Nur noch Tradition oder ein wichtiger Vergleichsanlass: Wie bedeutend sind Beständeschauen in der heutigen Zeit noch? Trotz der Möglichkeit zur linearen Beschreibung bilden sie für zahlreiche Züchter weiterhin einen bedeutsamen Anlass zum betrieblichen Vergleich. Diese Ansicht wird auch in Swiss-Fleckvieh-Kreisen immer wieder offen vertreten. Die BauernZeitung-Redaktion vernimmt nun vermehrt, dass auch Züchter von ausserhalb des Kantons Bern ihre Tiere auf Schauplätzen wieder punktieren lassen wollen. Die IG Swiss Fleckvieh setzt sich nun dafür ein und wurde bereits bei Swissherdbook vorstellig.

Schwer verständlich

Wie Rolf Dummermuth betont, stehe er in seiner Rolle als Präsident der Rassenkommission Swiss Fleckvieh bei Swissherdbook in erster Linie im Dienst der Züchter. «Und für die Züchter ist es schwierig zu verstehen, warum zum Beispiel ein Berner an einer Beständeschau teilnehmen darf und jemand anderes 
nicht.» Aufseiten der Swiss-Fleckvieh-Züchter bestehe daher der Wunsch, «dass auch Bauern aus anderen Kantonen auf bestehenden Plätzen ihre Tiere aufführen können». So lautet denn auch der Antrag der Rassenkommission bei Swissherdbook. 

An der Züchterfront scheint das Anliegen auf einigen Zuspruch zu stossen. Swiss-Fleckvieh-Züchter Bruno Beyeler aus Plaffeien FR sagt hierzu gegenüber der BauernZeitung: 
«Beständeschauen sollten grundsätzlich allen Züchtern und Tieren offenstehen.» In Plaffeien existiere zwar ein Schauplatz, jedoch dürfen dort nur Simmentaler punktiert werden – ein unverständliches Schaugebaren für den engagierten Züchter.

Nur die «Reinen» punktiert

Gleichermassen würde Willy Birrer aus dem luzernischen Luthern eine grössere Wahlfreiheit respektive Offenheit auf den hiesigen Schauplätzen begrüssen. «Wir haben noch einige Beständeschauen im Kanton Luzern, aber nur für die ‹Reinen›. Gerne würden wir auch gekreuzte Tiere punktieren lassen.» Dadurch würden die Plätze wieder stärker belebt.      

Vonseiten Swissherdbook scheint der Begeisterungswind deutlich lauer zu wehen. Der Swissherdbook-Vorstand sieht keinen Handlungsspielraum. Zu recht?

«Beständeschauen sind wichtige Anlässe, um zu sehen, wo der eigene Zuchtbetrieb steht», betont Daniel Seematter, Präsident IG Swiss Fleckvieh, auf Anfrage. Sie seien wertvolle Veranstaltungen für das ganze Dorf und weit mehr als nur gelebte Tradition. Ähnlich argumentiert Rolf Dummermuth, Präsident der Rassenkommission Swiss Fleckvieh bei Swissherdbook. «Beständeschauen bilden eine zentrale Standortbestimmung.» 

Wer möchte, soll dürfen

So setzen sich Seematter und Dummermuth bei Swissherdbook dafür ein, dass willige Betriebe ihre Tiere auf bestehenden Schauplätzen punktieren lassen dürfen, wenn sie dies denn wollen. Swissherdbook als Dienstleister müsse den Landwirten diese Option offenhalten, zeigt sich Dummermuth überzeugt. 

Swissherdbook scheint von der Anfrage wenig angetan respektive sieht dessen Präsident Markus Gerber keinen wirklichen Handlungsspielraum gegeben: «Swissherdbook ist betreffend die Schauplätze und Rassen an die Bundesverfügung gebunden, in der als Referenz das Jahr 2013 aufgeführt ist.» Gerber kann
momentan bloss dahingehend Auskunft geben, dass der Vorstand die Anfrage «gestützt auf die Bundesverfügung nur ablehnen kann». Das weitere Vorgehen werde bilateral besprochen.

Der Passus existiert nicht  

Von Bundesseite kommt nun aber die Bestätigung, dass die staatliche Verfügung gar keinen entsprechenden Passus kennt. «Die Verfügung an die ASR (Swissherdbook) bezieht sich auf das Referenzjahr 2013 und die damals über die Tierzuchtverordnung abgerechneten Schauplätze als limitierenden Faktor. Über die aufgeführten Rassen werden keine Aussagen getroffen», sagt Martin Weber vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) auf Anfrage. Ebenso wenig thematisiere die Verfügung die kantonale Herkunft der jeweiligen Züchter. Das heisst also: Die Zahl an Schauplätzen ist zwar limitiert, interessierte Züchter dürfen ihre Tiere in der Theorie aber durchaus in einem anderen Kanton aufführen. Auch eine Rassenbeschränkung könnte aufgehoben werden, wenn denn tatsächlich gewollt. 

Als ein System für Praktiker hätten die Beständeschauen «die Zucht weitergebracht. Darum setze ich mich für sie ein», so Rolf Dummermuth. Und mit dem Antrag der Rassenkommission ginge dies auch, ohne die Kosten unnötig anzuheben. «Ob etwa in Luzern 20 oder 50 Kühe auflaufen, spielt bezüglich der Kosten keine grosse Rolle.» Dies scheint auch wichtig zu sein, zumal der Bund kaum mehr Geld fliessen lässt. «Die investierten Mittel leisten einen Beitrag zur Erreichung der Ziele in Bezug auf Brauchtum, Tradition und touristische Attraktivität und werden nicht in Frage gestellt. Eine Erhöhung ist nicht vorgesehen», so Martin Weber. 

cap

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