Der Betrieb von Claudia Ulrich-Zollinger und ihrem Mann Stefan liegt am idyllischen Katzensee, nördlich der Stadt Zürich. Um den kleinen, verträumten See Natur pur – daneben die grosse Mauer: Verdichtetes Bauen mit mehr als 1000 Wohnungen auf engstem Raum. Ein Betonriegel zwischen Stadt und Land und Landschaft, die auch landwirtschaftlich genutzt wird.


Frisches Brot zum Plättli


Claudia Ulrich und ihre Familie versuchen die Chance zu nutzen, dass ihr Betrieb in einer so schönen Landschaft am Rande der Stadt liegt. Seit mehr als zehn Jahren führen sie ihr Seeholzbeizli. Am Sonntag hängt der Besen draussen, dann ist geöffnet.

Etwa 50 Gäste finden Platz im gemütlichen Raum. Der Renner ist das Plättli mit feinem Speck, Wurst und Käse und frischem Brot, das Mutter Rosmarie bäckt. Im Winter steht jeweils auch eine feine Suppe auf der Speisekarte, im Frühling und Herbst gibts Grilliertes.


Zu den vielen Stammgästen zählen Bekannte aus Watt und dem Furttal, aber auch Leute unterschiedlicher Herkunft, die in den vielen grossen Häusern am Stadtrand wohnen. Sie geniessen es, am Sonntag in der «heilen Welt» am Rand des Naturschutzgebietes etwas Urchiges zu essen, manchmal auch ein Häppchen, ein paar Eier oder frische Früchte aus dem Laden mit nach Hause zu nehmen.

Das Beizli kann auch für private Anlässe gemietet werden. «Wir vermieten lediglich den Raum mit Geschirr und Installationen, für Service oder gar Kochen fehlt die Zeit.»

Parties für Singles aus der Landwirtschaft


Daneben organisieren Claudia und ihre Familie übers Jahr ein paar grössere Anlässe: im Herbst das Oktoberfest und ein-, zweimal eine Buure-Single-Party, 
welche bei Jung und Alt immer beliebter wird.


Claudia Ulrich ist eine engagierte Bäuerin, die auf ihrem Boden Lebensmittel produzieren möchte und ihr Land nicht einfach so dem Naturschutz mit schwer nachvollziehbaren Gesetzen, Verordnungen und Verträgen unterwerfen will.

Schon ihr Vater hat sich für diese Anliegen eingesetzt. In den noch laufenden, langwierigen Verfahren wird sie von ihrem Bruder unterstützt, der eine juristische Laufbahn eingeschlagen hat. Vor bald fünf Jahren hat Claudia Ulrich ihren Mann Stefan kennengelernt.


Leidige Agrarbürokratie


Er kommt aus dem Kanton Luzern, ist Metzger und Landwirt. Beide konnten vor einigen Jahren den Betrieb der Eltern übernehmen. Seither mühen sie sich mit der Agrarbürokratie ab: «Die TVD-Nummer des gemeinsamen Betriebes muss über Zürich laufen. Die Luzerner waren schnell beim Löschen, die Zürcher aber langsam beim Eröffnen. Als Resultat war unser Betrieb für mehrere Tage gesperrt, da wir «nicht mehr existierten.»

Die ÖLN-Kontrollen sind nun die nächste Herausforderung. Machen das die Zürcher oder die Luzerner? Am einfachsten wäre es wohl, wenn jeder Kanton seinen Teil erledigen würde, denn für die LQ-Beiträge gelten in den Kantonen unterschiedliche Kriterien. Leider sieht es im Moment nicht danach aus.»


Claudias Vater erkrankte an einem Nierenleiden und starb im Herbst 2010. Seine Erfahrungen und sein grosses Fachwissen fehlten ihr auf dem Betrieb selber, aber auch bei der berufsbegleitenden Landwirtschaftsausbildung, die sie begonnen hatte. Weil sie auch die Weiterbildung zur Bäuerin mit Fachausweis angefangen hatte, wurde die Belastung gross und so entschieden sich die beiden Frauen, die Mutterkuhhaltung vorübergehend aufzugeben.


Seit bald drei Jahren leben wieder Simmentalerkühe und Kälber auf dem Seeholzbetrieb. Für Claudia Ulrich sind Tiere wichtig, möglichst viele verschiedene. Früher war sie begeistert von der Idee, einen Archehof zu führen. Verschiedene Pro-Spezie-Rara-Rassen kamen auf den Hof, Engadiner Schafe und Strahlenziegen.


Hoffnungen nicht erfüllt


Claudia Ulrich begann Spitzhauben- und Schweizerhühner zu züchten. «Unterdessen habe ich realisiert, dass diese Hühner, sogenannte Zweinutzungsrassen, viel Futter brauchen und jetzt im Winter praktisch keine Eier mehr legen.» Claudia Ulrich war überzeugt, dass sie mit dieser Tierschar in den Kreis der Archehöfe aufgenommen werde. Doch ihre Hoffnungen wurden nicht erfüllt.

«Offenbar muss man ein Biobetrieb sein, um von diesem Label profitieren zu können. Aber davon steht in den Aufnahmebedingungen nichts,» ärgert sie sich. «Uns wurde lediglich mitgeteilt, es würden keine neuen Betriebe mehr aufgenommen, gemäss Website war das dann aber nicht so.»

Nun sind alte Hühnerrassen kein Thema mehr, neben wirtschaftlichen Über
legungen fehlt die Zeit 
für die Zucht – «und die Kunden wollen einfach Eier von frei
laufenden Hühnern», meint sie lachend.

Margreth Rinderknecht