Ihre Beziehung ist einfach und harmonisch. Sie achten auf gemeinsame Mahlzeiten am Fressgitter, legen sich zusammen ins Stroh, trotten nebeneinander auf die Weide. Sie haben nie etwas zu diskutieren, sie verstehen sich ohne Worte, diese beiden klugen Rindviecher. Wenn der zweijährige Simmental Lust auf eine andere Kuhdame hat (und das hat er regelmässig), macht seine Red-Holstein-Dame deswegen keinen Kopf. In ihrer Welt gibt es keinen zweiten Muni. Zum Glück, denn Cash würde einem Konkurrenten weniger gelassen gegenüberstehen. Wenn es kalt wird, wie in den vergangenen Frostnächten, rücken die beiden zusammen. Vom Schlachthof hat ihnen niemand erzählt. Die eine wird früher gehen, der andere später. Dass sie nichts davon wissen, macht das Sterben kaum einfacher. Vielleicht aber das Leben?
Ruth Aerni
