Für die erfolgreiche Betriebsführung lohnt es sich, nicht nur an die fachliche Optimierung der Betriebszweige (inklusive Hauhalt) zu denken, sondern die verschiedenen Kompetenzbereiche des Betriebsleiterpaares unter die Lupe zu nehmen und zu überprüfen, ob die Zuständigkeiten ideal verteilt sind. Die Auslegeordnung kann auch den Investitionsbedarf in verschiedene Kompetenzen aufzeigen.Diesersollte nicht auf die lange Bank geschoben werden, denn er ist wesentlich für den Erfolg des Familienbetriebs. 

Wichtige Basis 

Fachkompetenz ist auf einem Landwirtschaftsbetrieb nicht wegzudenken und bildet eine wichtige Basis für den Erfolg. Ergänzt mit Berufserfahrung steigen die Chancen auf gute Erträge in Produktion und Vermarktung sowie eine gesunde Ernährung der Familie. Weiterbildungen und Studium von Fachliteratur bringen die Betriebszweige weiter oder bestätigen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Im landwirtschaftlichen Umfeld ist man längst nicht immer in ein Team eingebunden. 

Weiterbildung mit anderen Menschen ist deshalb besonders wertvoll, weil neue Kontakte geknüpft werden können. PC-Kenntnisse gehören im digitalenZeitalter zum Fachwissenin der Landwirtschaft. Ganz unabhängig von Ort und Terminen kann damit fast alles online abgeholt werden. Das ist in Zeiten von hoher Arbeitsbelastung praktisch.

Gewusst wie

Eine gute Mitarbeiterin hebt sich von einer weniger guten ab, indem sie ihre Arbeit selbständig und effizient plant und ausführt. Das heisst, die Methodenkompetenzkombiniert mit einer guten Fachkompetenz macht den Unterschied aus. Dadurch werden Prioritäten richtig gesetzt und auftauchende Probleme im Arbeitsablauf werden richtig eingeschätzt und ruhig gelöst. Fachwissen alleine genügt nicht; imGegenteil, hohe fachliche Detailverliebtheit in einem spezifischen Bereich ist meist wenig effizient.

Für das Betriebsleiterpaar führt Methodenkompetenz bei Verhandlungen mit Abnehmern von Produkten oder der Bank zum angestrebten Ziel. Das Fachwissen ist hilfreich, sichert die Qualität der Produkte, wird das Gegenüber aber nicht alleine überzeugen. Wird für das Verhandlungsgespräch auf eine gut organisierte Ablage im Betriebsbüro zurückgegriffen, kann noch schneller gepunktet werden. 

Sozialkompetent mit Erfolg

Unternehmerischer Erfolg wird nicht auf Anhieb mit Sozialkompetenz verbunden. Wenn aber die ganze Familie mit Haut und Haar im Unternehmen involviert ist, braucht es eine gesunde Sozialkompetenz, um auf der ganzen Linie erfolgreich zu sein. Umgang mit anderen Menschen, Konfliktbewältigung, Kommunikationsfähigkeit und sich aktiv für gemeinsame Ziele in Betrieb und Familie einsetzen, bilden das Herzstück. Situationsgerechte Kommunikation gegen innen und aussen sind zudem das A und O für das Unternehmen. Für den professionellen Auftritt braucht es kein schauspielerisches Talent, aber das Bewusstsein, mit wem ich im Gespräch bin und wie ich meine Anliegen verständlich anbringenkann.

Ohne Chef geht es nicht

Die meisten Betriebsleiterpaare sind im eigenen Betrieb Mitarbeitende und Chef gleichzeitig. Das macht flexibel in der Arbeitsteilung und wirkt sich positiv auf die Identifikation mit dem Unternehmen aus. Diese Kombination ist aber auch herausfordernd, denn meistens liegt einem eine der beiden Rollen besser. Diese lebt man automatisch auch lieber. Die ideale Lösungist: die richtigen Personenim richtigen Job. Aber nur, wenn beide Rollen richtig besetzt und wahrgenommen werden. Bleibt der Chefposten unbesetzt, wirkt sich das negativ auf das Unternehmen aus. Das Betriebsschiff braucht eine Crew, die sicher navigiert, das Schiff auf Kurshält, um den nächsten Zielhafen zu erreichen. Dabei muss nicht unbedingt die Person mit der grössten Fachkompetenz die Führungsrolle übernehmen. Die Person mit der grössten Führungskompetenz, mit der notwendigen Affinität zum Unternehmen, ergänzt sich ideal mit einem Partner mit grosser Fachkompetenz.

Hohe Arbeitsbelastung im operativenBereich verschliesst die dringend notwendigen Zeitfenster für Führungsarbeit im Familienbetrieb.Die Aufgaben in derUnternehmensführung sollen aber weder unerledigt bleiben, noch delegiert werden. EhrlicheAntworten auf die folgenden zwei Fragen können zu nicht alltäglichenLösungen oder einer neuen Aufgabenverteilung führen:

  • Wer vom Betriebsleiterpaarhat Führungskompetenzenoder eignet sich diese an?
  • Wie kann diese Person fürdie Aufgaben in der Betriebsführungvon operativenArbeiten entlastet werden?

 

Gut mit sich unterwegs sein

Die Persönlichkeitskompetenz entscheidet, ob man sich in den anderen Bereichen weiterentwickeln kann. Da gilt für das Betriebsleiterpaar: Lieber eine Fachzeitschrift weniger lesenund sich Zeit nehmen für andere Themen. Sich selber auf die Schulter klopfen und sich an Erfolgen freuen. Mit sich selber gut unterwegs sein das heisst beispielsweise, das positive Selbstwertgefühl weiterzuentwickeln. Zuversicht und Motivation für die kommenden Herausforderungen muss man zuerst bei sich selber suchen und sie dann im Austausch mit der Familie oder mit guten Freunden festigen.

Lisa Vogt Altermatt, Hauswirtschaft, LandwirtschaftlichesZentrum Liebegg

Artikel aus der BauernZeitung 24. November: Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF