Es ist die schwerste Komplikation einer potenziell vermeidbaren Lebensmittelinfektion und die häufigste Ursache für ein akutes Nierenversagen im Kindes- und Jugendalter: das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS). In den meisten Fällen ist es die Folge einer Infektion mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (Ehec), das sind krankmachende Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli. Sie sondern Giftstoffe ab, die Blutgefässe, Blutzellen und Nieren angreifen. Träger der krankmachenden Keime sind Rinder und andere Wiederkäuer, sie zeigen selber keine Symptome.


Sofort zum Arzt


Anstecken kann sich der Mensch durch rohes oder unzureichend erhitztes Rindfleisch, Rohmilch sowie durch direkten Kontakt mit Kot von infizierten Tieren oder Menschen. Weitere Übertragungswege von Ehec-Bakterien sind kontaminiertes Wasser, Gülle und Mist. Die mit dem Hofdünger ausgetragenen Bakterien können bis zu mehreren Monaten im Boden überleben und über die Wurzeln oder kleine Verletzungen in die Pflanze eindringen. Nicht immer kann der Ansteckungsherd identifiziert werden.  


Drei bis vier Tage, manchmal auch zwei bis zehn Tage nach erfolgter Ansteckung beginnt das HUS typischerweise mit blutigem Durchfall, Erbrechen, Fieber, Bauchkrämpfen und -koliken. Bei diesen Symptomen ist ein sofortiger Arztbesuch angezeigt. Gemäss Angaben des 
Bundesamtes für Gesundheit (BAG) verlaufen trotz intensiver Behandlung bis zu  5% der HUS-Fälle tödlich und bei bis zu 20% der Betroffenen kann eine Nierenschädigung zurückbleiben.


Konstante Fallzahlen

In der Schweiz ist Ehec seit 1999 meldepflichtig. Gemäss BAG-Mediensprecher Adrien Kay sind dieses Jahr bisher 431 Fälle gemeldet worden. Davon waren elf Fälle das HUS, in zehn Fällen waren Kinder unter 16 Jahren betroffen. Aus welchem Umfeld diese Kinder stammen, wird nicht erhoben (wir berichteten über das fünfjährige Bauernmädchen Mona).


Die Statistik des BAG zeigt weiter, dass die Anzahl Ehec-Infektionen über die Jahre hinweg deutlich zugenommen hat, während die Fallzahlen zu HUS mehr oder weniger konstant geblieben sind. Die Zunahme der Ehec-Infektionen sei sehr wahrscheinlich auf den vermehrten Einsatz von neuen Tests in der Routinediagnostik zurückzuführen.

Ansteckung verhindern

Zur Risikogruppe von HUS gehören nebst Säuglingen und Kleinkindern alle immunschwachen Menschen. Sie sollten generell auf den Konsum von rohen Lebensmitteln tierischer Herkunft verzichten. Eine weitere wichtige Präventionsmassnahme ist gründliches Händewaschen – nach dem Umgang mit Tieren, nach jedem Toilettengang, vor der Küchenarbeit, nach dem Hantieren mit rohem Fleisch und vor dem Essen.


Esther Zimmermann