Auf Englisch sagt sich vieles leichter. «Cut and come again», kurz CCA, bezeichnet treffend, dass man etwas zur Ernte abschneidet («cut») und später wieder kommt («come again»).

Was Krautstiel und Kresse können, kann Kabis auch: Nachwachsen. Nur kommt er selten dazu, da der Kabisstrunk bei der Ernte meistens ausgerissen wird. Dabei besitzt er wie viele andere Pflanzen die Fähigkeit zur vollständigen Regeneration. Diese Pflanzen muss man also nur einmal aussäen oder pflanzen und kann trotzdem mehrmals ernten. Die zweite, dritte oder gar vierte Ernte fällt zwar mitunter nicht mehr ganz so üppig aus wie die Erste, dafür ist sie schneller reif. Diese Zeitersparnis ist besonders im Winterhalbjahr von Vorteil. Mit dem Wegfall der Anzuchtphase entfällt auch die heikle Zeit, in der die Pflanzen häufig von Schnecken heimgesucht werden. Der zweite Aufwuchs leidet zudem weniger unter der Hitze. Es ist viel einfacher, eine bereits gut verwurzelte Pflanze bei anhaltender Trockenheit mit genügend Wasser zu versorgen, als einen noch nicht angewachsenen Setzling. Dazu kommt, dass viele Pflanzen die Kälte des Winters als Strunk oder mit kleinen Blättern besser überstehen. Ausgewachsener Zuckerhut erfriert bei mehreren Minusgraden, während sich der blattlose Storzen davon nicht beeindrucken lässt und im Frühjahr problemlos wieder austreibt. So kann man bereits früh im Jahr frischen Salat aus dem Garten ernten.

Der biologische Hintergrund

Nicht alle Pflanzen besitzen die Fähigkeit zur Regeneration. Der herzbildende Kopfsalat regeneriert praktisch nicht, während alle herzlosen Salate, also die klassischen Pflück- und Schnittsalate problemlos wieder nachwachsen, sofern Nährstoffgehalt und Pflanzenhormone stimmen. Beim Brokkoli handelt es sich bei der zweiten Ernte um bereits vorgebildete, embryonale Anlagen. Die Seitenknospen entwickeln sich erst, nachdem die Hauptblume entfernt worden ist. Bei anderen Pflanzen, wie dem Kabis, wächst die Pflanze aus dem Wundgewebe nach, auch da scheinen Phytohormone eine wichtige Rolle zu spielen. 

Für gutes Gelingen 

Damit CCA erfolgreich ist, sollten die Pflanzen nicht zu tief geschnitten werden. Am besten lässt man einen daumenhohen Strunk oder, falls das von der Kultur her möglich ist, das Herz der Pflanze stehen. Wird Nüsslisalat bis auf die Wurzel abgeschnitten, wächst er nicht mehr nach. Schneidet man dagegen relativ hoch und lässt den untersten Blattkranz stehen, kann man ihn wenig später ein zweites Mal beernten. Da Nüssli normalerweise sehr langsam keimt, spart das viel Zeit und erhöht den Flächenertrag. Grundsätzlich gelingt die CCA-Kultur in der zweiten Jahreshälfte besser, da Pflanzen in der Sommerhitze öfters in Blüte gehen. Nach der Blüte lassen sie sich nicht  mehr so leicht zu einem zweiten Aufwuchs bewegen, was man beispielsweise beim Rucola gut beobachten kann. Damit das Wachstum nach der ersten oder zweiten, dritten, vierten Ernte wieder möglichst gut in Schwung kommt, sollte man die Pflanzen – vor allem bei hohen Temperaturen – nach der ersten Ernte kräftig giessen. Ausserdem sollte man nach jeder Ernte düngen. Am besten mit Flüssigdünger, der wirkt am schnellsten. Das kann ein käuflicher Gemüsedünger oder selbst gemachte Brennnesseljauche sein, die stark verdünnt und allenfalls mit einer Handvoll Hühnermist angereichert wurde. Ohne Düngung haben Pflanzen wie Kabis und Co. nicht genügend Power, um kraftvoll auszutreiben. Und genau das sollen sie, damit die Mehrfachernte erfolgreich wird und Freude macht. 

Eveline Dudda,

www.spriessbuerger.ch

Eveline Dudda teilt ihr Gartenwissen abwechslungsweise jeden Monat in der BauernZeitung und im Magazin FrauenLand.