Am 21. Mai stimmen wir ab über die Energiestrategie 2050. «Wir hoffen natürlich sehr, dass sie angenommen wird», sagte Andy Vogel-Kappeler an der Tagung zu Energieeffizienz auf dem Bauernhof. Der Leiter der Kommission «Erneuerbare Energien» vom Verband Thurgauer Landwirtschaft thematisierte das Energie-Sparpotenzial auf Schweizer Bauernhöfen. Zusammen mit Christian Eggenberger vom BBZ Arenenberg.

Netzwerkanlass für Projekt

Es handle sich um einen Kick-off-Anlass, erklärte Andy Vogel an der Tagung in Tänikon. Er stellte in Aussicht, dass im Kanton Thurgau ein Beratungsprojekt entstehen könnte, das die Landwirte bei der effizienten Energienutzung und der Energieproduktion unterstützen soll. Der Kanton Aargau unterhält bereits einen Beratungsdienst für Energie, der auch Spezialisten für Landwirtschaftsbetriebe hat. Der Kanton trägt einen wesentlichen Teil der Kosten für eine Beratung. 

«Die grossen Stromverbraucher sind den Landwirten oft nicht bewusst», gibt Pius Hüsser zu bedenken. Der akkreditierte Energieberater des Kantons Aargau ist einer von zehn Beratern, die eine kurze Einführung in die Landwirtschaft auf theoretischem Wege erhielten und nun durch praktische Erfahrung auf Betrieben zu Experten geworden sind. 

Von Erfahrungen profitieren

Etwa 80 Aargauer Betriebe haben in den letzten 18 Monaten eine Energieberatung in Anspruch genommen. Im Vorfeld füllt der Landwirt jeweils einen Fragebogen zur Energienutzung aus. Daten der Stromrechnung und Dieselverbrauch, aber auch die Art des Betriebes, Anzahl Tiere, usw. werden darin abgefragt.

Am Beratungstermin selber werden die elektrischen Installationen und Verbraucher sowie die Arbeitsabläufe unter die Lupe genommen. Ziel der Beratung sei in erster Linie die Effizienzsteigerung, und dann die Abklärung der Potenziale erneuerbarer Energien. 

Es seien sehr offene und gute Gespräche mit den Landwirten gewesen, bilanziert Hüsser. Eine Sensibilisierung habe ganz klar stattgefunden. 

Produzieren statt sparen

Ein grosses Sparpotenzial beim Strom böten Wärmerückgewinnungssysteme bei der Milchkühlung. Bis zu einem Drittel des Stromverbrauchs könne reduziert werden, so Pius Hüsser. Finanziell allerdings sei es ein grosser Brocken mit 5000 bis 9000 Franken für die Installation. Auch wenn etwa ein Fünftel der Kosten vom Bund übernommen werden. 

Pius Hüsser sieht das Sparpotenzial aber auch an anderen Orten. Beispielsweise sei eine zentrale Warmwasserbereitung mit langen Leitungen nicht unbedingt sinnvoll – je nachdem seien mehrere kleine Boiler am richtigen Standort effizienter.

Pius Hüsser gesteht dann aber auch, obwohl er es als Energieberater nicht gerne sage: «Häufig ist es günstiger, Strom zu produzieren für den Eigenverbrauch anstatt in Stromsparmassnahmen zu investieren.»

Trägerorganisation gesucht

Andy Vogel-Kappeler ist davon überzeugt, dass eine solche Beratung im Thurgau auch Sinn macht. Ob der Bauernverband ebenfalls eine finanziellen Beitrag zu den Beratung leistet, kann er noch nicht sagen. 

Klar ist für ihn, dass die Berater landwirtschaftsspezifisch ausgebildet sein müssen. Wer nur die Mechanismen in Einfamilienhäusern kenne, werde auf dem Bauernhof scheitern. Die Beratung sei aber nicht für spezialisierte Betriebe im Gemüse- oder Obstbau gedacht. Diese hätten andere Anlaufstellen.

«Wir vom VTL leisten Anschubhilfe», so Andy Vogel. Detailliert konzipieren und umsetzen müsse das Angebot dann eine Trägerorganisation. Für ihn wäre eine Zusammenarbeit folgender Organisationen ideal: Die Novaenergie AG, die auch im Aargau das Angebot trägt; die Keest (Kompetenz-Zentrum für erneuerbare Energie-Systeme Thurgau), und die Agro-CleanTech AG, unter der Federführung der Abteilung Energie des Kantons.

Nächste Schritte

Simon Gisler ist Geschäftsführer der Agro-Clean-Tech AG, die zur Dachorganisation für erneuerbare Energien in der Schweiz werden möchte und beim Hauptsitz des Schweizer Bauernverbands stationiert ist. Gisler war an der Tagung anwesend und befindet sich im Kontakt mit Andy Vogel. Genauso sind die kantonalen Behörden bereits in die Pläne mit eingeweiht.

Nadine Baumgartner