«Seit wir nicht mehr melken, ist für mich dieses Zusammensein noch viel bedeutungsvoller geworden. Zuvor hat man einander in der Käserei getroffen, heute sieht man sich meist nur im Vorbeifahren, wovon kein Zusammenhalt entstehen kann», betont Guido Roos, der frisch pensionierte Landwirt aus dem Quartiert Oberhürndli in Romoos LU.

Zeit für Geselligkeit

Etwa dreissig Personen sitzen an diesem Sommerabend gemütlich und fröhlich zusammen. «Damit der Aufwand auch für die Gastgeber möglichst gering ist, bringt jeder sein Fleisch für den Grill selber mit. Salate und Desserts werden angemeldet. Die Infrastruktur sowie die Getränke besorgt der Organisator», erklärt Bianca Bucher. Dieses Jahr luden sie und ihr Mann Guido erstmals zu sich ein. Nebenbei durften die Gäste auch das neue Haus der Familie Bucher besichtigen. «Begonnen haben wir mit dem Oberhürndlifest etwa 1985. Damals hatten Quartiere oder Gebiete in der Gemeinde ihre Feste, nur wir nicht. So stellte ich mit meinem Bruder und einem Nachbarn eine Zusammenkunft auf die Beine», erklärt Stephan Kammermann. «Wir haben extra Tische und Bänke dafür gezimmert, die wir unter dem Jahr ausmieteten», blickt sein Bruder Toni auf die Anfänge zurück. Eingeladen haben sie die umliegenden acht Bauernbetriebe. Etwa fünfzehn Jahre lang organisierten sie dieses Fest jedes Jahr allein. Dann wurde es ihnen zu viel.

Nicht nur Landwirte

Die Nachbarsfamilie Koch lud das nächste Mal ein und man beschloss, den Aufwand für die Durchführenden geringer zu halten und künftig untereinander abzuwechseln. «Leider gab es auch einzelne Familien, die ganz selten oder nie ans Fest kamen. Dafür haben wir den Kreis etwas ausgeweitet und heute sind nicht nur die Landwirte, sondern alle Nachbarn eingeladen», betonen Kammermanns. «Nächstes Jahr sind endlich wieder einmal wir dran, dann gibts Musik dazu», freut sich Toni Kammermann, der kürzlich seinen Betrieb altershalber einem jungen «Oberhürndler» verpachtet hat, voller Vorfreude. «Gerade in der heutigen Zeit ist es doch wichtig, das gesellschaftliche Leben zu fördern, dafür ist dieses Treffen da», betont Guido Bucher und seine Frau ergänzt: «Als Zugezogene lernt man so rasch seine Nachbarn kennen, dies schafft eine gute Vertrauensbasis.» «Auch wenn man hier als Nachbarn sowieso auf gegenseitige Unterstützung angewiesen ist, fördert der gesellige Anlass zusätzlich die Beziehungen untereinander", so oder ähnlich tönt es bei allen Anwesenden. «Dies gibt mir auch die Gewissheit, dass ich jederzeit bei meinen Nachbarn anklopfen kann, wenn ich etwas brauche», beteuert Philipp Koch, der mit zwei andern beteiligten Landwirten seinen Schleppschlauchverteiler teilt.

Zusammenarbeit zählt

«Auch sonst leiht man einander dieses oder jenes rasch aus, das ist überhaupt kein Problem. Wir haben ein sehr gutes Einvernehmen untereinander», betont er. «Allerdings stösst man bei unserer Topografie mit der gemeinsamen Nutzung von Maschinen relativ schnell an Grenzen», weiss Seline Roos. Eine Ausnahme bietet wohl der Mistkran, ein beliebtes Mietobjekt. «Nicht nur die Nachbarn, sondern Landwirte aus der ganzen Gemeinde mieten ihn regelmässig. Die tiefer gelegenen Betriebe nutzen ihn im Frühjahr zeitig, so ist er bei den höher gelegenen bis nach deren Schneeschmelze frei, im Herbst gerade umgekehrt. So steht er auf rund zehn Betrieben fleissig im Einsatz», bilanziert Guido Roos.

Annelies Bichsel