Wie kommt eine junge Frau aus dem zürcherischen Embrach, aufgewachsen in einem nichtbäuerlichen Haus, ohne Mitgliedschaft bei der Landjugend und ohne Einsatz beim Landdienst, auf einen ziemlich abgelegenen Hof im oberen Baselbiet?

Eva Kammermann-Brack lächelt vielsagend: «Auf moderne Weise, nämlich übers Internet!» Sieht man die strahlenden Eltern von drei aufgeweckten Buben vor sich, kann man nur sagen: «Zum Glück gibt es www.landflirt.de!» Auf dieser Plattform hatten sich die Pflegefachfrau Eva Brack und der Meisterlandwirt Daniel Kammermann vom Hof Rothengrund vor bald zehn Jahren kennengelernt.

Pferde sind bedeutsam


Eva Brack arbeitete damals in der Chirurgie-Abteilung des Triemli -Spitals. Ihre Ausbildung hatte sie im Zollikerberg-Spital absolviert, wobei ihr das Gebiet der Medizin, das sich mit der operativen Behandlung von Krankheiten beschäftigt, am besten gefiel.

Nachdem sich die Beziehung zum Oberbaselbieter vertieft hatte, nahm die Zürcher Unterländerin eine Wohnung in Liestal und arbeitete im Kantonsspital Baselland, Bruderholz. Mitgenommen hat sie ihr Pferd, das sie auf dem Rothengrund einstellen durfte. «Ich reite, seit ich sechs Jahre alt bin», blickt sie zurück, «Pferde bedeuten mir viel.» So kaufte sie ein zweites Tier, jetzt, wo der Platz vorhanden war. 2009 zog sie auf den Hof.

Das Haus für das junge Paar neben dem Bauernhaus, wo Daniels Eltern Fritz und Marianna wohnen, war geplant und konnte bald bezogen werden. Zwei Jahre arbeitete Eva Kammermann im Bruderholzspital und wechselte dann zur Spitex Sissach. Die Buben Andrin (6), Nicolas (4) und Benjamin (2) wurden geboren.

Andrin weiss heute schon, dass er Bauer werden will und hilft seinem Vater am liebsten, wenn er Maschinen flickt. Auch Nicolas hat Berufspläne; er will Helikopterpilot werden und Chef auf dem Hof. Nachdem das zweite Kind auf der Welt war, gab die Mutter die auswärtige Tätigkeit auf.


Nachbarschaftshilfe


Ins kleine Dorf (Lupsingen hat 1500 Einwohner gegenüber rund 10 00 in Embrach) zu ziehen habe ihr keine Mühe bereitet. Hingegen habe sie Zeit gebraucht, bis sie wusste, wo sie ihre Einkäufe tätigen und Dienstleistungen erhalten konnte. «Daheim ging ich in ein Center, wo alles vorhanden war. Hier ist das eine da und das andere dort.»


Idyllischer habe sie sich das Leben auf dem Bauernhof vorgestellt. Beispielsweise glaubte Eva Kammermann, Bauern würden einander einfach so helfen und nicht Mann- und Maschinenstunden verrechnen.

Als ihr Vater mit anderen Familienmitgliedern einen Unterstand baute für ihr Pferd, gab es dafür ein Nachtessen. Ihr Mann Daniel habe ihr erklärt, der Unterstand sei eine einmalige Sache gewesen und in der Freizeit erstellt worden. Hingegen würden Landwirte in ihrer Arbeitszeit Kollegen unterstützen. Das müsse korrekt abgerechnet werden. «Ich versuche, mich an diese Methode zu gewöhnen», sagt sie schmunzelnd.


Haus und Administration


Die Familie Kammermann betreibt Milchwirtschaft und etwas Ackerbau; der Vater hilft, zudem haben sie einen langjährigen Angestellten aus Polen.

Eva Kammermann, welche die zweijährige Bäuerinnenausbildung absolvierte am Wallierhof, kümmert sich ums Haus, die Familie, die ganze Administration, das Dutzend Hühner, den halben Familiengarten, ihre eigenen sowie zwei Pensionspferde und den Hund.


Sie empfängt Schulmädchen und lehrt sie den Umgang mit Pferden. «Der grosse Star für die Mädchen ist natürlich Maxi mit seinem weissen Fell», berichtet die Bäuerin. «Was sie alles mitbringen für ihn: von der Haarbürste über den glitzernden Haarlack bis zu fein duftendem Öl.»


Für Hobbys bleibt der jungen Frau vorläufig wenig Zeit. Sie ist Kassierin beim Reitverein Dorneckberg und Mitglied im Sektionsvorstand der Bäuerinnen und Landfrauen Reigoldswil. Als Klarinettespielerin bei der Lupsinger Musikgesellschaft pausiert sie momentan.

Sie ist ihrer Schwiegermutter dankbar für die Unterstützung bei der Betreuung der Kinder, besonders wenn sie einen Termin auswärts wahrnimmt.


Benildis Bentolila