Jaime ist früher als geplant aus der Schweiz zurückgekehrt. Die Kälte war für ihn schon unerträglich. Ein Tag nachdem er angekommen war, begann die obere Wasserquelle nach längerer Zeit wieder Wasser zu führen. Es ist die erste und einzige Quelle, die ganz sauberes Trinkwasser ins Haus bringt. Etwa zwei Jahre lang war sie ganz ausgetrocknet. Dies gab uns einen neuen Motivationsschub, mit der Finca weiter zu machen.

Nun haben die Kühe auch in der obersten Weide wieder Wasser. Sie werden daher oben gemolken. Da es dort aber kein Unterstand gibt, hat sich der Boden des Melkstandortes in Morast verwandelt. Für Schweizer Augen, die sich hygienische Zustände gewohnt sind, eine undenkbare Situation. Aber hier stört sich kaum jemand daran.

Erstaunt stellte ich fest, was die Pflanzen alles leisten können, wenn sie wirklich genügend Regen haben. Erst jetzt wird mir bewusst, wie stark die mässig guten Regenzeiten der letzten Jahre das Potenzial der Kulturpflanzen einschränkte. Noch nie sah ich eine Kürbispflanze, die so üppig wuchs wie jetzt. Die einzige Pflanze, die uns blieb - die restlichen wurden von den Hühner und Enten aufgefressen - trägt mindestens 15 bis 20 Kürbisse von stattlicher Grösse.

Mit der Rückkehr von Jaime haben wir unserem Melker nach langer Zeit wieder ein Wochenende freigeben können. Wie ich bereits vor längerer Zeit berichtet hatte, gibt es hier kaum Regelungen für den Arbeitnehmer. Das heisst, es gibt schon Gesetze, aber niemand kontrolliert sie. So machen die meisten Arbeitgeber gerade was sie müssen, um genügend Arbeiter rekrutieren zu können. Wir sind mit unserer Finca im gleichen System und müssen uns immer wieder hinterfragen, ob wir mit den Arbeitern gerecht umgehen und unsere Arbeitsbedingungen genügend Anreize zum bleiben darstellen.

Ähnlich dem Arbeitnehmer geht es dem Stimmbürger. Resignation hat sich breit gemacht. Viele Wahlbüros blieben am Wahlsonntag fast leer. Es gab keine langen Warteschlangen vor den Wahlurnen und man hörte von keinen entusiastischen Wahlsiegfeiern. Überzeugte Sandinisten wollten keinen Daniel Ortega mehr, aber eine bessere Alternative gab es nicht zu wählen.

Mirka Lötscher