Die Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit beginnt bereits im Herbst. Wer sein Gemüse möglichst gut durch den Winter bringen will, verzichtet ab August auf stickstoffhaltigen Dünger wie Mist, Mistkompost, Federn oder Hornmehl. Gut gedüngte Pflanzen ertragen Frost nämlich wesentlich schlechter als knapp ernährte. Der Stickstoff im Dünger sorgt für weiches Zellgewebe und macht die Pflanzen frostanfälliger. Lauch, Rosenkohl, Federkohl, Steckrüben, Winterkohlarten, Nüsslisalat und diverse Zichoriensalate sind perfekt an tiefe Temperaturen angepasst. Sie ertragen die Kälte auch als ausgewachsene Pflanzen. Ansonsten kommen junge Pflanzen mit Frost wesentlich besser zurecht. Im Mai gesäter Krautstiel ist zum Überwintern zu alt. Wird er dagegen erst Ende August gesät, überwintert er sehr gut und schlägt schon früh im Jahr wieder aus. Ausgewachsener Zuckerhut überwintert schlecht, im Spätherbst gesäter Schnittzuckerhut jedoch gut. Winterkefen, -zwiebeln, -knoblauch, -kopfsalat, -spinat und weitere sollten ebenfalls möglichst «jung», also klein in den Winter gehen und entsprechend spät gesät werden. 

Schneeschutz 

Schnee isoliert, er ist ein schlechter Wärmeleiter. Unter einer lockeren Schneedecke überstehen Pflanzen selbst sehr kalte Winter oft völlig schadlos. Es kommt allerdings auf die Schneequalität an: Lockerschnee kann die Temperatur in Bodennähe um bis zu zehn Grad steigern. Nasser Schnee bewirkt das Gegenteil. Man sollte deshalb keinen schweren Schnee ins Beet und über das Gemüse schaufeln. Viel besser ist es, mit dem schweren Schnee am Beetrand eine Schneemauer zu bauen, die das Beet vor kaltem Wind schützt. Wer schon einmal im Wind in der Kälte stand, weiss, wie sehr die «gefühlte» Temperatur von der tatsächlichen Temperatur abweichen kann. Unseren Pflanzen geht es ähnlich. Sie schätzen einen Windschutz. Oft reicht bereits ein gegen die Hauptwindrichtung aufgespanntes, dichtes (Kulturschutz-)Netz, um den Wind abzubremsen. Ein über Bögen gespanntes Vlies kann einen ähnlichen Effekt haben. Die Bögen können dabei auch aus einfachen Weidenruten bestehen. Eine vor dem Beet aufgestellte Bretterwand tut ebenfalls gute Dienste im Kampf gegen den Wind. Über grösseren Einzelpflanzen, wie beispielsweise Artischocken, kann man auch Klapptafeln aufstellen, die rechts und links offen sind und so den Hauptwind abhalten – und den Hauptniederschlag. Denn die Nässe macht vielen Winterkulturen ebenfalls zu schaffen.

Damm gegen Staunässe

Staunässe gilt es auf jeden Fall zu vermeiden. In Gegenden, in denen der Boden im Winter erfahrungsgemäss wassergesättigt ist, sollte man Winterknoblauch, -zwiebeln, -kopfsalat, -spinat und Ähnliches auf Dämmen anbauen, da diese rascher abtrocknen. Bereits ein zehn Zentimeter hoher Erdwall bringt Erleichterung. In sehr niederschlagsarmen Wintern kann es allerdings auch einmal nötig sein zu giessen, um Frosttrocknis zu vermeiden. Man sollte das aber nur an frostfreien Tagen tun und nur so viel Wasser geben, wie der Boden schlucken kann. Sind die Wurzeln erst einmal verfault, erholen sie sich nie mehr. 

Mindestens so gefährlich wie Staunässe ist für die Pflanze das Auftauen zum falschen Zeitpunkt, nämlich mitten im Winter. Ein paar wärmende Sonnenstrahlen im Januar können tödlich sein. Eine Abdeckung mit Laub oder Reisig hilft dieses Risiko zu mindern. Ein locker aufgelegtes Vlies ist ebenfalls besser als nichts. Noch besser ist es jedoch, das Vlies über einen Bogen zu spannen, so dass es nicht auf den Pflanzen aufliegt. Die als Windschutz beschriebenen Massnahmen helfen in der Regel auch gegen die zu frühe Erwärmung.

Langsam abhärten 

Bei starken Wechselfrösten, mit hohen Plusgraden am Tag und Frost in der Nacht, wird der Boden durch Auftauen und Zufrieren stark bewegt. Dabei können Wurzeln abgerissen werden, die Wasseraufnahmefähigkeit wird reduziert und die Pflanze vertrocknet. Dagegen hilft eine Mulchschicht aus Laub oder Stroh, die den Boden vor grossen Temperaturschwankungen schützt. Im Frühjahr sollte dieser Mulch jedoch rechtzeitig entfernt werden, damit sich der Boden wieder erwärmen kann. Plastik ist übrigens weder als Windschutz noch zur Bodenbedeckung ideal, da es den Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht verstärkt. Aus dem selben Grund schneiden Folientunnel beim Wintergemüse schlechter ab als Tunnels aus Vlies.

Je langsamer sich Pflanzen an die Kälte gewöhnen, desto besser können sie mit Frost umgehen. Wintergemüse ist in der Lage, natürliche Frostschutzmittel einzulagern. Das Gemüse erhöht die Anzahl der Moleküle im Gewebe. Die dabei gebildeten Substanzen binden das Wasser so dass es nicht schnell gefrieren kann. Man sollte also nicht gleich bei der ersten Bise das Gemüse von Kopf bis Fuss einpacken, sondern die aufgeführten Schutzmassnahmen erst ergreifen, wenn der Winter bedrohlich nahegekommen ist.

Eveline Dudda, www.spriessbuerger.ch

Eveline Dudda teilt ihr Gartenwissen abwechslungsweise jeden Monat in der BauernZeitung und im Magazin FrauenLand.