Nun arbeite ich schon fast zwei Monate an der Deutschen Schule in Managua. Bis jetzt sind Dario und ich jedes Wochenende nach Hause gefahren. Freitag Nachmittag machen wir uns auf den etwa vierstündigen Weg und kommen oft nicht vor dem Eindunkeln nach Hause. Zum Glück begleitet uns meine Haushaltshilfe auf jeder Reise, weil sie in der Nähe der Finca lebt. Damit hat Dario eine zusätzliche Ansprechperson, und ich kann mich dadurch besser auf die Fahrt konzentrieren. Trotzdem ist die Fahrt natürlich sehr anstrengend und der Dieselverbrauch ist recht hoch.

Nun habe ich aber eine Möglichkeit gefunden, diese Fahrten optimal auszunutzen: Ich kann Landwirtschaftsprodukte der Finca an meine Lehrerkollegen verkaufen. Meine anfänglichen Bedenken, als gewinnsüchtig zu gelten, konnte ich bald beiseite legen. Meine Kollegen schätzen es sehr, auf so einfache Weise an Frischkäse und andere frische Nahrungsmittel zu gelangen. Zudem besteht unter den Lehrern bereits eine gewisse „Handelskultur“. Jemand bringt regelmässig Vollkornbrot. Yvonne, meine Bio-Kollegin hat je nach Saison Avocados oder andere Früchte im Angebot. Eine andere Lehrerin organisiert für alle Äpfel und Trauben.

Ich hänge am Freitag eine Liste aller Produkte auf, die ich für die folgende Woche bereitstellen kann. Die Kollegen tragen ein, was sie kaufen möchten. Am Montag oder Dienstag bringe ich dann die bestellten Lebensmittel in die Schule. Dabei ist die „Cuajada“, der traditionelle Frischkäse, das meist geschätzte Produkt, das ich auch immer anbieten kann. Wir behalten je nach Bedarf die am Wochenende gemolkene Milch zurück und verarbeiten sie direkt auf der Finca zu Frischkäse.

Letzte Woche habe ich aber auch noch Kontakt mit einem Deutschen geknüpft, der einen Imbiss ganz in der Nähe unserer Wohnung in Managua führt. Er verwendet Joghurt für eine Sauce zu einem griechischen Gericht. Ich habe ihm bald darauf eine Kostprobe verkauft. Er ist begeistert: Mein Joghurt habe sich bewährt. Konsistenz, Geschmack und Haltbarkeit seien sehr gut. Er wird ab Oktober wöchentlich etwa fünf Kilogramm brauchen.

Das Joghurt wird überdurchschnittlich gut bezahlt. Wahrscheinlich besteht der Grund darin, dass die Nachfrage für dieses Produkt noch zu gering ist, und deshalb kein Interesse besteht, es in grossen Mengen zu produzieren.

Als Vergleich ein paar Zahlen: Aus einem Liter Milch produziere ich ein Kilogramm Joghurt. Dieses kann ich für 50 Cordobas (= ca. 1.75 SFr) verkaufen. Für einen Liter Milch zahlt die Käserei in San Dionisio aber nur 9 Cordobas. Die aufwändige Verarbeitung von Frischkäse wird ebenfalls sehr schlecht honoriert: Eine „Cuajada“ (1 „libra“=454g) stellt man mit drei Litern Milch her und kostet in Managua 50 Cordobas, d.h. man verdient pro Liter Milch 16.6 Cordobas.

Wenn sich dieser Verkauf weiter ausbaue liesse, hätte ich auch in Zukunft Grund genug, jedes Wochenende zur Finca zu fahren. Der Buchhaltung der Finca täte es natürlich auch sehr gut, denn immer noch können wir sie nicht selbsttragend führen.

Als Vergleich ein paar Zahlen:

1 l Milch = 1 kg Joghurt à 50 Cordobas = ca. 1.75 SFr

1 l Milch in San Dionisio = 9 Cordobas

1 „libra“ (=454g) Frischkäse (3 l Milch) à 50 Cordobas (16.6/l Milch)

Mirka Lötscher