zahlreichen landwirtschaftlichen Organisationen macht sich nach der Präsentation durch den Bundesrat auch die Fenaco Sorgen über die Zukunft der Landwirtschaft und damit ihrer eigenen Geschäftsfelder. In einem Interview mit der «Berner Zeitung» betont CEO Martin Keller zunächst, dass die Konsumenten in keinem anderen Land der Welt weniger ausgeben, als in der Schweiz, nämlich nurmehr 6 Prozent ihres Bruttoeinkommens. Nichtsdestotrotz nähmen Schweizer Lebensmittel «bezüglich Qualität, Sicherheit, Nachhaltigkeit, Rückverfolgbarkeit und Tierwohl weltweit Spitzenplätze ein».

Konsequenzen des neuen Strategiepapieres 

Zum Strategiepapier des Bundesrats wollte sich Keller nicht wertend äussern. Schritte zur Marktöffnung seien auf ihre Notwendigkeit zu prüfen und mit Augenmass anzugehen. «Wichtig ist, dass dabei allen die nötige Anpassungszeit zur Verfügung steht.» Er stelle aber fest, «dass die Vorschläge bei den Bauern zu einer grossen Konsternation führen». Die Fenaco sei zwar als Ganzes nicht gefährdet, im schlimmsten Fall aber die produzierende Schweizer Landwirtschaft. «Würde diese stark beeinträchtigt, verlören wir unseren Zweckauftrag – also die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen der Schweizer Landwirte zu unterstützen», so der Fenaco-Chef. Zudem wäre das Geschäftsfeld Lebensmittelindustrie der Firma stark tangiert. Vollkommen offene Märkte hätten laut Keller zur Folge, «dass sich die inländische Herstellung bestimmter Produkte nicht mehr lohnen würde.» Am stärksten betroffen wären gemäss Kellers Einschätzung die Wertschöpfungsketten von Fleisch, Getreide, Ölsaaten, Kartoffeln, Früchten und Gemüsen. Zusätzliche Chancen aus einer Marktöffnung sieht Keller keine. «Die Märkte für Produktionsmittel wie Dünger, Pflanzenschutz und Landtechnik sind bereits seit Jahren liberalisiert und die Fenaco behauptet sich erfolgreich im europäischen Wettbewerb», so Keller. Angesprochen auf die starke Stellung in gewissen Märkten erklärt er, das sei ein Zeichen dafür, «dass die Kunden mit unseren Leistungen zufrieden sind». 

akr/BauZ